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N A B U - P R E S S E D I E N S T  ----  NR. 13/13 ---- 30.1.2013 
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Umwelt/Verkehr/EU
NABU: Bundesregierung darf Verbrauchsvorgaben für Pkw nicht verwässern
Miller: Keine Schlupflöcher für geschönte Klima-Bilanzen der
Neuwagenflotte 
 
Berlin/Brüssel – Nach Informationen des NABU wird die Bundesregierung
noch in dieser Woche ihre Position zu den ab 2020 geltenden
Pkw-Verbrauchsvorgaben festlegen. Irland, das derzeit den EU-Ratsvorsitz
innehat, erwartet, dass Deutschland am kommenden Montag in Brüssel eine
Position zur Novellierung der Richtlinie 443/2009, allgemein bekannt als
Pkw-Verbrauchsvorgabe, vorlegen wird. 
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: „Es ist zu befürchten, dass die
Bundesregierung der Position des Verbandes der Automobilindustrie (VDA)
folgen wird, die u.a. auf die Einführung sogenannter „Supercredits“
drängt. Damit würde einer weiteren Abschwächung des Klimagasgesetzes
Vorschub geleistet.“ „Supercredits“ meinen eine Mehrfachanrechnung
besonders emissionsarmer Modelle wie Elektroautos als
„Null-Emissions-Autos“ auf die Gesamtbilanz der produzierten
Neuwagen. „Ein Elektroauto könnte somit den hohen Verbrauch gleich
mehrerer Oberklasse- oder Geländewagen ausgleichen und somit den
Treibhausgasausstoß des Herstellers um ein Vielfaches besser darstellen,
als es der Realität entspricht“, kritisiert Miller. 
Ambitionierte Verbrauchsvorgaben für Autos ersparen der Volkswirtschaft
Kraftstoffkosten in Milliardenhöhe, verringern die Abhängigkeit von
Erdölimporten und sind der wirksamste Beitrag des Verkehrs zum
Klimaschutz. Jedes Gramm weniger zählt. Deshalb darf Deutschland als
Europas Automobilland Nummer 1 nicht zur weiteren Verwässerung des
Kommissions-Vorschlags von 95 g CO2 je Kilometer als Durchschnittswert
neuer Autos im Jahre 2020 beitragen. 
Mitte Januar präsentierte der zuständige Berichterstatter des
federführenden Umweltausschusses, Thomas Ulmer (CDU), seinen
Berichtsentwurf, der an mehreren Stellen hinter die Vorstellungen der
Kommission zurückfällt und deutlich die Handschrift und Strategie des
VDA erkennen lässt: Darin wird das Kommissionsziel von 95g/km CO2-Ausstoß
für 2020 offiziell zwar nicht in Frage gestellt, allerdings sollen durch
diverse Verrechnungs- und Gutschriftmechanismen andere Schlupflöcher in
die Novellierung der Richtlinie einfließen. „Ein Wert von 95g/km ist
keinesfalls zu ambitioniert, denn er ist bereits heute mit den
verfügbaren technischen Mitteln und ohne Elektroautos umsetzbar.
Investitionen in Effizienztechnik zahlen sich für den Käufer nach
wenigen Jahren aus und für das Klima bereits vom ersten Tag an, ab dem
das neue Auto im Einsatz ist“, so Miller weiter.
Nach einer aktuellen Studie des International Council for Clean
Transportation (ICCT) belaufen sich die zusätzlichen Herstellungskosten
pro Neuwagen für die CO2-Minderung von 130g/km auf 95g/km auf nur 1000
Euro und nicht auf 2500 Euro wie von der Automobilindustrie geschätzt.
Unter Berücksichtigung heutiger Kraftstoffpreise und Fahrleistungen sind
bei Erreichen des Zielwerts von 95 g/km jährliche Kraftstoffeinsparungen
in Höhe von etwa 350 bis 450 Euro pro Fahrzeug zu erwarten. Nach zwei
bis drei Jahren machen der durchschnittliche Autofahrer und damit die
deutsche Volkswirtschaft jährlich rund 400 Euro Gewinn.
NABU-Verkehrsexperte Dietmar Oeliger: „Zusammen mit weiteren
Aushebelungsmechanismen könnten durch ‚Supercredits‘ anstatt der
angeblich eingehaltenen 95g/km in Wirklichkeit bis zu 108g/km
CO2-Emissionen anfallen. Das ist nichts anderes als Greenwashing
mithilfe des Rechenschiebers und darf nicht von der Bundesregierung
gedeckt sein. Derartige Bilanzierungstricks mit in die CO2-Regulierung
für Neuwagen aufzunehmen, wäre ein fatales Signal für einen
Beitrag
des Verkehrssektors an die europäischen Klimaschutzbemühungen.“ 
Mehr zum Thema:
Pkw-Verbrauchsvorgaben und Biokraftstoffe
http://www.nabu.de/themen/verkehr/strassenverkehr/10060.html 
ICCT-Studie zum CO2-Gremzwert 2020:
http://www.theicct.org/spotlight/eu-2020-vehicle-targets
Für Rückfragen:
Dietmar Oeliger, NABU-Verkehrsexperte, Tel. 030-284984-1613, mobil
0172-9201823
 
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