.ausgestrahlt - gemeinsam gegen Atomenergie
Pressemitteilung

Hamburg, 27. Januar 2014



„Spiegel“-Ente zur Atommüll-Kommission

Atomkraftgegner wollen nicht zum Feigenblatt für ein untaugliches
Verfahren werden – sind aber bereit, gemeinsam mit der Politik ein
taugliches Verfahren zu erarbeiten.


Zur „Spiegel“-Meldung, die Umweltverbände würden die Endlagersuche
verzögern, erklärt Jochen Stay, Sprecher der Anti-Atom-Organisation
.ausgestrahlt:

„Da hat sich der ‚Spiegel‘ einen schönen Bären aufbinden lassen – oder
besser gesagt eine Ente. Irgendwer versucht hier, den Umweltverbänden
die Verantwortung für etwas zuzuschieben, bei dem ganz andere nicht
vorankommen oder in völlig falsche Richtungen gehen.

In der vor einem halben Jahr beschlossenen 33-köpfigen
Atommüll-Kommission sind bis heute erst sechs Plätze besetzt. Weder die
Bundestagsfraktionen haben ihre acht Vertreterinnen und Vertreter
festgelegt noch die Bundesländer ihre acht. Die Parteien konnten sich
auch noch nicht darauf einigen, wer den Vorsitz der Kommission
übernehmen soll. Wer die acht Wissenschaftler sind, die in der
Kommission mitarbeiten sollen, ist bisher ebenfalls noch nicht
bekanntgegeben worden.

Darüber hinaus ist eine wichtige Grundvoraussetzung für den ganzen
Bund-Länder-Kompromiss in Sachen Atommüll bis heute nicht erfüllt: Noch
immer ist nicht geklärt, wohin die 26 Castor-Behälter gebracht werden
können, die nicht mehr nach Gorleben sollen.

Richtig ist, dass in den Umweltverbänden intensiv darüber nachgedacht
wurde, ob die Mitarbeit in einer Kommission unter den derzeitigen
Bedingungen überhaupt Sinn macht. Niemand würde leichtfertig ‚Nein‘ zu
etwas sagen, wenn es Aussicht auf Erfolg verspräche. Doch nach
reiflicher Abwägung gibt es augenblicklich keinen einzigen
Umweltverband, der sich unter den aktuellen Rahmenbedingungen vorstellen
kann, an dieser Kommission teilzunehmen. Aber die Verbände und
Bürgerinitiativen haben ihre Gesprächsbereitschaft gegenüber der Politik
erklärt, um herauszufinden, ob sich diese ungünstigen Bedingungen so
verändern lassen, dass eine erfolgversprechende Zusammenarbeit möglich
wird. Wir warten diesbezüglich auf eine Gesprächseinladung der
Bundestagsfraktionen.

Die Anti-Atom-Bewegung hat maßgeblich dazu beitragen, ein Bewusstsein
für die Risiken der Atommüll-Lagerung und -Produktion zu schaffen und
den Blick immer wieder auf das Ziel der größtmöglichen Sicherheit im
Umgang mit dem atomaren Müll zu lenken. Diesem Ziel ist sie seit
Jahrzehnten verpflichtet, ja es ist seit je her eines der Hauptmotive
von uns Atomkraftgegnern. Eine Würdigung dieses Engagements fehlt
bislang ebenso wie eine konsequente Fehleranalyse der Politik: Bisher
ist es schließlich die staatliche Seite, die die Risiken schon
kurzfristig nicht in den Griff bekommt. Stichworte dafür sind die Asse,
Morsleben, Gorleben und die Zwischenlager-Hallen an den Atomkraftwerken,
die nicht gegen Abstürze von großen Verkehrsflugzeugen ausgelegt sind.

Wenn wir uns in der Vergangenheit mit der Politik an einen Tisch gesetzt
haben, sind wir oft genug im Handumdrehen über denselben gezogen worden.
Die Rahmenbedingungen der Kommission sehen aktuell leider so aus, dass
wir befürchten müssen, dass sich dies wiederholen wird. Wir wollen
jedoch nicht zum Feigenblatt für ein untaugliches Verfahren werden. Aus
diesem Grund ist .ausgestrahlt unter den aktuellen Bedingungen ebenso
wenig wie alle anderen Umweltverbände und Initiativen bereit, in der
Kommission mitzuarbeiten.

Aber wir sind bereit mitzuarbeiten, wenn es darum geht, aus dem
untauglichen Verfahren schlussendlich doch noch ein taugliches zu machen.

Wir wollen aktiv zur Lösung des gesellschaftlichen Konfliktes um den
Atommüll beitragen. Wir haben dazu eine Menge Knowhow, Erfahrung und
Verantwortungsbereitschaft einzubringen und wollen das auch. Bisher
weigert sich leider die Politik, mit uns gemeinsam ein Verfahren zu
entwickeln, mit dem unsere Gesellschaft - gerade in der Verantwortung
für kommende Generationen - diesem Ziel am Ende tatsächlich näher kommt.“


Rückfragen an
Jochen Stay, Tel.: 0170-9358759
http://www.ausgestrahlt.de

.ausgestrahlt ist eine bundesweite Anti-Atom-Organisation, die
AtomkraftgegnerInnen darin unterstützt, aus ihrer Haltung öffentlichen
Protest zu machen.
-- 
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