verlängert bis zum 19. Mai 2009:



CALL FOR PAPERS

»Mit Leben rechnen. Zur Geschichte des Wissenstransfers zwischen Computer- und Biowissenschaften«

Workshop der „Fachgruppe Informatik- und Computergeschichte“ in
Verbindung mit dem „Präsidiumsarbeitskreis Geschichte der Informatik“

Termin: Dienstag, den 29.9. 2009

Zeitlicher Umfang: Eintägiger Workshop mit 10-12 Beiträgen.

Ort: Universität Lübeck

Veranstalter: Hans Dieter Hellige (Universität Bremen), Jan Müggenburg (Universität Wien), Claus Pias (Universität Wien), Rudolf Seising (European Centre for Soft Computing,
Mieres, Spanien)

Vorläufiges Programmkomitee:
Philipp Aumann (Deutsches Museum Forschungsinstitut, München)
Wilfried Brauer (Technische Universität München)
Catarina Caetano da Rosa (RWTH Aachen)
Hans Dieter Hellige (Universität Bremen)
Jan Müggenburg (Universität Wien)
Claus Pias (Universität Wien)
Rudolf Seising (European Centre for Soft Computing, Mieres, Spanien)

Adressatenkreis:
Bioinformatiker, Softwareentwickler, Robotik- und KI-Forscher,
historisch interessierte Informatiker, Wissenschafts- und Technikhistoriker.

Fragestellung und Zielsetzung:
Seit den Anfängen des modernen Computing stehen Computer Science und Biologie in einer teils produktiven teils problematischen Wechselbeziehung. So wurden einerseits erfolgreich Verfahren der Informatik in der Biologie und anderen Life- Sciences als Instrumente zur Analyse und Synthese biologischer/natürlicher Systeme und Prozesse verwendet, während die Informatik durch Extrahierung von Ideen und Konzepten aus der Natur starres Automaten-Denken überwand und sich nicht-linearen, dynamischen Komplexitäten und Unsicherheiten öffnete. Den fruchtbaren Wissenstransfers stehen andererseits immer wieder Analogiebildungen gegenüber, welche die informatische Forschung in die Irre führen oder zu unerfüllbaren Versprechungen veranlassen, so die frühe Brain-Metapher, überzogene maschinelle Lernkonzepte und vorschnelle biokybernetische Universalwissenschafts-
Aspirationen.

Der Workshop behandelt wesentliche Etappen der Disziplingenese und - entwicklung biologisch
inspirierter Informatik-Forschungsrichtungen, so vor allem:

- die Anfänge bio-analoger IT bei Norbert Wiener, der in den 40/50er Jahren Gemeinsamkeiten der »Regelung und Nachrichtenübertragung im Lebewesen und in der Maschine« beobachtete und mit seiner daraus entstandenen (bio-)kybernetischen Wissenschaft das Fundament für eine Übertragung des biologischen Lebensbegriffs auf informationstechnische
Systeme legte,

- die höchst diskontinuierlich verlaufene Entwicklung künstlicher Neuronaler Netze, die mit dem Neuronen-Modell von Warren McCulloch und Walter Pitts bereits in den 40er Jahren entstanden, sich aber erst mit den lernenden neuronalen Netzen seit den 80igern erfolgreich
durchsetzten,

- die Diskursgeschichte der durch Darwin inspirierten evolutionären Forschungsrichtung, die in den 40/50er Jahren mit den sich selbst reproduzierenden zellularen Automaten v. Neumanns einsetzte, seit den 60igern zur Entstehung evolutionärer Algorithmen führte und in den späten 80er Jahren in die »Artificial Life«-Forschung mündete,

- die Begründung weiterer bio-analoger Forschungsrichtungen seit den 80er/90er Jahren wie der Schwarm-Intelligenz und der Simulation des Sozialverhaltens von Tierpopulationen
sowie künstlicher Immunsysteme,

- die Entwicklung autonomer intelligenter Systeme in der Robotik nach anthropomorphem
(top-down) oder evolutionsbiologischem (bottom-up) Muster,

- sowie die verschiedenen Bestrebungen einer Integration der verschiedenen bio-/naturinspirierten
Forschungsgebiete in einer neuen Dachdisziplin wie dem »Soft Computing«,
dem »Natural Computing« bzw. dem »Life-science Computing«.
Leitende Fragen einer solchen Bestandsaufnahme sind:

- Welche formative Wirkung hatte der (Bio-)Kybernetik-Diskurs auf die natur-/bio-inspirierte
Forschung?

