Betreff:        Thur, 13th June, 2019, 6 pm: Opening "Open Codes?"
Datum:  Sun, 9 Jun 2019 10:41:46 +0200
Von:    Ulf Wuggenig <uwugg...@uni.leuphana.de>
An:     Andreas Broeckmann <broeckm...@leuphana.de>


*PLEASE SCROLL DOWN FOR THE ENGLISH VERSION*
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*Kunstraum* der Leuphana Universitaet Lueneburg

*Open Codes*?
Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Zentrum fuer Kunst und Medien (ZKM), Karlsruhe

Eroeffnung: Donnerstag, den 13. Juni 2019, 18:00 Uhr

Einfuehrungen in „Open Codes?“
Gastkuratorin Cheryce von Xylander
Clemens Kruemmel, Kurator Kunstraum

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Anlaesslich der Eroeffnung wird zudem der Film „Geomancer“ (2017) von Lawrence Lek gezeigt.

Ort: Campus Halle 25 (Kunstraum), Universitaetsallee 1 - D-21335 Lueneburg
Oeffnungszeiten: Freitag, den 14. Juni (Sondertermin) sowie vom 17. Juni bis 2. Juli 2019, montags bis donnerstags, von 11-18 Uhr.

www.kunstraum.leuphana.de <http://www.kunstraum.leuphana.de>

Der Kunstraum der Leuphana Universitaet Lueneburg praesentiert vom 13. Juni bis zum 2. Juli eine adaptierte Fassung der am Karlsruher Zentrum fuer Kunst und Medien (ZKM) von Peter Weibel als Kurator und Blanca Giménez, Yasemin Keskintepe und Lívia Nolasco-Rózsás als Ko-Kurator*innen entwickelten Ausstellung „Open Codes“. Gezeigt wird eine Auswahl von Werken, die sich mit gesellschaftlichen und kulturellen Auswirkungen des Einsatzes aktueller Technologien der Codierung beschaeftigen. Erkundete das ZKM in breit angelegtem Rahmen, welche Effekte diese auf die visuelle Kultur haben und noch haben werden, so setzt die in Lueneburg von Cheryce von Xylander, Clemens Kruemmel und Studierenden des Master „Culture, Arts and Media“ konzipierte Satellitenausstellung im Kunstraum den Akzent auf eine „Digital History“, die nach der von Cheryce von Xylander vertretenen These bereits im kantischen Vernunftbegriff ansetzt.

Wir leben in einer Welt, die von Daten erzeugt, gesteuert und kontrolliert wird. Digitale Codes praegen unsere Gegenwart und haben tiefgreifenden Einfluss auf saemtliche Bereiche unseres Lebens, auf Wirtschaft und Gesellschaft, Kultur, Politik und Justiz sowie auf den Alltag. Sie werfen Fragen auf wie: Wer ist fuer selbstlernende Software rechenschaftspflichtig? Wie kann man Algorithmen fassen und wie sind ihre intellektuellen Faehigkeiten juristisch zu bewerten? Wie sollen Buerger*innen sowie Institutionen in Zukunft mit ihren Daten umgehen? Wie sollen algorithmische Verarbeitungsprozesse gesetzlich reguliert werden? Welche Rolle spielt in diesen gesellschaftlichen Prozessen kuenstlerisches Denken und in welches Verhaeltnis setzt es sich zu avancierten digitalen Technologien?

Die Lueneburger Ausstellung sucht nach Moeglichkeiten einer lebendigen raeumlichen, diskursiven und textuellen Verknuepfung von kuenstlerischen Themen und Motiven im Zeichen ihrer historischen Verfasstheit. In den kuenstlerischen Werken der Lueneburger Fassung von „Open Codes“ gewinnen insbesondere Beziehungen zwischen Betrachter*innen sowie sprachlichen und physischen Raeumen digitaler Codes auf unterschiedliche Art intellektuell und sinnlich erfahrbare Form. Dies geschieht innerhalb der fuer zeitgenoessische Kunst idiomatischen Werkstrukturen des Installativen und der Interaktivitaet, die unter anderem Resultat technologischer Entwicklungen computergestuetzter Bildverfahren und kuenstlicher Intelligenzen sind. Insbesondere markiert die Leuphana-Ausstellung eine distinktive Perspektive: Sie erprobt was synchrone Gestaltungsprinzipien der Allmacht diachroner Gegenwartsfantasien entgegenhalten koennen.

