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MorgenWelt HEUTE vom 9.5.2001
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1. Voelkerwanderung mit Ziegen 
2. Wenn die Erde verdampft 
3. Musiker haben mehr "graue Zellen"
4. Oeko-Report: Tierwelt unter Druck
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Voelkerwanderung mit Ziegen 
 
Die Ziege ist vielleicht nicht des Menschen bester Freund, 
zumindest aber einer seiner aeltesten. Schon die ersten Bauern 
des Mittleren Ostens sollen sich Ziegen gehalten und diese durch 
Voelkerwanderungen ueber Asien, Afrika und Europa verbreitet 
haben. Dies glauben franzoesische Forscher um Gordon Luikart 
von der Université Joseph Fourier in Grenoble, die das Erbgut 
von weltweit 406 Ziegen aus 88 Rassen miteinander verglichen haben. 
Griechische Bergziegen waren ebenso dabei wie solche aus den 
Ebenen der Mongolei, aus Island und Suedafrika.

Untersucht wurde ausschliesslich die DNA der Mitochondrien. 
Diese so genannten Kraftwerke der Zellen besitzen vom Zellkern 
unabhaengiges Erbgut, das nur von der Mutter vererbt wird. 
Es veraendert sich ueber viele Generationen hinweg nur langsam; 
Gemeinsamkeiten lassen sich so leichter nachweisen. Zur Ueberraschung 
der Forscher war die Ziegen-DNA auf allen Kontinenten nahezu 
identisch und wies nur Abweichungen von etwa 10 Prozent auf. 
Zum Vergleich: Bei Rindern haben sich im Laufe der Zuechtung 
die Haelfte aller Mitochondrien-Gene veraendert.

Die Forscher glauben, die Urspruenge der Ziegenzucht im Mittleren 
Osten lokalisieren zu koennen. Demnach sollen die afrikanischen 
und europaeischen Linien in der Region der heutigen Tuerkei und 
des Irak beheimatet gewesen sein. Die asiatische Variante laesst 
sich dagegen bis nach Baluchistan, eine Region im heutigen Pakistan, 
zurueckverfolgen. Etwa 9000 Jahre ist es her, dass die Ziege sich 
in alle Kontinente auszubreiten begann.

Eine Ziege mit auf die Wanderschaft zu nehmen, macht durchaus Sinn: 
Ziegen sind wesentlich genuegsamer als Rinder, fressen praktisch 
alles und lassen sich durch ihre geringere Groesse auch flexibler 
vermarkten. Mit vier kleinen Ziegen kam man einfach weiter als 
mit einem grossen Rind, sind sich die Forscher sicher. 
Sie spekulieren, der Anblick von Ziegen-fuehrenden Nomaden habe 
sesshafte Bauern vielleicht erst zur Zaehmung anderer Nutztiere 
angeregt.

Nur ein kleines Raetsel passt noch nicht ganz in das Erbgut-Puzzle 
und die Wanderungstheorie: Unabhaengig von den beiden grossen 
Ziegen-Linien fanden die Forscher naemlich eine dritte, recht 
kleine isolierte Gruppe von Tieren, die eine enge Verwandschaft 
aufweisen, obwohl sie sich auf die Laender Schweiz, Slowenien 
und die Mongolei verteilen. Sind die Urahne dieser Ziegen vielleicht 
in den Zeiten des Roemischen Reiches als Handelsware ausgetauscht 
worden? Der Vergleich mit antiken Ziegen-Genen koennte Aufklaerung 
bringen, steht aber noch aus.
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Wenn die Erde verdampft 
 
In etwa fuenf Milliarden Jahren wird sich die Sonne zu einem 
roten Riesenstern aufblaehen - was wird dann aus der Erde? 
Neue Modellrechnungen eines polnischen und eines belgischen 
Astronomen zeigen nun, dass unser Planet vermutlich in die Sonne 
stuerzen und dort verdampfen wird. Es gebe lediglich eine kleine 
Wahrscheinlichkeit dafuer, dass die Erde die turbulenten 
Ereignisse am Lebensende der Sonne uebersteht, so die Forscher. 
 
Bisherige Berechnungen der Endphase unseres Sonnensystems hatten 
zu unterschiedlichen Ergebnissen gefuehrt: Waehrend einige 
Astronomen voraussagten, dass sich die Erde von der Sonne entfernt 
und so ueberlebt, sahen andere Wissenschaftler sie im sich 
aufblaehenden Zentralgestirn verschwinden.

Das Schicksal der Erde haengt nicht nur davon ab, wie weit die 
Sonne sich genau ausdehnen wird. Auch andere Faktoren spielen 
eine Rolle. So wird die Sonne einen Teil ihrer aeusseren Huelle 
ins All abstossen - dadurch wird ihre Schwerkraft geringer und 
die Bahnen der Planeten wandern nach aussen. Andererseits wird 
die Erde sich durch die duenne Gashuelle des roten Riesensterns 
bewegen und deshalb durch Reibungskraefte abgebremst werden – 
so wandert sie also nach innen, auf die Sonne zu.

