Daniel G schrieb: > On 05.01.2012 15:13, schrieb Jacob Dawid: > > Diese Freiheiten beziehen sich auf Programme, nicht Content. Zu > > Content zähle ich Bilder, Filme, Musik, aber auch nützliches Wissen, > > also auch Erfahrungswissen, Baupläne, Verfahren usw. Wenn Du mal > > nacheinander all die Freiheiten auf Content anwendest, dann merkst > > Du, dass dies keinen Sinn ergibt.
Das mag sein, liegt aber nicht daran, ob das Werk eine "Software" oder "Content" ist, sondern daran, ob das Werk hauptsächlich ein nützliches Werkzeug (ich nenne es mal so) ist, oder ob es zur Unterhaltung dient. > > Unter dem Punkt "Verfahren" gibt es > > eine Zone, in der sich die Kategorien "Programmcode" und "Content" > > überlagern mögen, aber ich würde es eher dem Content zuschreiben. > > Bilder, Filme, Musik, Baupläne kann man sehr wohl > > 0. für jeden Zweck zu benutzen > 1. funktionsweise verstehen und verändern > 2. Kopien weiterverbreiten > 3. verbessern und die Verbesserungen der Öffentlichkeit zur Verfügung zu > stellen > > ... wenn es unter einer entsprechenden freien Lizenz ist. Wobei die CC-Lizenzen hier leider keinen Quellcode verlangen, weshalb ich persönlich auch für Musikstücke etc. lieber die GPL als die CC-BY-SA sehen würde. :-) > Bei Musik, beispielsweise könnte man die verschiedenen Spuren haben aus > denen sich ein Stück zusammensetzt, oder die Noten als "Quelltext" > betrachten (die man aber - anders als bei Software - auch leicht > raushören kann) Interessanterweise war genau das auch ein Thema auf dem diesjährigen Chaos Communication Congress: 4759 "Open source music: Tracking 2.0" http://events.ccc.de/congress/2011/Fahrplan/events/4759.en.html http://mirror.fem-net.de/CCC/28C3/mp4-h264-HQ/28c3-4759-en-open_source_music_tracking_2_0_h264.mp4 Dort beklagt sich der Vortragende ebenfall über die "Consumer- Mentalität", was Musikstücke angeht. Selbst wenn sie unter einer freien Lizenz wie CC-BY-SA angeboten werden, kriegt man letztlich nur das fertig gemixte Recording. Ditto übrigens für Videos. *sigh* Das ist eine ziemlich Unsitte. Man stelle sich vor, die Wikipedia wäre nur als PDF/HTML und nicht als Wiki-Text verfügbar. Wie wollte man dort sinnvoll weiterarbeiten? Wobei die Problematik bei Text in der Tat nicht so heftig ist wie bei Musik oder Videos. Und was ist mit Postscript-Grafiken, die ihrerseits intern ein komplexes Programm sind? (die Postscript-Sprache ist ja eine Programmiersprache) Im Vektorgrafik-Programm kann man zwar die Bestandteile editieren, aber wenn die Grafik z.B. aus vielen Wiederholungen, Graphen, komplexen 3D- Transformationen oder ähnlichem besteht, ist der _richtige_ Quelltext plötzlich *sehr* interessant, und würde zum Beispiel beim Konvertieren nach SVG verloren gehen, obwohl SVG ja auch ein Vektorgrafik-Format ist. Doch es gibt nicht nur "Content", der eher nach Programmcode aussieht. Es gibt auch Programmcode, der eher nach "Content" aussieht: Man schaue sich die ganzen Computerspiele an. Oder die Demo-Szene. Hier künstlich zwischen "Software" und "Content" zu unterscheiden wird der Problematik überhaupt nicht gerecht. Nicht in der heutugen Zeit, und auch noch dem Stand der Technik vor 20 Jahren. Unabhängig davon gibt es aber zweifellos Werke, bei denen die 4 Freiheiten für die Gesellschaft wichtig sind, und andere Werke, bei denen die 4 Freiheiten wünschenswert, aber für eine freie Gesellschaft nicht notwendig sind. Aber diese Grenze verläuft meines Erachtens nach nicht an der Software/Content-Grenze, sondern etwas anders. Diese Grauzone habe ich vor einiger Zeit mal versucht zu beschreiben: http://www.mail-archive.com/fsfe-de@fsfeurope.org/msg01599.html Gruß Volker -- Volker Grabsch ---<<(())>>--- _______________________________________________ fsfe-de mailing list fsfe-de@fsfeurope.org https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de