Moin,

Am Mittwoch, den 27.07.2005, 11:22 +0200 schrieb Michelle Konzack:
> Am 2005-07-27 10:33:27, schrieb Thomas Amm:
> > Joerg Rossdeutscher wrote:
> 
> > >Ich wäre ja fast geneigt, das Argument von unpatchbar gefährlichen
> > >Uraltversionen wegen hirnloser Stabilitätspolitik in den Ring zu werfen,
> > >oder von wochenlang fehlende Sicherheitsupdates, oder von
> > >Spam/Malwarefiltern, die zwar laufen, aber nutzlos alt sind...
> 
> Also ich habe schon vor zwei Jahren 'spamassassin' und
> Geschwister mir selber gebackportet.  Wo war das Problem ?

Wenn ich mir die Software wieder selbst drehen muss, kann ich auch
gleich LinuxFromScratch verwenden.
Ich verwende für meine Server im Job keine Backports und keinen
Eigenbau, der Kram kommt entweder aus der Distri, oder ich wechsel die
Distri.

1.
Ein Backporter kann vor ein Auto laufen. Innerhalb einer Distri wird der
Maintainer schnell ersetzt - in seinem privaten Projekt möglicherweise
nicht. Ich will nicht die Verhältnissmässigkeiten durcheinander bringen,
sicherlich ist die Gesundheit und das Leben eines Maintainer eine sehr
wichtige Sache, aber letztlich will ich mein Apache/php/whatever nicht
davon abhängig machen, ob irgendwo auf der Welt EINE Person immer
aufpasst, wo sie hinläuft.

2.
Ich habe nicht die Zeit und nicht die Lust, den ganzen Tag
Security-Listen zu lesen, um möglicherweise zu erfahren, dass meine
Eigenkompilat eine Sicherheitslücke übernommen hat - oder möglicherweise
sogar viel zu spät ("responsible disclosure").


> > >...aber vielleicht erzählst du erst mal, was Ubuntu angeblich
> > >Server-untauglich(er) macht (als Debian). Und diesmal bitte kein "Ich
> > >habe hier Ubuntu auf 5 Millionen Servern getestet, und als ich 'ls'
> > >getippt habe, ging überall das Licht aus", sondern mit Quelle. Danke.
> 
> Läßt sich weder auf SATA noch SCSI installieren.  Ich habe übrigends
> mir die 5.04 (InstallCD + LiveCD) zuschicken lassen und SCSI + SATA
> funktionieren immer noch nicht.

Lässt sich bei DIR nicht auf SATA installieren.
Sowas passiert bei allen Distris hier oder da mal, auch bei Debian, auch
bei anderen, mal mit dieser oder jener Hardware.

Das sagt übrigens nichts zu dem Thema "nicht SERVERtauglich". Unter
"nicht Servertauglich" verstehe ich doch eher etwas in der Art von "hat
lahme Sicherheits-updates" oder "kommt mit irgendwelchen
Alpha/Beta-Versionen, um mit den höchsten Seriennummern prahlen zu
können". Oder "bringt nur grafische Konfigurationstools mit". Oder, oder
oder. Etwas, was eine Gefahr nach draussen darstellt.

> 
> > >Eine gewisse Unseriösität attestiere ich dir aber schonmal vorab: 
> > >Bei "Server" hast du nicht mal gefragt, ob es sich um einen
> > >zertifizierten 5000-Clients-Fileserver des Bundesnachrichtendienstes
> > >handelt, oder den Printserver für das 3-Personen-Büro beim Dachdecker.
> 
> Also für ein 3-Personen-Büro würde ich auch keinen
> PrintServer auf Ubuntu installieren...

Zwischen den von mir aufgeführten Extremen gibt es eine große Spanne von
Geräten, die man "Server" nennen könnte. Natürlich kommt man irgendwann
in ein Umfeld, in dem man kein Ubuntu mehr nehmen sollte, in dem man
nicht mal mehr Linux nehmen sollte, sondern z.B. ein BSD. Oder wo man
überhaupt nichts mehr selbst zusammenbaut, sondern bauen und
zertifizieren lässt. 