In der jetzt im Fachblatt "Icraus" veroeffentlichten Untersuchung 
beruecksichtigen die Astronomen erstmalig einen weiteren Effekt, 
die so genannte Gezeitenreibung. So wie der Mond Flutberge auf 
der Erde erzeugt, wird auch die Erde einen kleinen Flutberg auf 
der aufgeblaehten Sonne erzeugen - und dadurch Bahnenergie verlieren. 
Auch dieser Effekt fuehrt also zu einer Annaeherung an die Sonne. 
Und das gibt nach Meinung der beiden Forscher den Ausschlag dafuer, 
dass die Erde keine UEberlebenschance hat: Auf einer spiralfoermigen 
Bahn wird sie in die Sonne stuerzen und schliesslich verdampfen.
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Musiker haben mehr "graue Zellen"

Berufsmusiker besitzen in einigen Regionen ihres Gehirns deutlich 
mehr graue Zellen. Dies haben die beiden deutschen Neurologen 
Gottfried Schlaug und Christian Gaser ermittelt, die derzeit am 
Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston forschen. Sie hatten 
die Gehirne von jeweils 15 Musikern und Nichtmusikern gescannt 
und miteinander verglichen. Die Ergebnisse praesentierten sie heute 
auf einer Fachtagung der American Academy of Neurology in 
Philadelphia.

Ihrem Bericht zufolge findet sich bei den Berufsmusikern in jenen 
Hirnregionen deutlich mehr graue Zellmasse, in denen motorische 
Aktivitaeten gesteuert werden. Mit den "grauen Zellen" ist nicht 
die graue Substanz der aeusseren Hirnrinde gemeint, sondern Bereiche 
der so genannten Basalganglien, die tief im Innern des Hirns liegen. 
Sie haben eine wichtige Funktion im motorischen System, indem sie 
Ausmass und Richtung willkuerlicher Bewegungen kontrollieren. 
Auch einige Hirnfurchen und das Kleinhirn, das ebenfalls an 
Muskelsteuerungen beteiligt ist, sollen bei Musikern mehr graue 
Zellmasse besitzen.

Moeglicherweise werden die grauen Zellen zu verstaerktem Wachstum 
angeregt, wenn die Musiker schon als Kinder zum Instrument greifen. 
"Eine alternative Erklaerung waere, dass die Musiker schon mit dem 
Unterschied geboren werden und sie deshalb zwangslaeufig auf ihre 
besonderen musikalischen Faehigkeiten stossen", gibt Gottfried 
Schlaug zu bedenken. Dies sollen nun weitere Untersuchungen 
klaeren helfen.
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Oeko-Report: Tierwelt unter Druck

Die Tierwelt steht derzeit vor dem groessten Massensterben seit 
dem Verschwinden der Dinosaurier. Davon sind die beiden 
internationalen Natur- und Umweltorganisationen "World Conservation 
Union" und "Future Harvest" ueberzeugt. Sie haben eine gemeinsame 
Studie zur Situation von Wildtieren vorgelegt. Demnach sollen 
die meisten Schutzmassnahmen fuer bedrohte Arten zum Scheitern 
verurteilt sein, weil die Naturschutzgebiete nur als Inseln bestehen.

Schutzzonen seien nur dann sinnvoll, wenn sie miteinander vernetzt 
wuerden, besagt die Studie. Wenn Tiere nicht mehr zwischen 
geschuetzten Raeumen wechseln koennten, stuenden sie langfristig 
vor dem Aussterben. Dieses Schicksal droht laut Studie schon jetzt 
24 Prozent der Saeugetiere, 12 Prozent der Voegel und 14 Prozent 
aller Pflanzen. Allein der Rueckgang der Waelder werde die Haelfte 
aller dort lebenden Spezies verschwinden lassen, erwarten die 
Autoren. 

Die Forscher kritisieren eine zu starke Inanspruchnahme der 
natuerlichen Ressourcen seitens der Landwirtschaft. Auch die 
menschliche Besiedlung uebe einen starken Druck auf die letzten 
Reservate aus: Menschen breiten sich demnach schon in 16 von 25 
"Hotspots" aus - Zonen, die wegen ihrer ungewoehnlich grossen 
biologischen Vielfalt eigentlich unter besonderem Schutz stehen.

Dem Problem koennte nach Aussage der Umweltorganisationen mit 
Hilfe der Oekolandwirtschaft begegnet werden. Es sei moeglich, 
auch in Gebieten mit grosser Artenvielfalt zu leben, dort mehr 
anzubauen und gleichzeitig den fuer die Tier- und Pflanzenwelt 
lebenswichtigen Lebensraum zu erhalten. Mit herkoemmlichem 
Naturschutz und den ueblichen landwirtschaftlichen Methoden 
muesse aber nunmehr gebrochen werden.
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