Matthias Peick schrieb:
> Nein, hilft mir leider genauso wenig, wie das APT-Howto. Es steht
> zwar in beiden drin, wie man etwas tut, aber nicht, warum man das
> macht. Die Frage nach dem Sinn bleibt dem Uneingeweihten
> unbeantwortet.

Der technische Sinn von Pins in /etc/apt/preferences ist, die 
Installation einer ganz bestimmten Version eines Pakets festlegen zu 
können. Normalerweise wird anhand der Versionsnummern grundsätzlich die 
höchste, verfügbare Version genommen.

Wobei die verfügbaren Versionen anhand der Einträge in der sources.list 
bestimmt werden. Trägt man dort Beispielsweise _alle_ Quellen für 
stable, testing und unstable ein, hat man zwangsläufig ein System, dass 
auf dem Versionsstand von unstable läuft. Und gäbe es zusätzlich in 
stable Pakete, die in unstable mittlerweile entfernt wurden, wären 
diese Pakete in der Version von stable im Angebot der Paketliste.

Mit Pins kann man nun festlegen, dass das System trotzdem auf dem 
Versionsstand von stable laufen soll (Pin für stable >1000). Dann 
werden Pakete aus stable nicht automatisch mit Paketen aus 
testing/unstable aktualisiert. Analog zu obigem Szenario hat man dann 
ein stable-System und zusätzlich Pakete aus testing/unstable zur 
Verfügung.

Das Theater beginnt sobald man eines der zusätzlichen Pakete oder ein 
bestimmtes Paket in der Version aus z.B. testing installieren möchte. 
Diese Paket ist dann beispielsweise von einer neueren Version einer 
Library aus testing abhängig. Diese Lib wiederum kann nur zusammen mit 
einer neueren Version der zentralen Systembibliothek libc6 arbeiten. 
Und so kommt es, dass man Ruck-Zuck auf dem Versionstand von testing 
sein muss, damit das gewünschte überhaupt in der neuen Version 
installiert oder funktionieren kann.

Ein Mix zwischen stable und testing/unstable ist nur mit sehr simplen 
Paketen aus testing/unstable zu arrangieren, wie z.B. Shell-Skripten 
(apt-proxy) oder Doku-Paketen. Pins sind häufiger verwendbar bei einem 
System auf dem Versionsstand von testing, wenn man bei einzelnen 
Paketen dem Stand von unstable folgen möchte.

Oder anders gesagt, es bleibt vom ürsprünglichen woody nicht mehr viel 
übrig, wenn Du die genannten Pakete alle installieren möchtest. Ganz 
streng genommen gilt das auch für an woody angepasste Pakete.

Stable bedeutet bei Debian, dass an dieser Distribution und 
Zusammenstellung nichts mehr geändert wird und alles im bekannten 
stabilen Zustand belassen wird. Nur Sicherheitsupdates und Korrekturen 
für gravierende Bugs werden nachträglich eingespielt. Stable und "die 
neueste Version haben will" widerspricht sich also schon vom 
Grundgedanken. Stable Systeme setzt Du ein, wenn ein Dienst am Internet 
hängt und die nächsten paar Jahre seine Arbeit machen soll.

Testing ist das, was die meisten anderen als die stabile Distribution 
in Schachteln packen. Die Versionen sind vergleichbar aktuell, im 
Moment mit Ausnahme der grossen Brocken XFree 4.2, KDE3, u.ä. Das 
dauert eben ein wenig länger. Ein Grund dafür ist, dass Debian nicht 
nur für Intel 32-Bit-Plattformen erscheint, sondern für knapp ein 
dutzend Architekturen.

In Testing kommen alle Pakete aus unstable, für die die Abhängigkeiten 
stimmen und bei denen eine gewisse Zeit (normal 10 Tage) kein neuer 
Bug-Report dazu kam. Bei Testing kann es Dir alle paar Monate 
passieren, dass nach einem Update eine Software nicht mehr richtig will 
und man korrigierend eingreifen oder auf den vorigen Stand zurückgehen 
muss. Beides geht nicht automatisch und daher sind organisatorische 
Vorkehrungen (Backup vor dem Update, lokaler Proxy), als auch über 
"apt-get upgrade" hinausgehende Kenntnisse hilfreich. Wobei ich will 
den Anpruch nicht zu hoch hängen. Die passende Mailingliste zu 
konsultieren gehört schon zu den weitergehenden Kenntnissen.

Unstable sind die Pakete, die die Maintainer erfolgreich gepackt und 
hochgeladen haben. Da es die Prüfbedingungen für testing nicht gibt, 
ist es ein wenig der grosse Kochtopf. Hier gibt es keine Garantie, dass 
alles zusammen passt oder reibungslos funktioniert. Hier solltest Du 
das Debian-System detailliert verstehen.  Wäre sinnvoll, wenn Du Paket- 
oder Installationsfehler zumindest selber analysiert bekommst, um einen 
passenden Bug-Report absetzen zu können. Salopp formuliert, sollte der 
unstable Benutzer sich selbst helfen können. Letztendlich ist das auch 
der Sinn (und somit eine Art der Beteiligung am Debian-Projekt), damit 
anderen zu helfen, indem die Probleme in unstable abgefangen werden und 
testing erst gar nicht erreichen.

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Häufig gestellte Fragen und Antworten (FAQ): 
http://www.de.debian.org/debian-user-german-FAQ/

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