On Wed, 28 Jul 2021, Dr. Michael Stehmann wrote:

Übrigens bin ich sehr dafür, dass Menschen ihr Verhalten an ethischen Kriterien orientieren, auch wenn man über den Inhalt dieser Kriterien durchaus - auch seriös - diskutieren kann.

Ich sehe in meinem Umfeld viele Initiativen (Wohnprojekte, Foodcoops, Makerspaces) auseinanderbrechen, wenn sie versuchen, neben ihrem jeweiligen Kernthema noch weitere Weltverbesserungsansätze zu etablieren, auf die sich eben nicht alle Gruppenmitglieder einigen können. Die Foodcoop war gegründet, um ökologische Landwirtschaft zu fördern, aber dann zerbricht sie an der Uneinigkeit darüber, ob man rechts gesinnte Mitglieder haben darf. Der Makerspace war gegründet, um Menschen den Zugang zu Werkzeugmaschinen zu ermöglichen, die sich die einzelnen Mitglieder nicht leisten können. Aber dann zerbricht er an der Spaltung in ein Corona- und ein Anticoronalager. Das Wohnprojekt war gegründet, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Aber dann scheitert es an unvereinbaren Haltungen zu Schule und Schulpflicht.

Das war jetzt etwas vereinfacht und zugespitzt, aber im Grunde sehe ich die Tendenz, Weltverbesserungsprojekte mit zuvielen Ansprüchen zu überfrachten, über die die Gruppe keine Einigkeit mehr erzielen kann. Wenn man 10 politische Themen nimmt, die sich mit einem Dafür und Dagegen besetzen lassen, dann gibt es 2^10 = 1024 Variationen (im Sinne der Kombinatorik). Das bietet Potential für 1024 dogmatische Gruppen, die alle nicht miteinander arbeiten können.

Es gibt ja jetzt schon eine unüberschaubare Menge an Software-Lizenzen. Zum Glück lassen sich viele immer noch miteinander kombinieren. Ich fände es gut, wenn es dabei bliebe.
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