Hi Wer kennt das nicht: Man sitzt vor einer Windows-Kiste und versucht etwas zu bewerkstelligen, was einfach nicht funktionieren will. Den Grund zu finden, warum Windows streikt, erscheint so schwierig, wie das enziffern von One-Time-Pad-verschlüsselten Nachrichten...
Mit ihrem unerbittlichen Eifer haben die Microsoft-Programmierer in Redmond alles herausgeholt, um das nervenbeanspruchendste Betriebssystem auf die Beine zu stellen, das es gibt. Als Trost für den genervten Enduser haben sie ein "paar kleine" Bildchen auf dem Desktop angebracht - dumm nur, dass sich Betriebssysteme in der Regel nicht daran messen, wie schön die Bildchen auf dem Desktop sind... Seit geraumer Zeit benutze ich ausschliesslich Nicht-Windows-Betriebssysteme. Aber wenn ich Windows benutze, kommt es praktisch immer vor, dass ich einem merkwürdigen Fehler begegne, der mich Nerven und Zeit kostet. So auch heute Nachmittag: Ich nahm wohl - oder wollte - eine der trivialsten Funktionen des Windows Datei-explorers in Anspruch: Das rekursive Kopieren von Verzeichnisstrukturen - kurz, ich wollte einen Ordner kopieren. Ich wählte im Explorer also den Ordner aus, den ich kopieren will und machte einen Rechtsklick darauf. Dann wählte ich "Kopieren". Ich wählte den Zielordner an, machte einen Rechtsklick und wählte "Einfügen". Und siehe da, eine Fehlermeldung taucht auf meinem Screen auf: Die Datei "NTUSER" könne nicht kopiert werden; ich solle doch so gut sein und alle Programme schliessen, die möglicherweise auf diese Datei zugreifen könnten. Dumm nur, dass es eigene Systemservices sind, die diese Datei offenhalten, warum ich diese "Programme" auch nicht einfach schliessen kann. Hier ist nebenbei zu erwähnen, dass es unter Windows kein mitgeliefertes, standardisiertes Programm gibt, das einem eine Liste der geöffneten Dateien liefern, die zudem darüber auskunft gibt, welche Programme auf welche Dateien zugreifen - jede/r Benuter/in eines BS, das sich Unix-Derivat nennen darf, weiss: Das ist essentiell. Nun, es erscheint mir nicht eben eminent wichtig, die "NTUSER"-Datei zu kopieren. Darum klicke ich kurzerhand auf "OK", im Glauben, dass der Kopiervorgang für die restlichen Dateien ordnungsgemäss weitergeführt wird. Irrtum: Microsoft wäre nicht Microsoft, wenn der Kopierprozess nicht ganz abgebrochen würde! Schon hier glaubte ich als Unix-User, meinen eigenen Augen nicht trauen zu können. Nicht nur, dass Windows automatisch alle Dateien lockt, die geöffnet sind - schon die Tatsache, dass solche Dateien dauerthaft geöffnet sind, lässt bei mir die Haare zu Berge stehen -, der Windows Explorer ist auch noch unfähig, weitere lesbare Dateien zu kopieren. Hier ist weiter zu bemängeln, dass bei der Datei-Angabe in der Fehlermeldung nur der Dateiname und nicht der Pfad angegeben wird. Das war im Fall "NTUSER" auch nicht weiter schlimm, weil diese sich in der Verzeichnisstruktur direkt unterhalb des Ordners befand, den ich kopieren wollte, also leicht zu finden war. Ich kopierte also den Inhalt des betreffenden Ordners manuell und liess die "NTUSER"-Datei aus. Der Graus kommt aber erst noch: Die Datei "UsrClass", die sich irgendwo im zu kopierenden Verzeichnissbaum befindet, kann aus demselben Grund nicht kopiert werden, wie die Datei "NTUSER". Der Kopiervorgang wird auch hier abgebrochen. Mir schiesst sofort eine Schnellösung wie "find ./ -not -name NTUSER -or -not -name UsrClass | xargs -J %s cp %s \ <targetdir>%s" durch den Kopf. Aber ich realisiere schnell: Das ist kein Unix und hier gibt es nur eine Folterkammer namens DOS-Console (Ja, es ist ein DOS-Emulator). Tatsächlich: trotz der vielseitigen Einschränkungen, die mir Windows auferlegt, fällt mir eine "Lösung" ein. Hier kommt mir sogar eine eigentlich schlechte Einschränkung zu gute - Windows XP Home kennt nur Admins, keine dezidierten Benutzer. Also loge ich mit einem anderen User ein, und kopiere den Ordner, da ich auf _sämtliche_ Dateien auf _sämtlichen_ Laufwerken vollen Zugriff habe - bis auf die geöffneten ;). Solche Geschichten habe ich schon unzählige Male erlebt, obwohl ich, wie erwähnt, selten Windows einsetze. Jetzt habe ich mich entschlossen, diese endlich zu dokumentieren - vielleicht wird daraus mal ein Buch. :) Um endlich auf den Schwerpunkt dieses EMails zu kommen: Wenn Ihr ähnliche Geschichten erlebt habt und bereit seit, diese mir zuzusenden, so bin ich gerne bereit, diese in meine Sammlung aufzunehmen. Ich dokumentiere das ganze in Docbook-XML. Zwischenzeitlich würde ich das ganze gerne auf meiner Website http://www.tuners.ch/~daniel veröffentlichen - wer seine Story nicht veröffentlicht haben will, soll eine betreffende Anmerkung beifügen. greets stefan d PS: Ein simples Kommando "cp" unter Unix mit den betreffenden Parametern hätte sämtliche Probleme gelöst und hätte mich an die hundert mal weniger Zeit gekostet als die Bewerkstelligung desselben unter Windows - ein kleiner Augenzwinker an die hartgesottenen Windows-Benutzer in der BCC-Liste dieses EMails. -- Let's say it like this: Unix is small and beautifull. Linux is smaller, but more beautifull.