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Aufruf zu Publikationen

Theme: Diskriminierung
Publication: Zeitschrift für Praktische Philosophie
Date: Nr. 1-2020 (Sommer 2020)
Deadline: 30.4.2019

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Während sich juristische, psychologische und sozialwissenschaftliche
Literatur bereits seit längerem mit konkreten Formen der
Diskriminierung beschäftigt, ist die fachphilosophische
Auseinandersetzung mit begrifflichen und normativ-ethischen Aspekten
von Diskriminierung relativ jung und im angelsächsischen Raum seit
einigen Jahren insbesondere durch die Arbeit von Kasper
Lippert-Rasmussen intensiviert worden. Angesichts seiner hohen
gesellschaftlichen Relevanz (z. B. #MeToo, erstarkender Rassismus)
einerseits und der Komplexität des Themas, das sowohl
Grundlagenfragen der Moralphilosophie berührt (z. B. Was macht eine
Handlung moralisch falsch? Was bedeutet Gleichbehandlung?), als auch
spezifische konzeptuelle und normative Probleme aufwirft (Was
zeichnet die Gruppen aus, die Gegenstand von Diskriminierung sein
können? Was unterscheidet direkte von indirekter Diskriminierung und
ist diese Unterscheidung normativ relevant?) gilt es, das Thema
Diskriminierung auch in der deutschsprachigen Philosophie auf die
Agenda zu setzen. Dies soll der Schwerpunkt in der Zeitschrift für
Praktische Philosophie leisten.

Mögliche Themen für Beiträge sind:

1. Grundlegende begriffliche und moralphilosophische Fragen

- Wie lässt sich der Begriff der Diskriminierung definieren? Wie ist 
insbesondere Kasper Lippert-Rasmussens prominente Definition zu 
bewerten, der zufolge nur Angehörige einer sozial sichtbaren Gruppe 
Opfer von Diskriminierung werden können? Und können nur Mitglieder 
derjenigen sozialen Gruppen diskriminiert werden, die sich in der 
untergeordneten gesellschaftlichen Position befinden oder auch 
Mitglieder dominanter Gruppen?

- Was macht Fälle von Diskriminierung moralisch falsch, wenn sie 
falsch sind? Geht es ganz grundsätzlich um eine Verletzung von 
Chancengleichheit, Freiheit oder einer Einschränkung von Wohlergehen? 
Hier wäre ein Vergleich von und eine kritische Auseinandersetzung mit 
den bereits bestehenden prominenteren Ansätzen (z. B. Hellman, 
Lippert-Rasmussen, Eidelson) denkbar.

- Wie unterscheiden sich – begrifflich und ethisch-normativ – direkte 
und indirekte Diskriminierung voneinander?

2. Spezifische Fälle von Diskriminierung

- Was zeichnet die Gruppenmerkmale aus, die Basis für
diskriminierende Handlungen sein können (also Ethnie, Geschlecht,
Religion etc.)? Sind die beispielsweise im Deutschen Grundgesetz
genannten Merkmale historisch-kontingent? Lassen sie sich beliebig
erweitern, etwa um Merkmale wie sexuelle Orientierung, Adipositas
oder Attraktivität („lookism“)? Wie lässt sich dafür argumentieren?

- Gibt es auch moralisch problematische Diskriminierung im 
persönlichen Nahbereich, etwa, wenn jemand in einem Dating-Portal 
angibt, keine Personen asiatischer Herkunft treffen zu wollen, oder 
ist das Konzept nur im öffentlichen und privatwirtschaftlichen 
Bereich anwendbar? Wenn ja, warum?

3. Diskriminierung, implizite Einstellungen (Biases) und Stereotype

- Empirische Ergebnisse aus der sozialpsychologischen Forschung 
stellen die „klassische“ Idee von Diskriminierung als intendierte 
Benachteiligung einer Gruppe, wie etwa im Falle der Apartheid in 
Südafrika, in Frage. Selbst Personen, die aufrichtig von sich 
behaupten, keine rassistischen oder sexistischen Einstellungen zu 
haben, zeigen solche Einstellungen etwa im impliziten 
Assoziationstest. Wie sind aus diesen unbewussten biases 
resultierende Ungleichbehandlungen zu bewerten? Inwiefern kann man 
Individuen für entsprechendes Verhalten verantwortlich machen?

- Eng damit verbunden ist die Frage des Zusammenhangs von Stereotypen 
und Diskriminierung. Wie ist aus normativ-ethischer Perspektive damit 
umzugehen, dass die Bildung von Stereotypen ein essentieller 
Bestandteil unseres Denkens zu sein scheint? Hier schließen sich auch 
Fragen nach der begrifflichen Abgrenzung von statistischer und 
nicht-statistischer Diskriminierung sowie nach der moralischen 
Beurteilung ersterer an.

4. Quotenregelungen und andere Anti-Diskriminierungsmaßnahmen

- Schließlich stellt sich die Frage, wie bestehenden
Diskriminierungen und ihren Resultaten entgegenzuwirken ist. So wird
die Tatsache, dass nur etwa 20% der Professuren in Deutschland von
Frauen bekleidet werden, häufig als ein Ergebnis vorhergehender
Diskriminierung angesehen. Ist daher eine Quote moralisch
gerechtfertigt? Wie hoch sollte sie sein? Stellen Quoten selbst eine
diskriminierende Maßnahme dar oder führen sie zu anderen
Ungerechtigkeiten?

Diese Liste ist nicht erschöpfend und alternative Beitragsvorschläge
sind willkommen!

Deutschsprachige Beiträge bitte bis zum 30. April 2019 an Andrea
Klonschinski: klonschin...@philsem.uni-kiel.de

Informationen zu Umfang und Gestaltung des Manuskripts:
https://www.praktische-philosophie.org/aufsaumltze.html

Die Publikation des Schwerpunktes ist für Sommer 2020 geplant.


Kontakt:

Dr. Andrea Klonschinski
Philosophisches Seminar
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Leibnizstr. 4 (Zi. 332)
24118 Kiel
Germany
Tel.: +49 431 8802815
E-Mail: klonschin...@philsem.uni-kiel.de
Web: https://www.praktische-philosophie.org/call-for-papers.html




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