Trotzdem würde ich gern mal wissen, wieso Debian "servertauglich" ist
und Ubuntu nicht. Ich verwende beides auf unseren Servern für ein
30köpfiges Unternehmen, und bisher ist der einzige wirkliche Unterschied
zwischen Debian und Ubuntu, den ich bisher sehe, dass Ubuntu
perspektivisch aktuelle Software verspricht. Das ist mir wichtig für
Spam- und Malwarefilter auf unseren Mailservern, für netatalk auf
unseren Fileservern (Apple geruht halt nicht, ebensolange wie Debian mit
seinen Releases zu warten), für diverse Software auf unserem Webserver
(z.B. php5 für Typo3/FTB).

Ich bin ja gerne offen für Argumente - wie gesagt, Ubuntu läuft erst
testweise auf einem einzige Gerät, und wenn mir jemand sagen kann, was
Ubutu schlechter macht, dann habe ich da ein offenes Ohr für. 

Bisher kam allerdings nichts anderes als "Die haben einen schöneren
Desktop, daher /kann/ Ubuntu ja als Server nix taugen" - das ist mir zu
dünne. Ob die eine Alpha-Crash-Version von KDE oder Gnome drin haben,
ist mir völlig Latte - das habe ich sowieso nicht auf dem Server. Die
Serverdienste, die ich bisher gesehen habe, sind stabil und aktuell. 

> Ansonsten verwende ich als BasisSystem Woody/Stable
> und ein paar ausgewähle Backports.

Sarge verwende ich mehrheitlich. Ein Woody ist noch dabei.

Sarge wird jetzt schon zum Problem, weil von mir verwendete Software
langsam nach php5 schreit, und wie lange Tools wie ImageMagick noch mit
den xlibs von XFree statt Xorg glücklich sind, wird man ja sehen...


> > Ich auf jeden Fall moechte keine Ubuntu-Migration auf Kundenservern 
> > verantworten muessen.
> 
> Nachdem ich auf meine Devel-Station nur 7 SCSI-Platten hatte,
> mußte ich nun eine 8 GByte IBM dazu installieren um Ubuntu
> zum laufen zu überreden.  Das online Upgrade ging vollständig
> in die Hose und hat mir das System zerlegt.

Das mag ja sein. Wenn Debian problemfrei wäre, gäbe es vermutlich diese
Liste nicht. So ist nunmal das Leben mit Computern: Man dreht irgendwo
dran, und plötzlich bricht irgendwas weg. Oder es lässt sich gar nicht
erst drehen. Oder.
In meinen Augen gibt es Software, die fällt immer wieder auf, weil sie
dauern Ärger macht. Word, Windows, phpBB. Und es gibt Software, die
macht *manchmal* Ärger, weil Menschen Menschen sind und Fehler machen.
Dazu gehört m.E. Debian, aber auch Ubuntu. Beide machen einen guten Job.
Ubuntu scheint dabei inzwischen eher meine Bedürfnisse zu treffen, ohne
dass man nach "besser" oder "schlechter" gewichten müsste.


> Also ich kann nicht sagen das Ubuntu besser als Debian/Sid ist.

Sid ist ja auch nicht schlecht. Ich verwende es seit langem auf meinem
Desktop. Wenn nicht gerade so Phasen sind wie jetzt (Server migrieren
seit einer Woche, Umstellung der C++-ABI, broken libaspell blockiert
etliche Pakete), dann ist Sid eine wunderbare Sache.
Sicherlich nichts für einen Server (security!). Aber meiner persönlichen
Meinung nach ist ein Sid an 355 Tagen im Jahr mehr "stable" als z.B. ein
Suse "fertig" in den Läden steht.

Gruß,
Ratti

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