.ausgestrahlt - gemeinsam gegen Atomenergie
Pressemitteilung

Hamburg, 10. Dezember 2016


Die großen Atom-Klagen laufen weiter

Rückzug von 20 Klagen durch AKW-Betreiber nicht viel mehr als ein PR-Trick.


Zu der Ankündigung der Stromkonzerne, einige Klagen fallen zu lassen,
erklärt Jochen Stay, Sprecher der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt:

„Wenn die AKW-Betreiber jetzt 20 Klagen fallen lassen, so ist das nicht
viel mehr als eine PR-Maßnahme. In diesen Verfahren geht es lediglich um
600 bis 800 Millionen Euro. Dagegen umfassen die Klagen, die die
Stromkonzerne weiter aufrechterhalten, ein Volumen von 11 bis 12
Milliarden Euro. Zurückgezogen wird also lediglich ein Anteil von fünf
bis sieben Prozent.

Der Jubel in den Parteien ist verfehlt. Entweder die Politik hat den
Trick der Konzerne nicht verstanden oder sie macht mit, ganz im Sinne
des neu gekürten Wort des Jahres: postfaktisch. Wenn der Bundestag
bereits ist, sich für einen symbolischen Betrag die Haftung der Konzerne
für ihren Atommüll abkaufen zu lassen, dann muss er sich nicht wundern,
wenn die Politikverdrossenheit im Land weiter wächst.

Zwar sollen die AKW-Betreiber 23 Milliarden in den öffentlichen
Atommüll-Fonds einzahlen, sind dann aber die Verantwortung für alle
Zeiten los. Zu erwartende Kostensteigerungen muss dann die Allgemeinheit
zahlen. Sind die noch laufenden Klagen der Stromkonzerne erfolgreich und
wird die Brennelementesteuer wie geplant zum Jahreswechsel abgeschafft,
dann reduzieren sich die 23 Milliarden um bis zu 18 Milliarden. Unterm
Strich würden Eon, RWE und Co also nur 5 Milliarden Euro für die ewige
Lagerung ihrer strahlenden Abfälle zahlen – ein Skandal. Das darf der
Bundestag nicht mitmachen.


Die 20 Klagen, die jetzt aufgegeben werden, sind teilweise juristisch
aussichtslos. Manche hatten die AKW-Betreiber bereits in ersten
Instanzen verloren. Bei anderen ist klar, dass die geforderten Summen
nicht zu halten sind.

Das Verfahren von Vattenfall vor einem internationalen Schiedsgericht
umfasst 4,7 Milliarden Euro. Bei der noch nicht entschiedenen
Verfassungsklage gegen die Brennelementesteuer geht es um 6,3 Milliarden
Euro Schadenersatz. Beides wird weitergeführt. Und auch die durch das
Bundesverfassungsgericht am vergangenen Dienstag zugesprochenen
Teil-Kompensationen für die Atomkraftwerke Krümmel und Mülheim-Kärlich
in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrags geben die Stromkonzerne
nicht her.

Wenn nun öffentlich kolportiert wird, die Konzerne würden auf
Schadenersatz in Sachen Atomausstieg verzichten, dann bezieht sich dies
nur auf die Klagen gegen das Moratorium von März bis Juni 2011, von
denen die meisten bereits in erster Instanz abgelehnt worden sind.“


Rückfragen an
Jochen Stay, Tel.: 0170-9358759
http://www.ausgestrahlt.de

.ausgestrahlt ist eine bundesweite Anti-Atom-Organisation, die
AtomkraftgegnerInnen darin unterstützt, aus ihrer Haltung öffentlichen
Protest zu machen.

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