Auch wenn man damals eine ganze Welle solcher Gewalt erwartet haben mag: Der Bezug zur "Freiheit", die angegriffen oder gefährdet sein soll, ist immer noch nicht klar. Ich kenne keine terroristische Forderung, die etwas mit der Freiheit des Westens zu tun hat. Deren Problem mit uns ist nicht unsere Freiheit, sondern das, was wir in (bzw. hinsichtlich) deren eigener Region alles - zumindest einmal aus deren Sicht - falsch machen.
Einem Islamisten ist egal, ob die Amerikaner frei oder unfrei sind, aber ihn stört, wenn sie z. B. (fast) jede UN-Resolution blockieren, die Israel verurteilt. Ihn stören "ungläubige" amerikanische Truppen auf (nach islamischer Vorstellung) heiligem Boden bzw. in direkter Nähe der heiligsten Stätten des Islam. Ihn stört die Unterstützung der USA für die Herrscher von Saudi-Arabien. Das alles hat mit westlicher Freiheit doch nichts zu tun, und es wird meines Erachtens nur von Politikern wie Bush dieser Bezug hergestellt, um mehr Unterstützung für ihre Politik zu erhalten und von den wahren Ursachen des Problems abzulenken. Genauso wurde die Öffentlichkeit mit Worten manipuliert, als es heute vor drei Jahren hieß, es seien "feige" Attentäter gewesen. Die haben ihr Leben gegeben und sehenden Auges Flugzeuge in Gebäude gesteuert; das ist das Gegenteil von Feigheit. Bush hingegen ist damals vor lauter Angst um seine Sicherheit quer durch die ganze USA geflogen an dem Tag und irgendwann am Abend einmal nach Washington zurück. Selbst wenn man die Feigheit (was aber nicht der Fall war) ausschließlich auf die Hintermänner der Attentäter bezieht, so ist das unzutreffend, weil auch ein Bin Laden ein hohes persönliches Risiko eingeht, eigentlich in Saus und Braus vom Geld seiner Familie leben könnte und - auch wenn er es natürlich nach Kräften vermeidet - für seine Ziele nötigenfalls viel eher zu sterben bereit wäre als alle Politiker der US-Regierung zusammen hoch drei. Bei aller Verurteilung von Gewalt sollte immer noch ein Stück Logik erhalten bleiben. -----Original Message----- From: Florian Weimer [mailto:[EMAIL PROTECTED] Sent: Saturday, September 11, 2004 10:07 AM To: Florian Mueller Cc: [EMAIL PROTECTED] Subject: Re: Terroristen gegen Freiheit? -- RE: [FYI] Berndt Georg Thamm (GDP) ueber Folter * Florian Mueller: > Das erinnert an "freedom itself was attacked this morning". Schon > damals habe ich nicht verstanden und verstehe auch heute noch nicht, > inwiefern uns Terroristen unsere Freiheit nehmen wollen. Damals mußte man davon ausgehen, daß solche Anschläge fortan monatlich stattfinden würden. -- To unsubscribe, e-mail: [EMAIL PROTECTED] For additional commands, e-mail: [EMAIL PROTECTED]