Empfangen werden die Besucher*innen der Ausstellung beim Betreten des Kunstraum durch den interaktiven Bildschirm der Arbeit „Style Transfer“ (2018) der Kuenstler Boris Neubert, Chengzhi Wu und Max Piochowiak. Darin wird deren vertikales Kamerabild – im Modus aesthetischer Konventionen der zeitgenoessischen Netzwelt wie Instagram oder Snapchat – unverzueglich in sukzessive wechselnde grafische Texturfilter „uebersetzt“. Diese werden mithilfe von Technologien der „Deep Neural Networks“ so rasend schnell generiert, dass der subjektive Eindruck absoluter Synchronizitaet entstehen kann. Strukturell erinnert das Erleben an die historischen Spiegelkabinette auf Jahrmaerkten, in denen das Abbild der Besucher*innen als spektakulaere Verzerrung fuer unglaeubiges Staunen sorgte. In dem Kontext von „Open Codes“ markiert die Installation zudem einen zeitgenoessischen visuellen Modestil, das atemberaubende Tempo visueller Uebertragungen heutiger Bildtechniken. Es deutet auch simpel und unmissverstaendlich auf die farbig schillernden Oberflaechen, unter denen sich das „neue“ Unheimliche der Digitalitaet verbirgt.

„Column 1-0“ (2016/17) des Kuenstlers Solimán López heisst der von der Decke abhaengende, raumhohe Farbdruck einer computergrafisch generierten Saeule, in deren Mitte die animierte Sequenz ihrer digitalen Codierung orthogonal projiziert wird. Diese Arbeit setzt auf die bewusst als Konflikt aesthetisierte Begegnung eines architektonischen Superzeichens traditioneller europaeischer Architektur mit deren von Menschen nicht mehr „lesbaren“ Uebersetzung in Binaercode. Ihre Besonderheit liegt in einer mit vordigitalen Erfahrungen kompatiblen Zugaenglichkeit und intuitiven Verstaendlichkeit des in ihr repraesentierten dynamischen Verhaeltnisses der Auffassungen von Sprache, Raumerfahrung und Kodierung. Hier treffen synchrone und diachrone Figurationen mit besonderer Deutlichkeit aufeinander.

Auf ganz andere Weise findet eine Uebersetzung im „Book of Genome PCC / Decode – PCC“ (2016) von Koen Vanmechelen statt – naemlich als symbolische und performative Aneignung. Mit der in Buchform ausgedruckten Genomcode-Sequenz eines Huhns wird die unfassbar lange Zeichenkette zunaechst auf eine vertraut scheinende Form der Verfuegbarmachung von Wissen – naemlich das Buch – uebertragen. Auf einem daneben platzierten Bildschirm fuehren Vorleser*innen einer Ausdauer-Performance in diversen sprachlichen und kulturellen Kontexten das Lesen selbst /ad absurdum/. Ein Schauspiel entsteht, das jenen Bruch im Verstehen der digitalen Gegenwart reproduziert, das zwischen altbekannten und neuen Codesprachen die Grenzen individuell-menschlicher Erfahrung mit absteckt.

Das aus einem offenen Kubus abgeleitete Modul der computerbasierten Installation „Alphabet Space“ (2017) von Adam Słowik, Christian Loelkes und Peter Weibel gibt den Besucher*innen buchstaeblich ein Code generierendes Werkzeug in die Haende und macht so den „Digital Divide“ historischer und zeitgenoessischer Erfahrungsmodi direkt greifbar. Die urspruengliche, von Słowik geschaffene Kubus-Skulptur liess sich bereits unter Nutzung einer Lichtquelle so drehen und wenden, dass saemtliche Buchstaben des Alphabets als lesbare Schattenprojektionen an einer Wand produzierbar wurden. Dieses Modul mag seine historischen Bezuege in den „Incomplete Open Cubes“ des Konzeptkuenstlers Sol LeWitt oder in den Wuerfelpermutationen des Computergrafik-Pioniers Manfred Mohr haben – in seiner heutigen Form verschwimmen die Grenzen zwischen kuenstlerisch-skulpturalen und designtechnisch-funktionalen Bezuegen. Mit dem von Peter Weibel erdachten Konzept wurde diese Arbeit erweitert und in den zeitgenoessischen Raum „digitaler Schatten“ ueberfuehrt. Seine von Christian Loelkes umgesetzte Konzeption macht das Modul mithilfe eines eingebauten Gyroskops zum Interface. Durch dieses werden Manipulationsbewegungen der Nutzer*innen drahtlos an eineComputerscreen gesendet, um zur alphabetischen Zeichenkette und damit zum lesbaren Text werden zu koennen. Die intuitive koerperliche Interaktion der Nutzer*innen mit Modul und Bildschirm geraet zur taenzerischen Auffuehrung, zur Schreib-Performance im Raum.