- Welche Bedeutung hat die ewig alternative Architektur des »Biological Computing« für die
Geschichte der Informatik?

- Verlief die Disziplin-Entwicklung eher kontinuierlich von rein metaphorischen Anleihen zu immer direkteren und systematischeren Verknüpfungen von Biowissenschaften und Informatik oder eher diskontinuierlich von großen Visionen, RückschlaÅNgen und realistischeren
Neuanfängen?

- Inwieweit bestimmen behavioristische, kybernetische Vorstellungen von Tier und Mensch
noch immer Entwicklungen in der Robotik?

- Inwieweit gehen in die Konstruktion von Natur-/Biosystem-Modellen soziale Modellvorstellungen ein, die dann als vermeintlich natürliche auf sozio-technische Systeme rückübertragen
werden?

- Birgt nicht der wechselseitige Wissenstransfer zwischen Informatik und Biowissenschaften überhaupt die Gefahr metaphorischen Kurzschließens und des Verwechselns von metaphorischem
Konstrukt und Wirklichkeit?

- Wo liegen die Grenzen von »evolutionären« Programmierungsstrategien und quasi-biologischen
Systemen?

- Wie ernst sind transhumane und transbiologische Visionen von Forschern der KI-Robotik und des »Artificial Life« zu nehmen, als Scientific Fiction oder reale Zukunfts- bzw.
Bedrohungs-Szenarien?

- Steht das »Natural Computing Age« (de Castro) bevor oder könnte dieses Mega-Leitbild
dasselbe Schicksal erleben wie einst das »Kybernetische Zeitalter«?

Einreichung von Papers / Abstracts:

Umfang:
Die an die Organisatoren einzureichenden Paper oder Abstracts sollten sechs Seiten nicht
überschreiten.

Format:
Mit Blick auf die spätere Publikation der angenommenen Workshopbeiträge in einem gemeinsamen Tagungsband der GI-Reihe 'Lecture Notes in Informatics (LNI)' sollten die Paper oder Abstracts gleich im LNI-Format erstellt werden, keine Seitenzahlen enthalten
und im PDF-Format eingereicht werden.

Nähere Informationen unter:
http://www.gi-ev.de/service/publikationen/lni/

Autorenrichtlinien unter:
http://www.gi-ev.de/service/publikationen/gi-edition-lecture-notes-in-informatics-lni-
2005/autorenrichtlinien.html

Adresse für die Einreichung von Workshop-Beiträgen:
Die Paper oder Abstracts bitte senden an: hell...@artec.uni-bremen.de

oder direkt hochladen nach:
http://www.informatik2009.de/einreichung.html.
Dort finden sich auch alle Hinweise zur Formatierung sowie ein Link auf die
Konferenzverwaltung.

Termine:
Termin der Einreichung von Beiträgen an die Workshop-Leitung: 26.04.2009
Benachrichtigung über Annahme / Ablehnung: 25.05.2009
Abgabe der fertigen Beiträge über die zentrale Konferenzverwaltung: 01.07.2009

Geplante Buchpublikation:
Es wird im Anschluss an den Workshop zusätzlich zum GI-Tagungsband eine Buchpublikation
anvisiert, für die ausgewählte Beiträge ausgearbeitet werden können.

Teilnahme am Workshop:
Für die Teilnahme am Workshop ist eine Tagesanmeldung zur INFORMATIK 2009 erforderlich (bei mehreren Autoren von mindestens einem Autor) Weitere Informationen unter:
http://www.informatik2009.de/home.html

Bremen, den 26.2.2009
Hans Dieter Hellige
Sprecher der GI-Fachgruppe "Informatik- und Computergeschichte"


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