RADIO GESCHICHTE: DT64
DDR JUGENDRADIO 1964 - 1993



Kurzfristige Programmergänzung:
Mittwoch 18.11.09
19.00 Uhr



FUNKSTILLE
Ein Film von Harald Quist
RBB 2009


"Funkhaus Berlin" steht am Eingang zu lesen, und wenn die alte Schranke aus DDR-Zeiten von neuen Sicherheitsleuten geöffnet wird, dann spürt man ihn bald - den Geist des Hauses. Manchmal scheint es, als könne er die denkmalgeschützten Gebäude neu beleben - wenn der Meisterpianist Murray Perahia in Saal 1 Bach einspielt, der Schauspieler Dieter Mann ein Hörbuch von Joseph Roth liest oder der deutsch-italienische Sänger Nevio im planet roc produziert. Die meiste Zeit allerdings dämmert das ehemals so lebendige Areal vor sich hin. Gerhard Steinke, Toningenieur, schwärmt von der einmaligen Akustik der Aufnahmesäle und klagt darüber, dass die große Orgel seit Jahrzehnten außer Betrieb ist. Christoph Singelnstein, 1990 Intendant des DDR-Hörfunks, und Hannelore Steer, 1990 Programmdirektorin des Funkhauses Berlin, erinnern sich in ihren ehemaligen Arbeitsräumen an die aufregende Zeit zwischen 1989 und 1991, als der DDR-Rundfunk abgewickelt wurde. Und Helmut Lehnert kam als Musikredakteur vom SFB in die Nalepastraße, um das Jugendradio Fritz aufzubauen. Frank Michelmann war zu DDR-Zeiten in der Klimatechnik beschäftigt und ist heute der Objektleiter. Er ist so etwas wie der gute Geist des Funkhauses. Ob es noch einmal aus dem Koma aufwachen wird? Der Eigentümer Albert Ben-David hofft auf die Zeit nach der Eröffnung des neuen Flughafens Berlin-Brandenburg- International, der den Südosten Berlins verändern wird, und ist "selbstverständlich optimistisch". (Pressetext)

Mit freundlicher Unterstützung des RBB.



Mittwoch 18.11.09
20.00 Uhr



LOCKRUF
ABSCHALTUNG DER DT64 FREQUENZEN ZUGUNSTEN DES RIAS
Sendung vom 10.09.1990


Am Nachmittag des 7. September 1990 sagt Christoph Singelnstein, seit kurzem geschäftsführender Intendant des Rundfunks der DDR: „Noch vor einem Jahr standen Radio DDR und RIAS in unterschiedlichen politischen Lagern. Nachdem im Zuge der Perestroika in der Sowjetunion die Völker Osteuropas und natürlich auch das ganze deutsche Volk zu einer Selbstbestimmung finden, können sich die Medien der DDR demokratisch erneuern.“ Er spricht von Arbeitsgruppen, in denen der RIAS „beim Aufbau eines pluralistischen und demokratischen Rundfunks“ helfen soll. Das Ziel beschreibt er als ein „neues nationales Hörfunkprogramm, in dem das Zusammenwachsen der beiden Teile Deutschlands journalistisch begleitet wird“. Gleichzeitig würde es auch für DT64 eine Perspektive geben, sobald die rechtlichen Grundlagen geschaffen seien, damit der Sender als Kommerzsender in Berlin-Brandenburg weitergeführt werden könne. Der damalige stellvertretende DT64-Chefredakteur Roland Schneider erklärt der Ostberliner Zeitung “Sonntag”: “Mittels eines Vertrages, ausgehandelt vom geschäftsführenden DDR-Rundfunkintendanten Singelnstein und RIAS-Intendant Dr. Drück, sollten am 7. September 12 von 18 Frequenzen unseres Programms an RIAS 1 gegeben werden. Genau 24 Stunden waren wir außerhalb des Großraums Berlin/Brandenburg nicht zu hören. Dann mußte der genauso gefoppte Medienminister Müller den Piratenakt rückgängig machen. Inzwischen weiß ich, daß der von Herrn Singelnstein betriebene Handel nach seiner Meinung dem Erhalt von Arbeitsplätzen und des Standorts Nalepastraße, der ja wirklich akut gefährdet ist, dienen sollte. Doch wohin eine solche Brachialaktion, vorbei an Belegschaft, Hörern und Öffentlichkeit führt, haben wir gesehen: Mit zehntausenden Unterschriften, Briefen, Telegrammen und selbst Paketen innerhalb weniger Tage haben Leute, übrigens auch aus der Bundesrepublik und Westberlin uns Mut gemacht. Demonstranten gingen in Leipzig und Schwerin auf die Straße, in Dresden ruhte deshalb für Stunden der innerstädtische Verkehr, junge Leute hielten eine Mahnwache vor den Sendemasten in Marlow, und vor dem Ministerrat in Berlin traten dreizehn Hörer für ihr Programm in den Hungerstreik.”