„XML – SVG Code – Quellcode des Ausstellungsraums“ (2010/2019) von Karin Sander greift die Architektur des Kunstraum der Leuphana auf. Diese Arbeit transferiert dem Boden entnommene Masse, mit allen Ecken und Einbuchtungen der Bodenplatte, in jenen Quellcode, der die Grundlage heutiger computergrafischer Architektur-Renderings liefert. Der exakte, mit Folienplots ausgeschriebene Code bedeckt nun den Boden, der sich aus besagtem architektonischen Zeichensystem grafisch wiedererschaffen liesse. Der wie ein Flaechenmuster wirkendeSchriftteppich wird alsein von allen begehbares Element des Kunstraum und somit als Produkt von Zahlen- und Zeichensystemen unmittelbar erfahrbar.

Der anlaesslich der Eroeffnung gezeigte Film „Geomancer“ von Lawrence Lek schliesslich stellt in einer Folge avancierter computergrafischer Animationen komplexer architektonischer Innenraeume endlose Drohnenfluege durch kapitalistische Offshore-Casino- und Megacity-Architekturen dar. Deren digitale Rationalitaet wird durch eine bestaendige kritische Narration aus dem Off analysiert und reflektiert, was zugleich einen differenzierten Interpretationsweg zu den oekonomischen, politischen und individuellen Risiken der digitalen Weltoekonomien eroeffnet.

Die Lueneburger Interpretation von „Open Codes“ stuetzt sich auf kuenstlerische Auffassungen der Herausforderung, die heutige Verfahren der Codierung fuer die gelebte Vernunft bedeuten. Sie bezieht sich dabei auf den von Immanuel Kants Werk markierten historischen Aufbruch zum Denken der Aufklaerung. Im deutungstheoretischen Zentrum der Ausstellung steht Immanuel Kants Aufsatz „Was heisst: sich im Denken orientieren?“ (1786). Nur ein einziges Wort im Titel muss ausgewechselt werden, um den Text als Bedienungsanleitung fuer muendige Buerger*innen im Zeitalter ubiquitaerer Vernetzung lesen zu koennen. „Was heisst: sich im Cyberspace orientieren?“ Mit diesem kuratorischen Hinweis verwandeln sich Kants philosophische Ueberlegungen in ein Brennglas, das gegenwaertige Entwicklungen auf erstaunliche Weise zu buendeln scheint, da es diese historisch bereits vorwegnimmt. Und noch einmal bedarf es nur eines kleinen redaktionellen Eingriffs, um die mitunter veralteten Hoeflichkeitsformen der sprachlichen Geste des Kant Aufsatzes von 1786 zu aktualisieren:

„Maenner, Frauen undLGBTQ+von Geistesfaehigkeiten und von erweiterten Gesinnungen! Ich verehre eure Talente und liebe euer Menschengefuehl. Aber habt ihr auch wohl ueberlegt, was ihr tut, und wo es mit euren Angriffen auf die Vernunft hinaus will? Ohne Zweifel wollt ihr, dass Freiheit zu denken ungekraenkt erhalten werde; denn ohne diese wuerde es selbst mit euren freien Schwuengen des Genies bald ein Ende haben... Und so zerstoert Freiheit im Denken, wenn sie sogar unabhaengig von Gesetzen der Vernunft verfahren will, endlich sich selbst.“

