Am 28.01.2014 00:06, schrieb Robert Kehl:
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Vielen Dank für Eure Antworten. Ich fass' mal meine Tests zusammen:
Jedes Programm habe ich an zwei PDFs getestet. Das erste war ein
Jahreskalender aus Excel via Acrobat Distiller 8.1.0, keine Bilder,
wenig Text, dafür eine Riesen Tabelle. Das zweite war ein 15-seitiges
aus Adobe InDesign CS5.5 (7.5.3) via Adobe PDF Library 9.9, ein paar
Bilder, 3-spaltiger Fließtext. Beide Dokumente mögen vielleicht nicht
perfekt erstellt worden sein, sind aber auch nicht irre kompliziert.
Jedoch sind sie aus der Microsoft-Adobe-Welt, nicht der FLOSS-Welt.
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Inkscape: Beste Darstellung von allen getesteten, aber leider quasi
unmöglich, die Texte wirklich zu ändern.
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Das ist auch nicht der Sinn von Inkscape. Das ist ein
Vektor-Grafik-Programm, nicht ein Text-Editor! Die Buchstaben werden
beim Import in Vektor-Pfade umgewandelt, das ist der Sinn dieses
Programms. Was jedoch relativ gut geht, ist das zu verändernde Textstück
in Inkscape neu zu schreiben und über dem alten zu platzieren, oder auch
das alte zu löschen.
Ich verwende jedoch Inkscape, um Vektrografiken aus PDFs zu extrahieren
und als SVG neu zu bearbeiten und zu speichern. Dafür ist das Programm
Spitze. Das SVG kann wiederum mit Libre Office in ein ODG-Dokument
umgewandelt werden und "echter" statt SVG-Text zugefügt werden.
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LO Draw: Unglaublich langsam beim Kalender, unglaublich schlecht beim
Textdokument, quasi unbrauchbar, da sämtliches Layout zerstört wird.
LO Writer: Öffnet LO Draw, wie sinnig.
Die verschiedenen Module von Libre Office sind eigentlich immer dasselbe
Programm, einfach die Anfangs-Darstellung der verschiedenen Formate ist
verschieden. In Draw können genau so zusammenhängende Textblöcke
erstellt werden, wie in Writer kleine Rahmen-Objekte. Um das Layout
bestmöglich zu bewahren ohne riesigen Aufwand oder Verrenkung, ist der
gewählte Weg sinnvoll. Klar wäre es schön, die Zeilen wieder in Absätze
zusammenfassen zu können, wie in meinem letzten Mail beschrieben.
Du hattest ziemlich Pech mit deinen Dokumenten. Ich habe bei meinen
Tests kein einziges gefunden, wo das Layout nicht sehr gut erhalten
blieb. Hingegen wurden bestimmte Objekte "verschluckt". Von LO selber
erzeugte PDFs werden perfekt wieder importiert, auch ohne der ebenfalls
möglichen Einbettung des Originaldokuments.
Der Test von Linux Magazin bescheinigt LO ein insgesamt gutes Ergebnis.
Indesign-PDF-Dateien wurden vollständig aber etwas verschoben erkannt.
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Scribus: Das Allerschlechteste - dort war überhaupt kein Text auch nur
lesbar, geschweige denn Fragmente des Layouts zu erkennen.
Ja, deckt sich mit Linux Magazin Test.
Gimp: Viel aus wegen der Unmöglichkeit, Texte zu bearbeiten. Ist aber
gut beim 1:1-Extrahieren von ganzen Seiten etwa zur Erstellung eines
Thumbnails.
Kurze Texte lassen sich sehr gut neu schreiben und platzieren, aber das
Ergebnis ist natürlich ein Bitmap. Ist ja auch ein Bitmap-Bild-Programm
und kein Texteditor.
Xournal: Dito ausgefallen wie Gimp.
Xournal macht von jeder PDF Seite ein Bitmap als Ebene und erlaubt es,
im Eigenformat editierbare Objekte darüber zu platzieren. Ist super für
Annotationen.
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Mein Fazit: Es gibt im FLOSS-Sektor nichts, was auch nur annähernd so
funktioniert wie Adobe Acrobat oder natürlich das native Adobe InDesign.
Das dürfte zutreffen, ist wohl auch Absicht. PDF ist ein Format für
Archivierung und Druckvorstufe, sowie als Container für Allerlei, und
gar nicht gedacht als editierbares Austauschformat. Dass Adobe es
trotzdem recht gut editieren kann, liegt einerseits darin, dass Adobe
das Format ja entwickelt hat, sehr gut kennt, und einen sehr grossen
(und teuer bezahlten) Aufwand treibt, damit Grafiker und die
Druckindustrie ihre Produkte verwenden. Adobe hat PDF zwar offengelegt,
treibt aber wohl ein doppeltes Spiel, um ihren Quasi-Vendor-Lockin zu
erhalten.
Selbst das simple Hinzufügen eines Punktes, Streichen eines Wortes oder
Leeren des Textes eines Rahmens wollte mit keinem Programm zweifelsfrei
gelingen.
Bei mir gehen solche Sachen gut. Aber es gibt eben viele verschiedene
Beispiele, die trotz der Endung "PDF" ganz unterschiedlich sein können.
Das ist schade und in meinen Augen ein echter Minuspunkt für FLOSS. Ich
hätte nicht gedacht, dass das Hinzufügen eines fehlenden Punktes am Ende
eines Satze oder das Entfernen eines Blocks Text ein Problem darstellen
würde.
Ich denke du hattest mit deinen Beispielen so viel Pech, wie ich bei
meinen Glück hatte. Viele Jahre konnte praktisch *nur* die FLOSS-Welt
PDFs erzeugen, ohne die extrem teure Adobe-Produkte zu kaufen oder
stehlen. Den Leuten war es egal.
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Liebe Grüsse, Theo
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