Hallo!

Danke André für die wirklich gute Zusammenfassung! Das könnte man fast in eine Wiki-Seite fassen. Denn je mehr Leute, die nicht "hautnah am Geschehen" sind, von den derzeitgen Wogen mitbekommen, desto häufiger wird es die Frage geben, worum es denn geht. Da wäre es gut, so eine Zusammenfassung parat zu haben, auf die man verweisen kann oder in die man selbst hinein schauen kann, um eine gute Antwort zu geben.

Sachlich kann und will ich Andrés Posting nicht erweitern, aber die eine oder andere Illustration ergänzen:

Am 15.04.2010 08:30, schrieb André Schnabel:

Oracle Open Office ist nun aber sehr leicht mit OpenOffice.org zu
verwechseln.

Wie stark diese Verwechslung provoziert wird, wird dadurch bewiesen, dass selbst ein lang gedientes Community-Mitglied, also ein Insider, die aktuellen Veränderungen so verstanden hatte, als wäre das OpenOffice.org umbenannt worden in Oracle Open Office. Er dachte, unser OpenSource-Produkt und unser Projekt, an dem wir als Community arbeiten, würde jetzt Oracle Open Office heißen.

Das Ergebnis dieses Missverständnisses manifestiert sich in diesem Entwurf für eine neue Webseite des Projekts:

http://wiki.services.openoffice.org/w/images/f/f2/Missvert%C3%A4ndnis_OOO_OOo.png

Bitte richtig verstehen: Ich erwähne das hier, um zu zeigen, dass selbst sachkundige Leute auf die nicht mehr vorhandene Unterscheidung zwischen dem kommerziellen Produkt und dem FOSS-Projekt herein fallen können. Es ist zu erwarten, dass es in der allgemeinen öffentlichen Wahrnehmung künftig schlicht nur noch undifferenziert "Open Office" geben wird.

Und das Missverständnis macht sich schon breit:

Frage im Oracle-Forum: "open office will be changed to oracle open office i think ...." Antwort: "Not yet decided..." [1]


Die Verwandschaft zu OpenOffice.org ist aber in den aktuell
verfügbaren Werbematerialien stark in den Hintergrund geraten. Wenn es
auftaucht, dann wird es als kostenlose Alternative zu MS Office
beschrieben (Vorsicht: hab ich nicht selbst geprüft, ich referenziere
auf Stefans Aussage). Für diesen kostenlos-vergleich werden wir als
Comunity immer wieder kritisiert, obwohl wir ihn selbst versuchen zu
vermeiden, wo es geht.

Falls sich jemand selbst ein Bild von den Werbeaussagen machen will, gebe ich hier gerne ein paar Blickpunkte:

Auch Sun hatte bei der Werbung für OpenOffice.org immer wieder einen starken Bezug zu Microsoft Office hergestellt. Nur ein Beispiel ist dieses Popup, das beim Einspielen von Java-Updates erschien:

http://wiki.services.openoffice.org/w/images/7/74/JavaInstall2.png

Auf den aktuellen Seiten zum neuen "Oracle Open Office" steht die Botschaft "billiger Klon von MS Office" absolut im Vordergrund und wird immer wieder hervor gehoben:

Die allererste Werbebotschaft, die ein Interessent erhält lautet:

"Now you can have a full-featured office productivity suite that's compatible with Microsoft Office—at just a fraction of the cost." [2]

Auf gezielte Nachfrage wird gezielt geantwortet:

"Is Oracle Open Office a true alternative to Microsoft Office? - Yes, Oracle Open Office has the major office applications, comprehensive feature set and is compatible with Microsoft Office." [3]

Es gibt einiege weitere Dokumente in denen der selbe Tenor vorherrscht. [4][5]

Das ist natürlich alles nicht gelogen. Das fatale ist die damit erzeugte, falsche Erwartung eines Anwenders, der bislang MS Office benutzt hat. Diese sind nach der ersten Benutzung von OOO oder OOo enttäuscht und verärgert. Dass es solche Verärgerung sehr häufig gibt, erleben wir auf Mailinglisten und in Foren und findet man massenhaft, wenn man mal bei Google die Worte "Open Office" und einen Fäkalbegriff eingibt. Die Verärgerten sind meist zurecht verärgert, denn man hatte ihnen mit OOO/OOo etwas versprochen, was es schlicht nicht ist. Die Verärgerten sind Multiplikatoren eines schlechten Images von OpenOffice.org.

Die eigentlichen Vorzüge und Stärken von OpenOffice.org werden dabei völlig in den Hintergrund gedrängt. Die Lizenzkosten sind ja nur einer von vielen Gründen, warum man OpenOffice.org benutzt.

Ich werde auch nie verstehen, warum Sun/Oracle konsequent diesen marketingmäßigen Kapitalsfelfehler begeht:

Ein Top-Produkt bringt man an den Mann, indem man es als Top-Produkt darstellt, und nicht, indem man es mit einem anderen Top-Produkt vergleicht. Ohne Not wertet man sonst das andere Produkt auf, indem man es selbst zur Referenz, zum Maß aller Dinge erhebt.

BMW macht auch nicht damit Werbung, dass seine Autos genauso gut wie die von Mercedes seien. BMW verkauft seine Autos an BMW-Menschen und Mercedes verkauft seine Autos an Mercedes-Menschen. Die Werbung hilft den Menschen sich zu entscheiden, ob sie BMW-Menschen oder Mercedes-Menschen sein wollen.

Im Übertragenen erklärt Oracle mit seiner Werbestrategie alle Menschen zu Microsoft-Menschen und will sie aber dazu bringen Open Office zu fahren.

Was gibt einem nun das Recht, die Werbestrategie von Sun/Oracle zu kritisieren? Die Werbestrategie wirkt nach meiner Meinung unmittelbar negativ auf OpenOffice.org. Und jede(r) der bei OpenOffice.org dabei ist, kann/soll/muss sich zu Wort melden, wenn er denkt, etwas erkannt zu haben, das dem Projekt schadet. Oder nicht?

Gruß

Stefan

[1]http://forums.oracle.com/forums/thread.jspa?messageID=4117956

[2] http://www.oracle.com/us/products/applications/open-office/index.html

[3] http://www.oracle.com/us/products/applications/open-office/043540.html

[4] http://www.oracle.com/us/products/applications/open-office/060551.pdf

[5] http://www.oracle.com/us/products/applications/open-office/060550.pdf


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