Die Zusammenfuehrung von Kant und Digitalitaet geschieht im Rahmen von „Open Codes?“ weder in normativer noch affirmativer Absicht. Denn es stehen erhebliche Vorwuerfe gegen den deutschen Aufklaerungsdenker im Raum. Sein ideelles Erbe wird momentan gruendlich auf sexistische, klassistische, rassistische und eurozentrische Inhalte untersucht. Zweifelsohne steht eine zeitgemaesse Auslegung der staatstragenden Lektuere noch aus. Kant hatte aber auch eine unmittelbar ingenieurstechnische Wirkung auf die Nachwelt. Sicher verfuegten weder er noch seine Zeitgenoss*innen ueber mobile Medien. Es ist auch nicht bekannt, dass sie etwa das Aufkommen des Smartphones als mobilem Allround-Talent vorhergesehen haetten. Dennoch scheint ein durch Suchmaschinen erschlossener Wissensraum geradezu als Sinnbild jener Unmuendigkeit gedient zu haben, die Kant zeitlebens beschaeftigt hat. Oder, wie er in dem beruehmten Aufsatz „Was ist Aufklaerung?“ (1784) schreibt:

„Habe ich ein Buch, das fuer mich Verstand hat, einen Seelsorger, der fuer mich Gewissen hat, einen Arzt, der fuer mich die Diaet beurteilt und so weiter, so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemuehen.“

Kants Leistungen im Bereich der kognitionstheoretischen Bestimmung des Erkenntnisvermoegens waren zukunftsweisend.* Von Xylanders heterodoxe Auslegung — welche den Philosophen als Cyberdenker und die Neuen Medien im Zeichen ihrer Aufklaerungsdiachronie, also historisch in diesem Sinne, fasst — laedt ein zu eingehender wissenschaftlicher und kuenstlerischer Betrachtung im Lichte der medientechnologischen Transformation unserer Erfahrungswelt. * Denn Kant modellierte bereits 1781 die Vernunft als Emergenzphaenomen und versuchte ihrem „mechanischen“ und „heuristischen“ Gehalt gerecht zu werden. Er praegte den Begriff der „Selbstorganisation“ und schuf dafuer eigens einen Neologismus. Er beobachtete das Spektakel des durch Europa reisenden und die Zuschauer*innen in Aufruhr versetzenden, schachspielenden Automaten – den beruehmt-beruechtigten „Mechanischen Tuerken“ – und prognostizierte auf dessen Grundlage eine zukuenftige, kuenstliche Intelligenz, die in einem Wechselspiel von menschlichem und maschinellem Kalkuel bestehen wuerde. Tatsaechlich bietet Amazon inzwischen mit „Mechanical Turk“ eine Dienstleistung an, die als Online-Urteilsboerse fungiert und menschliche Urteilsfaehigkeit den rechnerischen Vorgaben nicht nur zur Verfuegung stellt, sondern, laengerfristig, auch strukturell unterwirft. In der Arbeitsteilung der Denkkraft wird das Autonomie-Prinzip tendenziell wert(e)schoepfend vereinnahmt.

Grundstrukturen wissenschaftlichen und kuenstlerischen Denkens zu Codierung und multi-modaler Oeffentlichkeit laufen in der Kunstraum-Fassung von „Open Codes“ zusammen. Was der Leuphana Spin-Off der ZKM-Ausstellung verdeutlicht ist die historische Achse des Gemeinsamen: Kants programmatische Schriften und der „Open Codes“-Anspruch, ein Buergerforum zu schaffen, sind einem gemeinsamen, tentativen Vernunftglauben verpflichtet.

Nach der Ausstellung im Kunstraum der Leuphana Universitaet reist „Open Codes“ weiter nach Schanghai und Mumbai.

*Open Codes, ZKM Karlsruhe*

  * Peter Weibel (Kurator)
  * Blanca Giménez, Yasemin Keskintepe und Lívia Nolasco-Rózsás
    (Ko-Kurator*innen)


*Open Codes?, Kunstraum Leuphana **Universitaet** Lueneburg*

  * Clemens Kruemmel und Cheryce von Xylander (Ko-Kurator*innen)
  * unter Mitwirkung der Teilnehmer*innen des Master-Seminars
    „Ausstellen der Digitalitaet in ‚Open Codes‘ und in anderen
    Kontexten“, geleitet von Clemens Kruemmel und Cheryce von Xylander


Organisation / Institution
Leuphana Universitaet Lueneburg und ZKM | Zentrum fuer Kunst und Medien Karlsruhe

Kontakt:
Kunstraum der Leuphana Universitaet Lueneburg
Projektbuero - Gebaeude 5
Universitaetsallee 1, D-21335 Lueneburg
kunstr...@leuphana.de <mailto:kunstr...@uni.leuphana.de>

Unterstuetzung:

  * Die „Open Codes?“ Ausstellung im Kunstraumwird dankenswerter Weise
    gefoerdert durch IGTech GmbH Hamburg.
  * Das Catering fuer die Eroeffnung und die taegliche Versorgung der
    „Open Codes?“ Ausstellung wird freundlicher Weise von Lecker Baecker
    (Lueneburg) bereitgestellt.


