NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 122/18 | 7. NOVEMBER 2018
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EU/Agrar/Umwelt
Europäischer Rechnungshof kritisiert Vorschläge zur künftigen
EU-Agrarpolitik massiv
Umwelt- und Klimaprobleme werden so nicht gelöst – pauschale
Direktzahlungen sind ungerechtfertigt
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Berlin/Brüssel – In einem am heutigen Mittwoch vorgestellten Bericht
übt der Europäische Rechnungshof fundamentale Kritik am bisherigen
Kommissions-Vorschlag zur Ausgestaltung der künftigen EU-Agrarpolitik ab
2021. Der Vorschlag werde der Notwendigkeit eines ambitionierteren
Umweltschutzes nicht gerecht, so der Rechnungshof.
 
Im Zentrum der Kritik stehen die flächenbasierten Direktzahlungen. Sie
machen in Deutschland derzeit fast 80 Prozent des Gesamt-Agrarbudgets
aus. Diese Gelder werden nach Flächenbesitz vergeben: Je mehr Fläche ein
Landwirt besitzt, desto mehr Geld erhält er – ungeachtet dessen wie
gewirtschaftet wird, ob umweltverträglich oder hoch-intensiv. Der
Rechnungshof kritisiert, dass die Mitgliedstaaten weiterhin gezwungen
werden, solche flächenbasierten Direktzahlungen auszuschütten. Obwohl
inzwischen klar sei, dass dieses Modell nicht die bestehenden Umwelt-
und Klimaprobleme lösen kann. Andere Modelle seien dazu besser geeignet.

 
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: „Wie viele Gutachten und
Studien braucht es noch, damit die EU endlich von ihrem
umweltschädlichen Kurs in der Agrarpolitik abrückt? Die
milliardenschweren Direktzahlungen schaden nachweislich Natur und
Umwelt. Und die EU verschwendet Milliarden an Steuergeld. Wir brauchen
endlich eine EU-Agrarpolitik, die Umwelt und Klima schützt – und nicht
hochsubventioniert und sehenden Auges zerstört.“ Bislang habe es die
EU-Kommission nicht geschafft aufzuzeigen, wie sie die Klima- und
Umweltprobleme im Agrarbereich künftig lösen möchte.
 
Die Kontrollbehörde bemängelt in ihrem Bericht zudem, dass ihr bis
heute keine stichhaltige Datengrundlage vorliegt, die die
Direktzahlungen als Einkommensunterstützung für Landwirte rechtfertigen
würde. So sollen die Mitgliedstaaten auch künftig keinerlei Daten
liefern müssen, wie die Einkommensverhältnisse der Landwirte tatsächlich
aussehen – und das, obwohl der Großteil des EU-Agrarhaushalts weiter in
die Pauschalzahlungen fließen wird.
 
Für die Beibehaltung dieser Direktzahlungen lobbyieren in Brüssel und
Berlin der Europäische und Deutsche Bauernverband. Das Europäische
Parlament und der Europäische Rat möchten weiterhin an ihnen festhalten.
Die Berichterstatterin des Parlaments, Esther Herranz Garciá (EVP)
kündigte unlängst an, sogar 70 Prozent der Ersten Säule im
Agrarhaushalt für Direktzahlungen festschreiben zu wollen. 
 
„Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner hat bislang noch nicht
durchblicken lassen, wie sich Deutschland zur künftigen Agrarpolitik
positionieren wird. Aber im Sinne von uns Steuerzahlern und der Umwelt
muss sie sich für einen deutlich naturverträglicheren Kurs aussprechen“,
so Miller. 
 
Der Rechnungshof moniert in seinem Bericht zudem, dass unklar sei, wie
die Kommission erreichen möchte, dass die Mitgliedstaaten jene
Instrumente wählen und finanzieren, die mehr Umweltverträglichkeit
ermöglichen. Bereits in der Vergangenheit hatte der Rechnungshof
mehrfach die Ausgestaltung der bisherigen EU-Agrarpolitik kritisiert. Er
forderte in aller Deutlichkeit, dass künftige Ausgaben für
landwirtschaftliche Betriebe auf ehrgeizigen und relevanten
Leistungszielen beruhen sollen – damit kritisierte die Kontrollbehörde
auch, dass die Landwirtschaft in Sachen Umwelt- und Klimaschutz bislang
kaum vorankommt.
 
Aktuelle Stellungnahme des Europäischen Rechnungshofs (Englisch):
https://www.eca.europa.eu/Lists/ECADocuments/OP18_07/OP18_07_EN.pdf
 
Pressemeldung zur Stellungnahme (Deutsch):
https://www.eca.europa.eu/Lists/ECADocuments/INOP18_07/INOP18_07_DE.pdf
 
Kostenfreie Pressebilder: 
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Vorherige Kritik des Europäischen Rechnungshofs an der EU-Agrarpolitik:
www.NABU.de/presse/pressemitteilungen/index.php?popup=true&show=23002&db=presseservice
(
http://www.nabu.de/presse/pressemitteilungen/index.php?popup=true&show=23002&db=presseservice)
 



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André Prescher, NABU-Experte für EU-Haushaltspolitik (Brüssel), Tel.
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