Am 14.07.2016 um 21:04 schrieb Wolfgang Romey (woro): > Wer es nicht glaubt, findet meine Begründung hier: > > http://blogs.fsfe.org/wromey/2016/07/14/warum-sind-nachhaltige-gerate-immer-so-wenig-attraktiv/
Guter Ansatz. Es geht aber noch weiter. Dass die Hersteller bemüht sind, Geräte zu produzieren, die möglichst schnelllebig sind (aber nicht so scheinen) entspricht schon lange der inhärenten kapitalistischen Logik und dem Wachstumsgedanken. Dass es ihnen gelungen ist, die geplante Obsoleszenz vor allem auf die psychologische Ebene zu verschieben, ist etwas neuer: die meisten Menschen ersetzen ihre Geräte nach Mode-Kriterien, die ihnen von der Werbung suggeriert werden, obwohl sie meistens noch perfekt funktionieren. Leider werden sie dabei tatkräftig unterstützt von Verwaltungen, Behörden und sogar Politik, indem die Rahmenbedingungen zu schnell gewechselt werden, z.B. behördlich verordnete Protokolle. Hier ein Beispiel von behördlich geplanter Obsoleszenz aus der Schweiz, die wohl auch in wenigen Jahren andere Länder heimsuchen wird: Vor wenigen Monaten wurde hier die Satellitennorm DVB mit dem dazu inkompatiblen DVB2 ersetzt, d.h. DVB ausgeschaltet. Das hängt nicht nur mit der Ausstrahlung von TV-Sendungen in HD-Auflösung zusammen, sondern es wurden gleich alle Radiosendungen umgestellt, anders als z.B. in Deutschland, wo die Radiokanäle nach wie vor mit DVB arbeiten und bei den TV-Kanälen DVB2 optional zusätzlich gesendet wird. Als einziges Land in Europa sendet die Schweiz nicht mehr in den Formaten, welche die grosse Mehrheit der noch vorhandenen, nur wenige Jahre alten Empfänger empfangen können. Viele Tausende Geräte in der Schweiz wurden auf einen Schlag nutzlos, ausser man verzichtet auf die schweizerischen Sender. Wohlgemerkt *digitale* Geräte; die analogen Sender wurden vor einiger Zeit überall ausgeschaltet. Und vor wenigen Jahren gab es eine ähnliches Beispiel, als die Verschlüsselungstechnik der TV-Kanäle geändert wurde (sowie ein Skandal, aber Deutsche verpassen nicht viel und das beste kommt später offen auf 3sat). Ein noch krasseres Beispiel war die voreilige Einführung von DAB (Digital-Radio), das kaum vorhanden, vom nicht kompatiblen DAB+ ersetzt wurde. Viele Sender hier sind nicht mehr auf DAB, wer klassische oder alternative Musik oder Jazz mag, kann sein DAB-Gerät also auch gleich entsorgen. Es geht hier also nicht um die Offenheit der Normen oder um deren "Attraktivität", sondern um mangelnde politische Kontrolle der Grundversorgung, und das sogar in der Schweiz, wo man prinzipiell über alles mögliche abstimmen kann. Aber diese technischen Rahmenbedingungen interessieren niemanden und so können die Behörden und Regierungen schalten und walten. Und sie scheinen hauptsächlich die Industrien zu vertreten, wie auch beim bekannteren TTIP, welches für die Menschen wohl auch weitreichende negative Folgen haben wird, falls es durchkommt. Liebe Grüsse, Theo _______________________________________________ fsfe-de mailing list fsfe-de@fsfeurope.org https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de