ENGLISH VERSION

*Open Codes?*
Exhibition in Collaboration with the ZKM Center for Art and Media, Karlsruhe

Opening: Thursday, June 13^th , 2019, 18:00

Introductions to “Open Codes?”
Guest Curator Cheryce von Xylander
Clemens Kruemmel, Curator Kunstraum

With a screening of Lawrence Lek’s Film “Geomancer” (2017)

Location: Campus Hall25 (Kunstraum), Universitaetsallee 1 – D-21335 Lueneburg

Opening times: Friday, June 14^th  (exceptionally) as well as June 17^th  – July 2^nd , Mondays through Thursdays, from 11:00-18:00

www.kunstraum.leuphana.de <http://www.kunstraum.leuphana.de>

The Kunstraum of the Leuphana University Lueneburg will present an adapted version of the exhibition “Open Codes” developed at the ZKM Center for Art and Media in Karlsruhe by Peter Weibel (curator) as well as Blanca Giménez, Yasemin Keskintepe und Lívia Nolasco-Rózsás (co-curators). A selection of works is shown that explores the cultural and social ramifications of current technologies of encryption. While the ZKM took a broad approach to exploring the impact these developments have and are continuing to have on visual culture, the Lueneburg curators Cheryce von Xylander and Clemens Kruemmel assisted by students from the Master “Culture, Arts and Media” shift the satellite exhibition in the Kunstraum toward a “Digital History” reading. Current cryptological practices, so von Xylander’s thesis, employ a Kantian conception of reason.

We live in a world generated, steered and controlled by data. Digital codes shape the lived present and exert a profound influence on every area of quotidian being, economic, social, cultural, political and juridical. Code-driven decision-making raises such questions as: Who is accountable for self-learning software? What is an algorithm and how can we assess it in legal terms? What responsibility do citizens and institutions have in managing their own data? How should algorithmic processing be legislated? What does artistic reflection contribute to this social process and how does it relate to cutting edge digital technology?

The Lueneburg exhibition uses artistic tokens and utterances to interrogate vital new modes of integrating spatial, discursive and written sign systems in light of their defining historicity. The artworks featured in Lueneburg’s “Open Codes?” foreground relations between spectators as well as the verbal and spatial contexts within which digital codes are assuming tactile traction. This curatorial re-presentation draws on two defining moments of contemporary artistic practice, namely the installation and the interactive – and asserts a synchronic logic against the prevailing, diachronic imaginary of the digital. The “Open Codes” trailer asks how these articulative idioms are themselves shaped by the very technological developments – most notably, computer-assisted graphic design and artificial intelligence – under investigation in the ZKM exhibition.

On entering the Kunstraum of the Leuphana, visitors are welcomed by an interactive screen that is part of the work "Style Transfer" (2018) by artists Boris Neubert, Chengzhi Wu and Max Piochowiak. Automated filters instantly rebrush the vertical camera image into successively changing graphic textures, drawing on operative aesthetic conventions of the contemporary net world such as Instagram or Snapchat. With the help of "Deep Neural Network" technologies, these renderings are generated so rapidly that an impression of absolute synchronicity arises. Like a bygone mirror cabinet at a fairground, recalling the spectacular distortion of the visitors' image that caused incredulous amazement at the time, “Style Transfer” not only astonishes but also evokes the breathtaking speed of visual transformation typical of today's imaging techniques. At the same time, the installation denotes the colorful and dazzling surfaces that conceal the "new" uncanniness of digitality.

