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N A B U - P R E S S E D I E N S T  ----  NR. 11/13 ---- 24.1.2013 
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EU/Umwelt/Agrar
NABU kritisiert massive Verwässerung der EU-Agrarreform 
Tschimpke: EU-Agrarausschuss ignoriert Anliegen der Verbraucher 
 
Berlin/Brüssel – Der NABU kritisiert das gestrige Abstimmungsergebnis
im Agrarausschuss des Europaparlaments als massive Verwässerung der
Reform der EU-Agrarpolitik. Mit einer Mehrheit von konservativen und
liberalen Abgeordneten, darunter auch sämtlichen deutschen Vertretern
beider Fraktionen, hatte der Ausschuss für zahlreiche
Änderungsvorschläge gestimmt, die die zaghaften Ansätze der
EU-Kommission zur Ökologisierung der Agrarpolitik restlos aufweichen.
„Das Abstimmungsergebnis ist ein unvertretbarer Kniefall vor der
Agrarlobby. Einige Agrarpolitiker scheinen noch immer nicht verstanden
zu haben, dass nur eine umwelt- und verbrauchergerechte Landwirtschaft
Anspruch auf Unterstützung durch die Steuerzahler hat“, so
NABU-Präsident Olaf Tschimpke. 
Die im Agrarausschuss mehrheitlich beschlossenen Kompromisse verwässern
die Vorschläge der Europäischen Kommission für ein „Greening“ der
Direktzahlungen an Landwirte bis zur Unkenntlichkeit. So sollen
ökologische Vorrangflächen wie Blühstreifen oder Hecken nach Ansicht
der Agrarpolitiker anstatt auf sieben Prozent zunächst nur auf drei,
später auf fünf Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen
geschaffen werden. Vorrangflächen gelten als Kernstück und wichtigste
Maßnahme des „Greenings“, sie tragen zum Schutz von Boden, Wasser und
biologischer Vielfalt bei und müssten nach Expertenmeinung rund zehn
Prozent der Agrarflächen umfassen. 
Darüber hinaus sollen die Anforderung an eine vielfältigere Fruchtfolge
auf zwei Fruchtarten reduziert werden, wobei eine der beiden Kulturen
bis zu 80 Prozent ausmachen darf. Die Auflagen sollen zudem nicht einmal
verpflichtend für den Erhalt der vollen Direktzahlungen aus Brüssel
sein. Schließlich sollen nach Vorstellung der Agrarpolitiker auch Gelder
aus der sogenannten „zweiten Säule“ der Agrarpolitik, die der
nachhaltigen Entwicklung ländlicher Räume und der naturverträglichen
Landwirtschaft dienen soll, in Direktzahlungen umgeleitet werden können.
Dabei ist diese Säule ohnehin mit nur 30 Prozent der Mittel knapp
ausgestattet. 
„Die Bürger Europas erwarten zu Recht, dass die Landwirtschaft für die
Agrarmilliarden, die sie erhält, auch gesunde Lebensmittel produziert,
saubere Gewässer erhält und eine artenreiche Landschaft bewahrt. Die
Zeiten von Maiswüsten, riesigen Schweineställen und dem großflächigen
Verlust von Wiesen und Weiden sind endgültig vorbei“, so Tschimpke.
Der NABU forderte die Abgeordneten des Europaparlamentes auf, bei den
Abstimmungen im Plenum im März dem Votum der Agrarpolitiker nicht zu
folgen. Da das Europaparlament erstmals volle Mitbestimmungsrechte in
der Agrar- und Haushaltspolitik habe, müsse es als Bürgerkammer auch die
Interessen der Steuerzahler und Verbraucher vertreten. „Ansonsten wird
das angekündigte ‚Greening‘ der Agrarpolitik zum ‚Greenwashing‘. Dies
kommt einem Subventionsbetrug zu Lasten der biologischen Vielfalt
gleich“, warnte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Der Agrarhaushalt
macht derzeit etwa 40 Prozent des gesamten EU-Haushalts aus, etwa 58
Milliarden Euro pro Jahr.
 
Für Rückfragen: 
Florian Schöne, NABU-Agrarexperte, Tel. 030-284984-1615, mobil
0172-5966097
Claus Mayr, NABU-Direktor Europapolitik, Brüssel, mobil 0172-5966098
 
Im Internet zu finden unter www.NABU.de ( http://www.nabu.de/ )   
 
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