NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 44/21 | 21. APRIL 2021
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Umwelt/Naturschutz
NABU zu Umweltministerkonferenz: Auf Kurs bleiben im Umgang mit Wölfen
Herdenschutz geht vor Abschuss
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Berlin/Schwerin – Auf ihrer heute beginnenden Konferenz legen die
Umweltminister der Länder einen Praxisleitfaden zum Umgang mit Wölfen
vor. Der Umgang mit Wölfen führt immer wieder zu Kontroversen. Die
politische Lage kann sich aber nur mit klaren Richtlinien und
zielführenden Lösungen beruhigen. Der NABU fordert daher alle
Beteiligten auf, einen modernen Wolfsschutz, auf den auch das
Bundesumweltministerium (BMU) und das Bundesamt für Naturschutz (BfN)
abstellen, umzusetzen. Länder und Ministerien müssen weiter auf Kurs
bleiben, Polemik und Blockadehaltungen Einzelner helfen nicht weiter.


Die Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes im März vergangenen Jahres
hatte etliche Fragen aufgeworfen. Der Praxisleitfaden soll nun die
bereits damals versprochene Rechtssicherheit im Umgang mit Wölfen
bringen. Der von BMU und BfN eingebrachte wissensbasierte und
zielführende Vorschlag wurde allerdings zunächst von einigen
landwirtschaftlichen Verbänden und Bundesländern torpediert und auf ein
weichgewaschenes Papier ohne tatsächliche Leitlinien reduziert.
Dank der Beteiligung aller betroffenen Verbände konnten die wichtigsten
Punkte wiederbelebt werden: die Prämisse der Identifizierung des
schadenverursachendes Tieres (keine Abschüsse auf gut Glück), die
Prämisse der Einzelfallentscheidung auch bei den sogenannten
sukzessiven Abschüssen, die strenge Alternativenprüfung und die
umfassende Voraussetzung von Herdenschutzmaßnahmen auch in schwierigem
Gelände nach den Empfehlungen von BfN und DBBW. 
 
Anstatt tatsächlich zielführende Herdenschutzmaßnahmen voranzubringen,
lobbyieren einige Landwirtschaftsverbände aber weiterhin für
großzügigere Wolfsabschüsse. Was zunächst nach einer einfachen
Lösung klingen mag, geht an den tatsächlichen Bedürfnissen der
Weidetierhalter vorbei: Studien und Erfahrungen der Bundesländer mit
jahrzehntelangem Wolfsvorkommen belegen, dass der beste Herdenschutz
stromführende Zäune und/oder speziell ausgebildete Herdenschutzhunde
sind. Abschüsse von Wölfen können dagegen durch die Zerstörung der
Rudelstruktur sogar zu vermehrten Nutztierrissen führen. Der Abschuss
eines identifizierten Wolfes, welcher sich nachweislich auf Nutztiere
als Beute spezialisiert hat, ist sinnvoll und muss zügig und nach klaren
Regeln geschehen. Unnötige Abschüsse müssen hingegen dringend vermieden
werden. 
 
Auch der  Europäische Gerichtshof hat in seinen jüngsten Urteilen zum
Thema Wolf mehrfach deutlich gemacht, dass Abschüsse kein sinnvolles und
zulässiges Mittel für die Erhöhung der Akzeptanz oder als
Herdenschutzmaßnahme sind. Gegen Deutschland (und das gern als
Vorzeigeland missinterpretierte Schweden) liegen momentan eine Reihe
EU-Klageverfahren beim Natur- und Artenschutz vor, drei davon allein zum
Umgang mit Wölfen. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, wie dringlich
es ist, die Bestimmungen der FFH-Richtlinie ihrer Intention nach
umzusetzen. Der vorliegende Leitfaden ist die Chance,
Rechtsunsicherheiten zu klären, Vorbild für EU-Artenschutzrecht zu sein
und die aufgeheizte Situation in Politik und Öffentlichkeit mit klaren
Richtlinien zu befrieden. Der NABU ermutigt die Ministerien auf ihrem
zielorientierten und klaren Kurs zu bleiben und ein Vorbild für ganz
Europa zu werden. Die Methoden für ein modernes Wolfsmanagement sind
hinlänglich bekannt, es ist an der Zeit für ihre Umsetzung.
 
 
Hintergrundinfo:
Der NABU setzt sich aktiv für ein Miteinander zwischen Mensch und Wolf
ein. Mit konkreten Herdenschutzprojekten, Aufklärungs- und Lobbyarbeit
fördert der NABU modernen Artenschutz mit nachhaltigen Zielen. In
diesem Jahr konnte der NABU bereits einen Erfolg im Herdenschutz feiern:
Das vom NABU in Zusammenarbeit mit Verbänden aus Landwirtschaft Tier-
und Naturschutz geforderte Herdenschutzzentrum wurde im März eröffnet.





Für Rückfragen:
Birte Brechlin, Referentin Wolfs- und Wildtierschutz, 
Tel. +49 (0)30.284 984 - 1633 , Mobil +49 (0)162 437 2457 , E-Mail:
birte.brech...@nabu.de


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