Südwind untersucht seit etwas mehr als einem Jahr (glaube ich) die Herstellung von Computern: http://www.clean-it.at/
Schönes Wochenende, Maria -------- Original-Nachricht -------- Datum: Sat, 29 May 2010 12:33:55 +0200 (CEST) Von: Franz Ablinger <f...@monochrom.at> An: metaphy...@gmx.at Betreff: Re: [monochrom] A visit to Dongguan ja, ned bled. wenn du was findest, in die bagasch damit! (soll heissen: ich hab momentan semesterende und die zeit, zeug nebenher zu machen wird immer knapper. die dongguan-geschichte habe ich schon vor mehr als einem monat geschrieben und für triste zeiten mit wenig zeit auf halde gelegt) fra Von: metaphy...@gmx.at An: "Franz Ablinger" <f...@monochrom.at> Gesendet: Samstag, 29. Mai 2010 11:11:59 Betreff: Re: [monochrom] A visit to Dongguan Hi Franky, mein Freund war in der Fabrik, in der das N900 von Nokia hergestellt wird (und viele andere Gadgets), dort werden die Leute nicht so behandelt - sie arbeiten normal viel (was in Asien halt normal ist, weißt eh) und werden gut bezahlt. Ist allerdings auch in Korea, nicht China. Ja es stimmt, die meisten Produkte werden "so" hergestellt, aber nicht alle! Vielleicht wäre es gut, halbwegs fair produzierte Geräte zu nennen, damit auch andere denen den Vorzug geben können. Ist allerdings ziemlich viel Recherchearbeit. Südwind hat sich da an die Arbeit gemacht (mal für Computer). Ich weiß nicht wie weit sie sind, aber frau könnte mal fragen. LG Maria -------- Original-Nachricht -------- Datum: Sat, 29 May 2010 00:14:28 +0200 Von: Franz Ablinger <f...@monochrom.at> An: BAGASCH@LISTS.MONOCHROM.AT Betreff: [monochrom] A visit to Dongguan "We are like prisoners... We do not have a life, only work." Ich kenn es ja nur vom Durchfahren mit dem Autobus auf der Stecke von Shenzhen nach der Provinzhauptstadt Guangdong ("Kanton", das mit der Ente). Die sogenannte "Autobahn", de facto eine 2 x 2 spurige löchrige Landstraße, über die zwischen den Autobussen tonnenschwer überladene LKW rumpeln, ist gesäumt von kleinen garagenartigen Geschäften und dampfenden Straßenküchen, um die Arbeiter auf niedrigen Plastikschemeln hocken. Denn was mal ein riesengroßes Sumpfgebiet im Perlflussdelta war, wächst in atemberaubendem Tempo mit Stadt und Industrie zu, um ein sprawl zu werden wie das Ruhrgebiet oder Groß-Tokyo. Wenn man nicht gerade kotzt ob des Geschuckels über Fly-Overs und andere Provisorien schläft man bald ein, weil landschaftsfressende Industriearchitektur etwas unglaublich eintöniges hat. Dort, in der Weite Südchinas, wird eigentlich alles hergestellt was wir so konsumieren. Computer und Fliesen habe ich mir wirklich näher angeschaut, vom Rest der Produktion be kommt man aber die LKWs, die Verladehäfen - und die Nachrichten mit. Wie ich der heutigen Presse entnehme, springen momentan bei Foxconn des öfteren Leute vom Dach, was dem Unternehmen imagemäßig nicht gut tut. Nur als Hintergrundinformation: Foxconn ist der größte Computerteilehersteller weltweit (mit mehr Mitarbeitern als Siemens) - und unter anderem auch Produzent des iPhone. Es ist eigentlich unfair, jetzt auf Foxconn hinzudreschen, weil de facto wird fast jedes Konsumgüterprodukt so hergestellt. Wir wollens halt billig und das kriegen wir auch, weil der Geiz ist bekanntlich geil. Wer sich selbst ein Bild machen möchte: Ich habe vor einiger Zeit einen Artikel zum Thema gefunden, der zeigt, wie Computermäuse für Microsoft hergestellt werden. Die Zustände ähneln einer Mischung unseres Praktikumsunwesens mit einem schlechten Porno: HTL-Schülerinnen (das chinesische Äquivalent dazu) - bevorzugt weiblich - dürfen gegen Bezahlung von 400 RMB für einen Sommerjob anheuern. Sie werden interniert, unterlaufen Militär-ähnlichen Drill und dürfen 15 Stunden am Tag Mäuse zusammenschrauben. Freizeit gibt es nicht, denn die wird für Verteilzeit (aufräumen, Schulung, etc.) in house benötigt. Jede Verfehlung wird geahndet - mit Gegenverrechnung einer Kompensationszahlung. "Zu ihrer eigenen Sicherheit" werden sie in großen Schlafsälen gehalten und verlassen die Firma nie. Nach Abzug der Verpflegungskosten bleiben 5 RMB pro Stunde. Das sind 50 Eurocent. Wer den Report liest, möge sich vom reisserischen Foto der vor ihrer Arbeit liegenden Arbeiterinnen nicht aufhetzen lassen. Es ist in ganz Asien völlig normal, eine einstündige Mittagspause einzulegen, die üblicherweise schlafend direkt am Arbeitsplatz verbracht wird. Ich erinnere mich, einmal zu Mittag unbehelligt in die Redaktionsräume einer Tageszeitung in Taipei vorgedrungen zu sein. Es sah postapokalyptisch aus: Alles abgedunkelt und überall lagen die Leute an ihren Schreibtischen herum: von der Security am Eingang über den Liftboy bis zu den Redakteuren... Aber ich schweife ab. Denn: De facto sind wir bei Zuständen wie am Anfang der industriellen Revolution - und somit sind die in China herrschenden Zustände als das sicherste Zeichen dafür anzusehen, dass derzeit fundamentale Änderungen vor sich gehen. Andere Autoren nennen es Unterdrückung, Inhaftierung, Sklaverei - ich denke, was hier stattfindet ist ein Wirtschaftskrieg, in dem es um verdammt viel Geld geht. Vielleicht der letzte Wirtschaftskrieg überhaupt. Die SoldatInnen in diesem Krieg werden auch verheizt; unblutiger zwar, aber deshalb um keinen Deut menschlicher. Wer weiss, vielleicht erleben wir schon bald eine "Sabotage" (im Sinne der "Industrial Workers of the World") in China. Die Lunte brennt jedenfalls. Zahlen werden wir die Malaise in jedem Fall. fra link: http://www.nlcnet.org/reports?id=0034 other links: http://english.dg.gov.cn/ (about Dongguan) http://tinyurl.com/y332cll (Foxconn: Fortune 500) http://www.foxconn.com/NWInG/about/global.asp http://de.wikipedia.org/wiki/Industrial_Workers_of_the_World -- GMX.at - Österreichs FreeMail-Dienst mit über 2 Mio Mitgliedern E-Mail, SMS & mehr! Kostenlos: http://portal.gmx.net/de/go/atfreemail