"Column 1-0" (2016/17) by the artist Solimán López presents the full-scale color print of a computer-generated column suspended from the ceiling, in the middle of which the animated sequence of its own digital coding is projected. This work relies on the encounter of an architectural super-sign of traditional European architecture with its translation into binary code, which is no longer "readable" by humans, an encounter intentionally aestheticized as a conflict. Its peculiarity lies in the accessibility and intuitive comprehensibility of the dynamic relationship between the concepts of language, space and coding that it represents, a juxtaposition continuous with pre-digital experiences.

In Koen Vanmechelen's "Book of Genome PCC / Decode - PCC" (2016) a completely different kind of translation is in play – one reliant on symbolic and performative appropriation. With the genome code sequence of a chicken printed in book form, the unfathomably long string of characters is first transferred to a seemingly familiar vehicle of knowledge transmission – notably, the book – only to be taken /ad absurdum/ by means of the spectacle projected on an adjacent screen. The endurance performance by readers from diverse linguistic and cultural contexts exposes a gap in understanding that pervades our digital present, the striking rift between traditional and new code languages shaping the boundaries of human individuation.

The module that belongs to the computer-based installation "Alphabet Space" (2017) by Adam Słowik, Christian Loelkes and Peter Weibel, which is derived from an open cube with missing edges, literally puts a code-generating tool into the hands of visitors. This makes the "Digital Divide" of historical and contemporary modes of experience immediately tangible. Already, the original cube sculpture created by Słowik could be rotated and turned in such a way that a light source projected everyletter of the alphabet insequential shadows, legible, on a wall. This module may have its historical references in the "Incomplete Open Cubes" of the conceptual artist Sol LeWitt or in the cube permutations of computer graphics pioneer Manfred Mohr. Yet, in its current form, the boundaries between artistic-sculptural and design-technical-functional effects blur. Peter Weibel’s extension of this letter-casting tool plumbs the contemporary space of "digital shadows" – his concept, implemented by Christian Loelkes, turns the module into a user interface with the help of a built-in gyroscope, through which the manipulation movements of the users can be sent wirelessly to a computer screen and become an alphabetical string of characters – and, ultimately, a readable text. The intuitive physical interaction of the users with the module and the screen turns into a dance, a writing performance in space.

The installation "XML - SVG Code - Quellcode des Ausstellungsraums" (2010/2019) by Karin Sander renders the floor as a specific part of the architecture of the Kunstraum in code translation. This piece captures the measurements of the floor slab, corners and indentations included, in the source code that provides the basis for digital renderings in contemporary architectural practice. The exact code is spelled out as adhesive foil plots. It covers the floor, which forms part of the architectural environment and could, in principle, be recreated from these signs. The inscription layer mounts a surface but also functions as an element of the art space to be traversed – the habitat emerges as a product of the system of numbers and signs.

Finally, Lawrence Lek's film "Geomancer", shown on the occasion of the opening, presents complex architectural interiors and endless drone flights through capitalist offshore casino and megacity architectures in a series of advanced computer graphic animations. Their digital rationality is analyzed and reflected by a constant critical narration from the off, which simultaneously opens a nuanced path of interpretation to the economic, political and individual risks of today’s digital global economies.

The Lueneburg articulation of “Open Codes” draws on an artistic conception of the challenges that today’s wholesale codification poses for any acculturated workings of reason. In so doing, the exhibition partakes of the historical rupture marked by Kant’s writings and occasioning a revolution in cognitive conditioning. In its curatorial re-conception, “Open Codes?” revolves around Kant’s essay “What Does it Mean to Orient Oneself in Thinking?” (1786). A single lexical replacement suffices for the text to read like an instruction manual for digital autonomy in the age of pervasive networking: “What Does it Mean to Orient Oneself in Cyberspace?” With this editorial wink, Kant’s philosophical deliberations acquire a surprisingly contemporary ring. The historical essay seems equally to refract and to anticipate our current, online condition – a condition to which Kant’s writings, so the argument goes, materially contributed. A final, but critical, editorial intervention updates the admittedly outmoded courtesies in Kant’s essay, to alignthemwith conventions of the 21^st  century:

“Men, Women and LGBTQ+ of broad mind and heightened mental capacities! I adore your talents and cherish your feeling for humanity. But have you considered, thoroughly, the risks you are taking and where your attacks on reason will land you? No doubt, you wish to insure the sustainability of free thinking without offense; for without this, even your free-wheeling flights of genius would soon come crashing down […] And so, freedom of thought, insofar it is determined to operate against the laws of reason, will finally destroy itself.”

