Es gärt in der Nerd-Community. Es geht um das anonyme Internet,
das TOR-Netzwerk. Um den Zugang zu schaffen, gibt es sogenannte
TOR-Exit-Nodes - das sind Server, die die Verbindung zwischen beiden
Netzen, also dem "normalen" und dem "anonymen" Internet herstellen. 
Diese Tore zur Unterwelt sind naturgemäß von Behörden heftigst 
bekämpft, läuft im TOR-Netzwerk ja neben viel legalem Zeug auch 
gelegentlich Illegales. Das ist nun mal die Natur von Kommunikation 
- übrigens in jedem Netzwerk, nicht nur in elektronischen.

In Graz wurde am 30.12.2012 ein solcher Server beschlagnahmt und der 
Betreiber angezeigt. Jetzt ist die nachfolgende Gerichtsverhandlung
mit einem Urteil ausgegangen, nach dem der Betreiber der 
Beitragstäterschaft schuldig sei. Denn durch den Betrieb würde er
die Vermittlung von Inhalten strafbaren Charakters begünstigen.

Die Netzcommunity ist darüber naturgemäß sehr aufgebracht und 
überlegt nun, wie das Wissen über die Natur des Internets in die
breite Öffentlichkeit gebracht werden könnte. Denn:
Mit diesem Urteil steht die Rolle von Netzbetreibern wieder zur
Disposition: Ist ein Telefonanbieter schuldig, weil er nicht
verhindert, dass sich Schwerverbrecher über seine Leitungen 
absprechen? Ist es nicht die Natur einer Sprechverbindung, dass
höchst Persönliches darüber ausgetauscht wird - mit dem Hintersinn,
den Inhalt zu verschleiern? (sonst würde ja schriftlich kommuniziert,
oder?) Kann man Verbrechen verbieten? Muss prinzipiell jede 
Kommunikation überwacht werden können?

Jedenfalls gibt es am Donnerstag, 3.Juli 2014 um 19:00 ein 
Treffen zum Thema TOR-Server im metalab, Rathausstraße 6, Wien.

       fra

links:
https://network23.org/blackoutaustria/2014/07/01/to-whom-it-my-concern/
http://torservers.at/blog/2014/06/07/tor-community-treffen-in-wien/
http://metalab.at/
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