NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 41/20 | 15. MAI 2020

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Umwelt/Meere

NABU: Bedrohter Ostseeschweinswal steht stellvertretend für verfehlte
Meerespolitik

Internationaler Tag des Ostseeschweinswals: Fischerei neu ausrichten
und Fehmarnbelttunnel stoppen

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Berlin – zum Internationalen Tag des Ostseeschweinswals am 17. Mai
fordert der NABU mehr politische Verantwortung zum Schutz mariner Arten.
Sektorale Interessen verhindern seit Jahren, dass sich der stark
bedrohte Ostseeschweinswal erholt. Sein andauernd schlechter Zustand
steht laut NABU stellvertretend für eine verfehlte Meerespolitik. In der
zentralen Ostsee leben nur noch etwa 500 Tiere. „Angesichts von
Klimakrise und Artensterben ist es an der Zeit, Schutzgebietsmanagement
wirkungsvoll umzusetzen, Stellnetze durch naturverträgliche Alternativen
zu ersetzen und den Bau des Fehmarntunnels zu stoppen“, fordert
NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger.


 

Hohe Beifangzahlen und fehlende Reformen in der Küstenfischerei,
Marinesprengungen und Infrastrukturprojekte inmitten von Schutzgebieten –
die Liste der Gefahren für den Schweinswal ist lang. „Längst hat
Deutschland seine internationale Vorreiterrolle im Meeresschutz
verloren. Es ist traurig, dass heute kilometerlange Stellnetze in
Ostseeschutzgebieten stehen und vermutlich Hunderte von Schweinswalen
das Leben kosten. Immer wieder erleben wir, dass sogenannte
Nutzerressorts den Schutz bedrohter Arten und Lebensräume verhindern“,
kritisiert Kim Detloff, NABU-Leiter Meeresschutz. So fehlen bis heute
Fischereiregulierungen in Schutzgebieten, da sich das federführende
Bundeslandwirtschaftsministerium nicht mit dem Bundesumweltministerium
auf dessen Maßnahmenvorschläge verständigen konnte. Das
Bundesverkehrsministerium und die Landesregierung in Schleswig-Holstein
halten am Projekt des Fehmarnbelttunels fest, der einen 20 Kilometer
langen und 100 Meter breiten Graben in ein für den Schweinswal
ausgewiesenes Naturschutzgebiet reißen soll. Den Meeren fehlt die Lobby
und die Politik denkt viel zu oft in Sektoren anstatt gemeinsam
Verantwortung für die Meeresnatur vor der Haustür zu übernehmen. 


 

Nur eine Woche bevor die Europäische Kommission ihre Strategie zum
Schutz der biologischen Vielfalt vorlegen will appelliert der NABU an
die deutsche Politik, dem Ostseeschweinswal und damit vielen weiteren
marinen Arten Schutz zu geben. Jörg-Andreas Krüger: „Mindestens 50
Prozent der deutschen Meeresschutzgebiete müssen frei von Fischerei und
anderen schädlichen Nutzungen sein. Die Fischereiforschung muss gestärkt
und Anreize für den Einsatz umweltschonender Fanggeräte geschaffen
werden. Und angesichts gesellschaftspolitischer Transformationsdebatten
um die Mobilität von morgen sollte das Verkehrsprojekt des letzten
Jahrhunderts, der Tunnel durch den Fehmarnbelt, neu bewertet und durch
das Bundesverkehrsministerium gestoppt werden.“

 



Hintergrund:

Der Schweinswal ist der einzige Wal, der sich auch an den Küsten
Deutschlands fortpflanzt. In der Ostsee werden zwei Populationen
unterschieden. In der zentralen Ostsee, dem Gebiet östlich von Rügen,
leben nur noch etwa 500 Tiere, sie gelten nach Einschätzung der
Weltnaturschutzunion (IUCN) als vom Aussterben bedroht. Die westliche
Schweinswalpopulation, deren Verbreitungsgebiet von Fischland-Darß bis
in den Kattegat reicht, zählt heute etwa 18.500 Individuen. Auch sie
leidet unter ungewollten Beifängen und zunehmenden Lebensraumverlusten,
nimmt zahlenmäßig ab. ASCOBANS, das von Deutschland ratifizierte
Abkommen zum Schutz von Kleinwalen in Nord- und Ostsee hat bereits 2002
einen Rettungsplan für die Schweinswale in der Ostsee verabschiedet.
Doch wurden die vorgeschlagenen Maßnahmen des sogenannten
Jastarnia-Plans bis heute nicht ausreichend umgesetzt.

 



Mehr Infos: 

www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/robben-und-wale/24398.html
(
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/robben-und-wale/24398.html)


www.nabu.de/fehmarnbelt
( https://www.nabu.de/fehmarnbelt)  

 

 

Mehr Infos & Pressefotos
www.NABU.de/presse




Für Rückfragen:
Dr. Kim Detloff, NABU-Leiter Meeresschutz, Mobil +49 (0)152.09202205, 
E-Mail: kim.detl...@nabu.de




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Tizia Labahn | Silvia Teich 
Tel. +49 (0)30.28 49 84-1510 | -1588 
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