To be sure, the conflation of Kant with digitality in the context of “Open Codes?” has neither a normative nor an affirmative purpose. Serious charges have been raised against the Enlightenment tradition generally and its most prominent German exponentspecifically. This moral legacy has yet to be probed for the full measure of undoubtedly sexist, classicist, racist and Eurocentric content. A contemporary reading of this scripture has yet to be proffered. Beyond the canon, however, Kant’s theoretical system found immediate, technical application with lasting impact on posterity. It goes without saying that neither he nor his contemporaries had access to portable electronic devices. For all we know, none of his peers anticipated the rise of a multi-tasking cellular butler resembling the smartphone. Nonetheless, a searchable information-sphere /à la/ Google, Bing, Baidu etc. is, for Kant, the very emblem of the loss of autonomy that he would spend his intellectual efforts attempting to correct. As he says in “What is Enlightenment?” (1784):

“If I have a book to serve as my understanding, a pastor to serve as my conscience, a physician to determine my diet for me, and so on, I need not exert myself at all.“

Kant achieved significant insight with regard to understanding the conditions under which understanding comes to be configured. * Von Xylander’s heterodox claim that Kant contributed, substantively, to the transformation of our daily doings through new media, which urges a diachronic reading of the latter’s historicity, has yet to be interrogated. *The cognitive paradigm he formulated was prescient and is, as such, deserving of thorough-going scholarly and artistic attention. However, this much is clear: In his eponymous publication of 1781, Kant not only rendered /pure reason/ as an emergent phenomenon, he also strove to convey the “mechanical” and “heuristic” constituents of reasoned activity. His critical philosophy developed the notion of “self-organization” and coined that modern sounding term to name the developmental dynamic in question. Kant commented, explicitly, on artificial intelligence. Conspicuously, he witnessed overwrought debates concerning the chess-playing automaton being paraded, in his day, through the courts of Europe – the fabled “Mechanical Turk” – and predicted the rise of future intelligent systems comprised of human-machine mergers. It so happens that Amazon’s /Mechanical Turk/ radically realizes the eclipse of transcendental freedom against which Kant strove so urgently to immunize posterity. Said /Mechanical Turk/ refers to an online, bookable, service delivery that monetizes subjective labor; it subjugates the human sensorium to the instrumental ends of algorithmic optimization and, in so doing, boosts computational efficacy with commodified increments of aggregated discriminatory judgement.

The Kunstraum version of “Open Codes” mounts a fractal display of the scholarly and artistic conditions of contemporary thought within the codified and multi-modal public sphere we have come to inhabit. While the ZKM exhibition aimed to serve as a forum for public sphere and civico-aesthetic activation, Leuphana’s “Open Codes?” spin-off traces this ambition to Kant’s programmatic philosophy. What unites these two endeavors is a tentative faith in reason.

After the showing in the Kunstraum of the Leuphana University, “Open Codes” will travel to Shanghai and Mumbai.

*Open Codes, ZKM Karlsruhe*
Peter Weibel (curator)
Blanca Giménez, Yasemin Keskintepe and Lívia Nolasco-Rózsás (co-curators)

*Open Codes?, Kunstraum Leuphana University Lueneburg*
Clemens Kruemmel and Cheryce von Xylander (co-curators)
with participation of the students of the Master’s seminar „Exhibiting Digitality in ‚Open Codes‘ and in other Contexts,“ directed by Clemens Kruemmel and Cheryce von Xylander

Organization / Institution
Leuphana University Lueneburg and ZKM | Center for Art and Media Karlsruhe

Contact:
Kunstraum of Leuphana University Lueneburg
Project Office – Building 5
Universitaetsallee 1, D-21335 Lueneburg

kunstr...@leuphana.de <mailto:kunstr...@uni.leuphana.de>

Support:

  * The Kunstraum „Open Codes?“ exhibition has been generously supported
    by IGTech GmbH, Hamburg.
  * We thank Lecker Baecker (Lueneburg) for catering the opening night
    and the exhibition’s daily operation at the Leuphana

*
Kunstraum der Leuphana Universitaet Lueneburg
Universitaetsallee 1, Campus Halle 25
D-21335 Lueneburg
Tel +49 4131 677 1750 <tel:+49%204131%20677%201750>
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