Heiko Recktenwald schrieb:
> Ich bin sehr fuer Arbeitsbeschaffungsprogramme fuer Sozialarbeiter
> jeder Art in Thueringen etc, aber ich glaube halt nicht, dass es eine
> "rechte Ideologie" ueberhaupt gibt. Redet mit den Leuten und es kommt
> schnell raus. Es gibt problematische Jugendliche, die sich fuer rechts
> halten, meinetwegen sogar die von Buessow gesperrten Seiten lesen, aber
> hier von "rechter Ideologie" zu sprechen, wertet die Sache IMHO nur
> auf, es ist nur Muell, womit die Jugendlichen selbst nicht gemeint
> sind, klar.

Ich glaube, Du unterschaetzt die Situation in den oestlichen Provinzen
ganz deutlich.

Ein Freund von mir, Hans Bentzien, mit dem ich ueber 15 Jahre lang immer
mal wieder Mecklenburg, Vorpommern und Brandenburg durchwandert habe, hat
die dabei gesammelten Eindruecke in ein kleines Buechlein gepackt,
"Vergessenes Land", ein Mecklenburg-Vorpommern des Jahres 2023, sich
selbst ueberlassen und anarchisch von Sekten selbstverwaltet. Sicher ein
sehr subjektives Bild, teilweise auch recht skurril beschrieben, aber
eines, was durchaus Bezuege zu aktuellen Entwicklungen hat.

Die Arbeitslosigkeit hat in einigen Regionen durchaus der
Weltwirtschaftskrise vergleichbare Ausmasse angenommen. Derzeit wird das
noch durch die wesentlich hoeheren Standards des Sozialsystems, ueber ABM
etc. abgepuffert, da demontiert man derzeit ganz heftig. Ja, in dieser
Hinsicht ist Ostdeutschland wirklich "Vergessenes Land", was Schroeder und
Co. da derzeit in diesem Teil anrichten, wird ihnen kaum klar sein. Ja,
Berlin ist naher dran als Bonn, aber ein  Jahr lang
Bundesregierungssitzungen im Rathaus von Anklam inklusive Uebernachtung in
den Pensionen der Umgebung wuerde den Herren trotzdem zu denken geben.

Ich muss grad an den Franz Biberkopf aus Doeblins "Berlin Alexanderplatz"
denken (oder halt den aus dem Fassbinder-Film). U.a. schaut der sich auch
bei den damaligen politisch und auf der Strasse gewalttaetig taetigen
Kraeften um. nein, von "rechter Ideologie" kann da keine Rede, nur halt
Arbeittslose auf der Suche nach Halt. Das Ergebnis kennst Du.

Ganz ehrlich, es gibt im laendlichen Mecklenburg-Vorpommern Gebiete, in
denen fuer Bewohner der Gewinn der deutschen Einheit nicht sicher
feststeht. Gewalt von und zwischen Jugendlichen, blinder Hass auf
Auswaertige und Zuziehende, der bis hin zu abgebrannten Haeusern geht,
drangsalierende FAP-Horden etc.

Um Jena herum, in Buergel, Eisenberg z.B. scheint es dazu Vergleichbares
zu geben.

Es kann ganz schoen dunkel sein in Deutschland..

Gruss
Peter





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