>>>>> Axel H Horns writes:

> Aber was macht der durchschnittliche
> Buerger? Er betreibt ein "outsourcing" aller Erinnerung an
> fremdbestimmte Externe (Staat, Wirtschaft), die nachher
> mehr ueber ihn wissen als er selbst. Und er kann noch
> nicht einmal in diese "externen Archive" Einblick nehmen,
> selbst wenn er das (spaeter mal) wollte.

Trotz der ergänzenden Ausführungen ist mir nach wie vor
unklar, wie Du hier die Brücke vom privaten Archiv zum
Datenschutz schlägst. Vielleicht ließe sich die Missachtung
des Datenschutzes mit einer Geringschätzung der persönlichen
Historie verknüpfen. Aber selbst das fiele mir schwer.

Im persönlichen Umfeld kenne ich einige Maniacs, die gut und
gern als Archivare durchgehen können. Da kann man auch nach
einer Rechnung fragen, die vor zehn Jahren bei einer
Renovierung anfiel. Die haben sie nicht nur noch, sie finden
sie auch wieder. Ob das aber mit einem Bewusstsein für die
eigene Geschichte zusammenhängt, eine Form der
Briefmarkensammelei darstellt oder schlicht eine penible
Aktenführung, weiß ich nicht.

Datenschutz sehe ich hier gar nicht. 

> Hier sieht man die
> unmittelbare oekonomische Komponente der Archivierung:
> Fuer - im wahrsten Sinne - "begueterte" Adelige war es
> ganz selbstverstaendlich und auch praktisch moeglich, 700
> Jahre lang Dokumente einfach irgendwo abzulegen, statt sie
> zu vernichten. Warum haben sie das damals gemacht? Was
> haben sie sich davon versprochen?

Der Adelsbrief, das verbriefte Recht eine Maut zu erheben,
langfristige Pachtverträge, dazugehörige Korrespondenz
usw. verlangen ein Archiv und ein anderes
Geschichtsbewusstsein. Um für eventuelle Streitigkeiten
gerüstet zu sein, hebt man das besser auf. Diese Dinge haben
eine höhere Halbwertzeit als der Mietvertrag für die
3-Zimmer-Wohnung, der Leasing-Vertrag für den VW Golf oder
die Urlaubsgrüße der Verwandschaft. Interessant wird es bei
der Durchsicht eines Nachlasses meist erst, wenn es um
Tagebücher und Briefe geht. Und da wird auch jede Menge
aufbewahrt, wie etwa Kempowski ("Echolot") zeigt.

                    Patrick

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Ist sie wahr, diese Lüge?

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