" Einem Arbeiter, der hier vorbeifuhr, wurde von streunenden Polen das Fahrrad geraubt, wie es ueblich geworden ist. Eine amerikanische Streife, die dazu kam, griff ein und gab ihm sein Eigentum zurueck. Er bedankte sich und wollte, wie er es gelernt hatte, sich mit "Heil Hitler" verabschieden. Nun wurde er verpruegelt und man nahm ihm sein Fahrrad wieder ab. Das sind die Schattenseiten der Disziplin." Ernst Juenger. "Strahlungen II". (Stuttgart: Klett-Cotta/dtv. 1995.) S. 413. 15.4. 1945.
Liebe Juenger Freunde: Soeben erhielt ich den Bericht des Herrn Raithels ueber den Nachruf auf Henri Plard, von Joerg Sader in der "Literaturkritik.de. Jeder Juenger Afizionado weiss, dass es heutzutage noch so allerhand Stuemper gibt, die Ernst Juenger als Nazi, Kriegsverherrlicher und Antisemit ansehen. Aus diesem Grunde werde ich im naechsten Monat ein Buch -"Florilegium der Vernunft" -Band 2, veroeffentlichen, der diese Themen behandelt. Der Katalyst fuer meine gegenwaertige Reaktion ist ein Satz in diesem Bericht von Joerg Sader, wo er schreibt:" Plards Vorwuerfe wogen schwer: u.a. zieh er Juenger des Antisemitismus, - - - -." Ich habe die Werke Ernst Juengers auf Nietzscheanische Weise ganz langsam durchwuehlt und fand um die fuenfzig Aussagen ueber dieses Thema - doch keine einzige antisemitische. Hiermit zwei Aussagen aus meinem Buch: " Es wurden hier gestern grosse Mengen von Juden verhaftet, um deportiert zu werden - man trennte die Eltern zunaechst von ihren Kindern, so dass das Jammern in den Strassen zu hoeren war. Ich darf in keinem Augenblick vergessen, dass ich von Ungluecklichen, von bis in das Tiefste Leidenden umgeben bin. Was waere ich sonst fuer ein Mensch, was fuer ein Offizier. Die Uniform verpflichtet mich, Schutz zu gewaehren, wo es irgend geht. Freilich hat man den Eindruck, dass man dazu wie Don Quichote mit Millionen anbinden muss. Doch darf ich mich ruehmen, dass in diesem Kriege in meiner Naehe noch nie ein Rechtsbruch stattgefunden hat, und dass ich manchem verhinderte. Auch habe ich, wenn es darauf ankam, nie einen Zweifel daran gelassen, wie ich denke und wer ich bin." E. Juenger. "Strahlungen I". 18.7. 1942. " Der Jude ist ewig - das heisst, er hat eine Antwort auf alle Jahrhunderte. Von meiner Ansicht, dass das 20. Jahrhundert ihm durchaus unguenstig sei, beginne ich abzuweichen und glaube, dass seine zweite Haelfte in dieser Beziehung Ueberraschungen bringen wird. Gerade die fuerchterlichen Opfer deuten darauf hin. " Ernst Juenger. "Strahlungen II". 23.12. 1944. Zum Nazi Thema: " Wenn ich als Anarch auf mein Verhalten im Dritten Reich zurueckblicke, faellt mir ein, dass ich nie mit "Heil Hitler" gegruesst habe. Das war ein Fehler , der mir nur Scherereien einbrachte. Einmal , als wir im Harz die Waldluft genossen, kam ein Wanderer vorbei, dessen kraeftigen Heilgruss ich mit einem freundlichen "Guten Morgen " erwiderte. Vor dem Bahnhof sahen wir uns wieder - er deutete mit dem Finger auf mich und rief:" Habt Ihr schon mal einen gesehen, der dem Fuehrer die Ehre verweigert." - - - Ein anderes Mal kam in Kirchhorst der Gendarm ins Haus und beschwerte sich darueber, dass Ernstl ihn unvorschriftsmaessig gegruesst habe. - - - . Die Leipziger Arbeiter waren klueger - sie sprachen sowieso undeutlich und antworteten mit einem "Drei Liter", dass die Wand wackelte. Heut gilt es fuer loeblich, gegen den Strom zu schwimmen, aber das sind nur Pissrinnen. " E. Juenger "Siebzig Verweht V. " S. 193. 24.9. 1995. Zum Thema "Kriegsverbrecher": " Ich gelte auch als Kriegsverbrecher; den Titel haben mir Hamburger Studienraete verliehen. Diese scheinen ein besonders empfindliches Ethos zu besitzen - Gerhard Guenther erzaehlte mir waehrend des Krieges , dass sie bei den Bombenangriffen Juden aus den Luftschutzkellern vertrieben haetten, deren Gesellschaft ihnen nicht zuzumuten sei. Nach dem Kriege suchten sie neue Pruegelknaben, unter anderen auch mich. Den Einfluss dieser Paedagogen bekomme ich noch jetzt zu spueren; Generationen von Schuelern werden von ihnen belehrt. " E. Juenger. " Siebzig Verweht III." 5.2. 1983. Mehr und mehr Leckerbissen im "Florilegium der Vernunft". Mit den herzlichsten Gruessen aus dem Land der sanftmuetigen Opeongos, wo noch einige Leute sehr langsam lesen - Henry T. Malon.