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Redaktion: Karin Deckenbach, Britta Hennigs, Jasmin Singgih
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P R E S S E D I E N S T  ----  NR. 49/11 ---- 18.4.2011 
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Umwelt/Meeresschutz
NABU fordert zum Jahrestag der vergessenen Katastrophe im Golf von
Mexiko: Stoppt die Ölförderung im Wattenmeer!
Berlin – Im Schatten der Atomkatastrophe in Japan jährt sich eine
andere, fast vergessene Katastrophe zum ersten Mal – der Untergang der
Ölförderanlage „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko. Am 20. April
2010 tötete eine riesige Explosion elf Arbeiter, dann strömten 780
Millionen Liter giftiges Rohöl aus und verseuchten das Naturparadies an
der Südküste der USA. Noch heute leidet die ganze Region, viele Menschen
blicken in eine traurige Zukunft und die Tier- und Pflanzenwelt stirbt
weiter.
Im Gegensatz zu den Behauptungen des für die Katastrophe
verantwortlichen Konzerns BP, sind die Folgen des ausgeströmten Öls noch
immer verheerend. Wissenschaftler der Universität von Georgia
dokumentierten zentimeterdicke Ölablagerungen am Meeresboden, die alles
Leben ersticken. Welche Wirkung die gefährlichen Inhaltsstoffe und
Abbauprodukte des Öls, sowie die massenhaft eingesetzten
Dispersionsmittel in dem komplexen marinen Nahrungsnetz entfalten, ist
noch nicht bekannt. Es gibt Informationen über tote Korallenriffe und
dezimierte Fischpopulationen. Experten warnen wegen der erhöhten
Belastung mit Kohlenwasserstoff noch immer vor dem Verzehr von Austern
und Shrimps. Kürzlich meldete das Institut für Meeressäugetiere in
Gulfport (Louisiana), dass in der Unglücksregion zehnmal mehr tote
Delfinbabys als üblich gefunden wurden – eben jene Generation, die im
Frühjahr 2010 gezeugt wurde und nun das Licht der Welt erblicken
sollte. Und fast die Hälfte der Menschen in der Region leidet laut
Umfragen an Kopfschmerzen, Atembeschwerden, Hautreizungen und
Depressionen – zumal Entschädigungszahlungen von BP auf sich warten
lassen und viele Existenzen in der Fischerei und im Tourismus für immer
zerstört sind. Gleichwohl meldeten US-Medien nun, dass BP ab dem Sommer
wieder Öl im Golf von Mexiko fördern darf.
Hat wenigstens Europa daraus gelernt? „Entgegen aller Vernunft geht die
riskante Ölförderung auf See weiter. Aus Profitgier setzen
Internationale Konzerne die Zukunft ganzer Ökosysteme aufs Spiel und
gefährden Menschen wie die Umwelt, kritisiert NABU-Präsident Olaf
Tschimpke. Auch im deutschen Wattenmeer wird weiter Öl gefördert. Obwohl
die Fördermenge in den letzten Jahren um 30 Prozent zurückgegangen ist
und weniger als zwei Prozent des deutschen Ölverbrauchs ausmacht, hält
die RWE DEA AG an der riskanten Produktion im Nationalpark fest. Auch
wenn die Technik der Bohrinsel „Mittelplate A“ anders ist als die der
„Deepwater Horizon“, gefährdet vor allem der sich verändernde
Wattengrund eine sichere Erdölförderung. Ein Nordsee-Priel wandert auf
die Plattform zu und könnten zu einem Absacken führen. Um dies zu
verhindern wurden 80.000 Quadratmeter Wattenmeerboden mit Gestein, Beton
und Mörtel versiegelt. „Dabei ist die natürliche Dynamik der Wasserläufe
ein wesentliches Schutzziel im Nationalpark Wattenmeer. Dieser
sogenannte Kolkschutz stellt einen inakzeptablen Eingriff in das
Ökosystem dar und verursacht starke Störungen für die dort lebenden
Tierarten“, erklärt NABU-Wattenmeerexperte Eric Neuling. 
Dennoch wurde ohne öffentliche Beteiligung die Fördergenehmigung von
„Mittelplate A“ für 30 weitere Jahre verlängert. Und nun soll es auch
um das Förderfeld herum weitere seismologische Untersuchungen und
Probebohrungen zum Ausbau der Erdölproduktion geben. Dagegen fordern der
NABU und
 ein breites Bündnis von Verbänden das sofortige Ende der
Ölförderung im Wattenmeer. Stattdessen will die Europäische
Kommission in diesem Jahr lediglich einen Gesetzentwurf vorlegen, der
die Konzerne bei Havarien zur Kostenübernahme verpflichtet. 
Für Rückfragen: 
Dr. Kim Detloff, NABU-Meeresschutzexperte, Tel.030-284984-1626, mobil
0152-09202205
Eric Neuling, NABU Wattenmeerexperte, Tel. 030-284984-1614
Im Internet zu finden unter www.NABU.de 
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