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MorgenWelt HEUTE vom 7.6.2001
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1. Entfernungsrekord im All
2. Reptil aus dem Perm kaute am besten
3. Neue Raetsel um historische Kartoffelfaeule
4. Intuitiver suchen im Netz
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Entfernungsrekord im All

Einen neuen Entfernungsrekord im Weltall konnten jetzt amerikanische
Astronomen verkuenden: Zwei von ihnen neu entdeckte Quasare weisen
die bislang groesste Rotverschiebung - und damit auch die bislang
groesste Entfernung - aller bekannten Objekte im Kosmos auf. Rund 12
Milliarden Jahre hat das Licht von diesen fernen Objekten zu uns
gebraucht. Die Rotverschiebung der beiden neuen Quasare betraegt 6,0
und 6,2. Der bisherige Rekord lag bei 5,8.

Die Rotverschiebung gibt an, um wieviel die Wellenlaenge des Lichts
sich auf ihrer langen Reise zu uns durch die Expansion des Weltalls
gestreckt hat. Bei einer Rotverschiebung von 6,0 ist die Wellenlaenge
bei ihrem Empfang auf der Erde sieben Mal so lang, wie bei der
Aussendung des Lichts durch den Quasar. Um eben diesen Faktor hat
sich in dieser Zeit der ganze Kosmos ausgedehnt. Bei der Aussendung
des heute empfangenen Lichts hatte das Universum also nur etwa ein
Siebtel seiner heutigen Groesse.

Die Beobachtung so weit entfernter Objekte ist also immer auch ein
Blick zurueck in die Vergangenheit des Kosmos. Wir sehen, so
erlaeuterte Xiaohui Fan vom Institute for Advanced Study in
Princeton, New Jersey, die Quasare zu einer Zeit, als das Universum
erst 800 Millionen Jahre alt war. Xiaohui Fan leitet das
Astronomen-Team, das die neuen Quasare entdeckt hat. "Diese fernen
Objekte erlauben uns", so der Forscher, "die Geburt der ersten
Galaxien und der ersten supermassiven Schwarzen Loecher zu
studieren."
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Reptil aus dem Perm kaute am besten

Sein Kopf war fuenf Zentimeter lang, die Augen riesig und der Kiefer
uebergross. Dabei duerfte das Reptil mit Namen Suminia getmanovi
insgesamt kaum laenger als 30 Zentimeter gewesen sein. Sein Schaedel
wurde bereits 1990 am Fluss Vyatka in Zentralrussland entdeckt und
auf ein Alter von rund 260 Millionen Jahren geschaetzt. Seine
vergleichsweise riesigen Zaehne koennten jetzt erklaeren helfen,
warum die Wirbeltiere landbeherrschend wurden. Dies glauben der
kanadische Zoologe Robert Reisz und die Studentin Natalia Rybczynski,
die die Zaehne des Tieres mikroskopisch untersucht haben. Ihre
Ergebnisse praesentieren sie im Magazin "Nature".

Anhand des Zahnabriebs glaubt das Duo nachweisen zu koennen, dass
Suminia ausschliesslich Pflanzen gefressen hat. Selbst hartfaseriges,
ballaststoffreiches Gruen soll fuer seine starken Kiefer kein Problem
gewesen sein. Waagerechte Schleifspuren deuten darauf hin, dass das
Tier seine Nahrung nicht nur gerissen, sondern im Mund gekaut hat.
Damit war Suminia anderen reptilischen Wirbeltieren ueberlegen, die
ihre Nahrung nur rupften und gleich schluckten.

"Kauen ist ausserordentlich wichtig", betont Rybczynski. "Je
effektiver ein Tier sein Futter kaut, um so besser kann es verdauen
und die Nahrungsaufnahme beschleunigen." Das Kauen koennte dem Reptil
zu einem Saeugetier-aehnlichen Stoffwechsel verholfen haben,
spekuliert die Forscherin.

"Die Entwicklung der landlebenden Wirbeltiere bekam einen maechtigen
Schub, nachdem sie die Faehigkeit erworben hatten, Gruenkost effektiv
zu verwerten", ergaenzt der Zoologe Reisz. Tatsaechlich faellt das
Erscheinen des kleinen Beissers in etwa mit dem Zeitpunkt zusammen,
an dem die Wirbeltiere sich das Land eroberten.