DIALOG MIT ROLAND SCHNEIDER UND HEIKO HILKER

Im Anschluss an die Präsentation der Sendung vom 10.09.1990 sprechen Roland Schneider und Heiko Hilker über das außergewöhnliche Engagement der DT64-Hörer und die Entwicklung einer ganz besonderen Beziehung zwischen Sendern und Empfängern.

ROLAND SCHNEIDER war von 1978 - 1981 Nachrichtenredakteur beim Rundfunk der DDR und von 1981 - 1991 als Redakteur und Moderator bei DT64, davon die letzten zwei Jahren als Stellvertretender Chefredakteur. Danach arbeitete er ab 1992 als Redaktionsleiter Kultur bei Antenne Brandenburg. Heute ist er beim Kulturradio des RBB tätig. HEIKO HILKER wirkte ab Juli 1991 im Dresdner DT64-Freundeskreis mit und war Mitbegründer des bundesweiten Netzwerkes der Initiativen zum Erhalt von DT64 "Freundes des Jugendradio DT64 e.V.". Von 1994 bis zum Sommer 2009 war er Mitglied des Sächsischen Landtages und im MDR- Rundfunkrat.


RADIO GESCHICHTE: DT64
DDR JUGENDRADIO 1964 - 1993


20 Jahre nach dem Mauerfall bietet eine vierzehnteilige, von Moritz von Rappard und Dunja Funke kuratierte Reihe Gelegenheit zur ausführlichen Auseinandersetzung mit dem Jugendprogramm des Rundfunks der DDR. Ehemalige Redakteure stellen Sendungen vor, an denen sie damals beteiligt waren. Sie treffen im Dialog auf Gesprächspartner aus dem Westen. Das Spektrum reicht von Verantwortlichen aus Kultur oder Politik bis zu Journalisten und Radiomachern, denen es in ihrer Arbeit um die Entwicklung eines engagierten Jugendprogramms ging oder geht. Somit werden nicht nur rare Zeitdokumente aus dem Deutschen Rundfunkarchiv zugänglich gemacht, es besteht auch die Möglichkeit, sich in einer öffentlichen Diskussion zwischen Ost und West mit der jüngeren Mediengeschichte auseinanderzusetzen. Unter den ehemaligen Mitarbeitern des Senders, die im Zeughauskino erwartet werden, sind beispielsweise Marion Brasch, Lutz Schramm, Dietmar Ringel, Tanja Braumann, Roland Schneider, Michael Schiewack, sowie Siegmar Krause, der Leiter des Gründungskollektivs. Als Gesprächspartner aus dem ehemaligen Westen haben sich unter anderem Friedrich Küppersbusch, Helmut Lehnert, Olaf Leitner, Klaus Walter und Marco Seiffert angekündigt. Darüber hinaus wird am 1.11. die letzte Intendanz des Rundfunks der DDR erwartet. Christoph Singelnstein, Hannelore Steer und Jörg Hildebrandt treffen auf den ehemaligen RIAS- Intendanten Helmut Drück.


Weitere Informationen finden Sie unter www.radio-geschichte-dt64.de


Veranstaltungsort
Zeughauskino
Deutsches Historisches Museum
Unter den Linden 2
Eingang Spreeseite
10117 Berlin
Kartentelefon 030. 20 30 47 70


RADIO GESCHICHTE: DT64
ist ein Projekt von Moritz von Rappard.
Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds.
In Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv Potsdam und dem Zeughauskino / Deutsches Historisches Museum. Medienpartner: Deutschlandfunk / Deutschlandradio Kultur / Freitag / die tageszeitung / zitty.



-- 
rohrpost - deutschsprachige Liste zur Kultur digitaler Medien und Netze
Archiv: http://www.nettime.org/rohrpost 
http://post.in-mind.de/pipermail/rohrpost/
Ent/Subskribieren: http://post.in-mind.de/cgi-bin/mailman/listinfo/rohrpost/

Antwort per Email an