NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR  17/17 | 10. FEBRUAR 2017
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Umwelt/Agrar
NABU: Der lange Arm der Agrarlobby
Miller: Stimmungsmache des Bauernverbandes lässt Böses ahnen für
Debatte um Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik
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Berlin  – Der NABU bedauert das erzwungene Ende der viel beachteten
Informationskampagne „Neue Bauernregeln“ des Bundesumweltministeriums.
Die Bauernregeln von Bundesministerin Hendricks sind auf massive
Proteste, vor allem aus den Reihen des Bauernverbandes, gestoßen. Auch
Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt hatte einen Stopp der Kampagne
gefordert, die  einfache und völlig korrekte Fakten über Umweltprobleme
in der Landwirtschaft auf humorvolle Weise thematisiert hat. Aber auch
eigene Parteifreunde sind der Ministerin in den Rücken gefallen. Dies
gab wohl den Ausschlag, dass sie nicht länger der aggressiven  und
vollkommen unsachlichen Stimmungsmache der Agrarlobby standhalten
konnte. 
 
„Es ist nicht die Aufgabe des NABU, eine Bundesministerin zu
verteidigen. Aber angesichts des Erfolgs einer völlig faktenfrei
orchestrierten Empörung der Agrarlobby gegen eine harmlose
Aufklärungskampagne können wir  nicht schweigen. Das lässt Böses
ahnen für die anstehende Debatte um die EU-Agrarpolitik“, sagte
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.  Immerhin gehe es um jährlich 60
Milliarden Euro. Diese lasse sich die Lobby nicht gerne wegnehmen. Es
könne aber nicht sein, dass sie nur laut genug schreien müsse, um
ihren Willen zu bekommen. „Das bestätigt uns als NABU darin, mit unseren
620.000 Mitgliedern und Förderern im Wahljahr mit allen Möglichkeiten
für eine Neuausrichtung der EU-Agrarförderung zu kämpfen“, so Miller
weiter. Viele Bauern seien bereit zu Veränderung, würden jedoch von der
EU-Agrarpolitik, die der Bauernverband vehement verteidigt, gezwungen,
immer mehr und immer billiger zu produzieren.
 
Am Donnerstagabend hatte das Bundesumweltministerium die in Reimen
formulierte Darstellung von Umweltproblemen in der Landwirtschaft von
seiner Webseite genommen. Die Ministerin verkündete in einer
Videobotschaft, man wolle nun einen Dialogprozess starten. Aus Sicht des
NABU ist dies eine klare Kapitulation vor den Lobbyisten. Natürlich
seien Dialogprozesse sinnvoll. Aber dass die Information der
Öffentlichkeit über wissenschaftlich unstrittige Probleme der
Landwirtschaft unterbunden wird, sei ein Armutszeugnis für diese
Bundesregierung und die SPD. Sogar Teile der Grünen auf Landesebene
seien vor der Agrarlobby eingeknickt und hätten sich gegen die Kampagne
gestellt.
 
Laut NABU zeigen diese Vorgänge um Hendricks Info-Kampagne die
übergroße Macht der Agrarindustrie in Deutschland. Verkörpert
werde sie durch den Deutschen Bauernverband. Dieser hatte wohl schon
seit Längerem auf eine Gelegenheit gewartet, die unliebsame Ministerin
zu beschädigen oder gar zum Rücktritt zu zwingen. Nun wurde eine
aggressive Kampagne gestartet, bei der Fakten als „Pseudo-Wahrheiten“
dargestellt und der Ministerin fälschlicherweise eine Diffamierung aller
Bauern vorgeworfen wurde.
 
Barbara Hendricks hat sich in den vergangenen Jahren bei der
erfolgreichen Verteidigung der EU-Naturschutzrichtlinien europaweit
einen Namen gemacht. Der Deutsche Bauernverband hatte dagegen vergeblich
die Aufweichung der Standards gefordert. Die Ministerin drängt auch auf
die Einhaltung des EU-Düngerechts zum Schutz des Grundwassers, sowie auf
eine stärkere Regulierung der Massentierhaltung. „Im Gegensatz zu
anderen Teilen der Wirtschaft scheint sich die Agrarindustrie immer noch
nicht damit abzufinden, dass auch sie Umweltstandards einhalten muss und
Subventionen nicht vererbt werden können“, fasst Miller zusammen.
 
„Beim Deutschen Bauernverband kann man schon längst nicht mehr von
einer echten Vertretung bäuerlicher Interessen sprechen, geschweige denn
von einem Bewusstsein für Nachhaltigkeit oder gesamtgesellschaftliche
Verantwortung. Der Verband verteidigt ein System, das nur wenigen
wirklich nützt  und fast allen erheblich schadet: den Steuerzahlern, den
künftigen Generationen und den Bauern selbst“, so Miller weiter.
 
Mehr Infos: 
NABU-Studie zur Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik:
www.NABU.de/natur-und-landschaft/landnutzung/landwirtschaft/agrarreform2021/index.html
(
http://www.nabu.de/natur-und-landschaft/landnutzung/landwirtschaft/agrarreform2021/index.html
) 
 
Kostenfreie Pressefotos und Infografiken:
www.NABU.de/presse/pressebilder/#Landwirtschaft (
http://www.nabu.de/presse/pressebilder/#Landwirtschaft ) 
Mehr zur Reform der EU-Agrarpolitik : www.NABU.de/agrarreform2021 (
http://www.nabu.de/agrarreform2021 ) 
 
Die Ergebnisse einer NABU- forsa-Befragung zur EU-Agrarföderung:
www.NABU.de/presse/pressemitteilungen/http/index.php?popup=true&show=19572&db=presseservice
(
http://www.nabu.de/presse/pressemitteilungen/http/index.php?popup=true&show=19572&db=presseservice
) 
 
Für Rückfragen:
Konstantin Kreiser, NABU-Leiter EU-Naturschutzpolitik, Tel. +49
(0)172-4179730, E-Mail: konstantin.krei...@nabu.de  
 
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