Mit Suminia glauben die Forscher jetzt den aeltesten Vorlaeufer der
Saeugetiere gefunden zu haben. Diese traten erst rund 60 Millionen
Jahre spaeter auf. Ihr ueberlegener Stoffwechsel habe sie zu
Warmbluetlern werden lassen, glauben die Forscher. Diese Eigenschaft
half den Saeugern, die Herrschaft der Dinosaurier zu ueberstehen und
mit deren Verschwinden vor 65 Millionen Jahren endgueltig die
Herrschaft ueber den Planeten anzutreten.
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Neue Raetsel um historische Kartoffelfaeule

Die Kartoffelfaeule, die Irland zwischen 1845 und 1848 heimsuchte,
liess eine Million Menschen verhungern und zwang etwa zwei Millionen
zur Auswanderung in die USA. Bisher wurde vermutet, dass eine
bestimmte Variante des Pilzes Phytophthora infestans, der so genannte
1b Haplotyp, die Faeule der Kartoffeln hervorrief. Nun hat ein
amerikanisches Forscherteam diese These widerlegt. Offenbar ist die
Plage durch einen bis heute unbekannten Erreger ausgeloest worden.

Die Forscher unterzogen erstmals ueber 150 Jahre altes Kartoffelkraut
aus Irland einer genetischen Untersuchung und stellten dabei fest,
dass ein anderer Genotyp des Pilzes die Kartoffelfaeule verursacht
haben muss. Die Ergebnisse der Untersuchung veroeffentlichen Dr. Jean
B. Ristaino, Pflanzenpathologin an der North Carolina State
University, und ihr Team in der heutigen Ausgabe von "Nature".

Die Forscher untersuchten 129 Krautproben, die zwischen 1845 und 1847
in Irland und England gesammelt wurden und seitdem in englischen
Pflanzensammlungen aufbewahrt werden. Aus 28 Proben konnte
untersuchungsfaehige DNS extrahiert werden. In keiner der Proben
fanden die Forscher eine Spur des bisher hauptverdaechtigten
Haplotypen. Stattdessen fanden sie Hinweise auf eine der drei anderen
Varianten. Die Forscher koennen aber auch nicht ausschliessen, dass
ein unbekannter Typ die Seuche ausloeste und kurz danach mutierte.

"Die alte Theorie lautete, dass der 1b Haplotyp der urspruengliche
Pilz-Stamm war und aus Mexiko stammt. Unsere Untersuchung widerlegt
den ersten Teil der Theorie und stellt den zweiten in Frage", so Dr.
Ristaino. Das Problem ist noch heute von hoher Relevanz fuer den
weltweiten Kartoffelanbau.

"Es ist sehr wichtig, die geographische Herkunft der Kartoffelfaeule
zu identifizieren, denn dort ist es am wahrscheinlichsten,
Kartoffelpflanzen mit einer natuerlichen Resistenz zu finden. Daraus
koennten neue, staerker resistente Kartoffelarten gezuechtet werden",
schlaegt Dr. Ristaino vor. Sie und ihre Kollegen nehmen an, dass der
urspruengliche Erreger der Kartoffelfaeule eher aus Suedamerika denn
aus Mexiko stammt. Um die Frage abschliessend klaeren zu koennen,
muessten noch weitere Forschungen unternommen werden. "Die Sammlungen
in Suedamerika sind nicht so komplett oder gut untersucht, wie sie
sein sollten" so die Forscherin.
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Pflanze verdreht Bienen den Kopf

Seit etwa einem Jahrhundert breitet sich in Mitteleuropa das Indische
Springkraut (Impatiens glandulifera) aus. Die aus dem Himalaja
stammende Pflanze hat stellenweise schon die Haelfte aller Fluss- und
Bachlaeufe erobert. Die Pflanze verdankt ihren Erfolg der
ueberreichen Nektarproduktion, fanden Wuerzburger Biologen jetzt
heraus. Mit reichlich Nektar verdreht das Kraut Bienen und Hummeln
derartig den Kopf, dass diese kaum noch Augen fuer andere Pflanzen
haben.

Die Forscher ermittelten, dass die Nektarmenge die aller anderen
europaeischen Pflanzen uebertrifft. Jede Bluete des Eindringlings
produziert rund 0,5 Milligramm Nektar pro Stunde. Ein Weidenroeschen
kommt dagegen nur auf ein Fuenfzigstel der Menge.

Welche Wirkung das reiche Nektarangebot hat, ermittelten die Forscher
durch gezielte Pflanzungen. Wurden die Springkraeuter unter andere
Pflanzen gesetzt, reduzierten die Bienen ihre Bluetenbesuche dort um
die Haelfte. Betroffen war beispielsweise der Sumpfziest, der
daraufhin ein Viertel weniger Samen produzierte. Die Forscher sehen
im Springkraut eine Art Supermarkt, der angestammten Tante-
Emma-Laeden die Kundschaft entzieht.
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