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Open-Source-Guru adressiert UserLinux an Red-Hat-Kunden
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Open-Source-Guru Bruce Perens will ein neues Linux-Paket
unter der Bezeichnung UserLinux schnüren, mit dem er eigenen Aussagen zufolge die
Lücke schließen will, die Red Hat mit der Einstellung seiner Consumer-Distribution
Red Hat Linux 9 hinterlässt. Die Entwicklung von UserLinux werde mit mehreren
Millionen Dollar von einer Reihe großer Unternehmen aus verschiedenen Branchen
unterstützt, die Perens allerdings nicht nennen will. Außerdem sei die Zertifizierung
durch wichtige Hardwarehersteller geplant.
Bruce Perens: Es gibt den Trend, quelloffenen Code proprietär zu machen. (Foto:
perens.com)
Die Sponsoren sind zum einen auf eine Alternative zu Microsoft-Produkten aus, die
fehlerhaft, anfällig für Viren und schwierig zu verteilen und zu warten seien, sagte
Perens auf einem Treffen des im Februar unter anderem von Suse, Mandrakesoft, Arklinux
und Lycoris gegründeten Desktop Linux Consortium (Computerwoche online berichtete).
Zum anderen begrüßten die Firmen die Entwicklung einer Alternative zu kommerziellen
Linux-Versionen wie der von Red Hat, die an abscheuliche Bedingungen gebunden seien,
wie zum Beispiel an die Einschränkung der Installationen oder an Service-Verträge, die
Modifikationen der Software verbieten würden, so Perens.
UserLinux basiert auf Debian GNU/Linux und ist voraussichtlich bis Mitte 2004
erhältlich. Das Paket soll im Laden für unter zehn Dollar zu haben sein. ob sich
Anwender Patches bei Debian besorgen müssen oder ein Support-Programm für UserLinux
geplant ist, ist nicht bekannt.
Red Hat verteidigt Einstellung von Red Hat Linux 9
Red Hat weist unterdessen Anschuldigungen zurück, mit der Einstellung des Pakets Red
Hat Linux 9 ein neues Linux-Lizenzmodell durch die Hintertür einführen zu wollen
(Computerwoche online berichtete).
Nachdem bekannt wurde, dass die Consumer-Edition nicht weiter vertrieben wird, sind
zahlreiche Proteste laut geworden. Der Grund dürfte in zu erwartenden höheren
Support-Kosten liegen. Denn der Bezug von Patches und Sicherheits-Updates war beim
kleinen Linux an das Paket gebunden, egal, auf wie vielen Rechnern es installiert
war. Mit dem Erwerb einer Distribution ließen sich also beliebig viele Installationen
pflegen.
Die Vertragsbedingungen für die hauseigene Enterprise-Distribution sehen dagegen ein
Rechner-gebundenes Support-Modell vor. Demnach muss für alle Rechner, auf denen das
Paket läuft, ein Wartungsvertrag abgeschlossen werden. Das Paket auf mehreren
Computern zu installieren, jedoch nur einen in den Red-Hat-Support einzubinden,
verstößt laut Daniel Riek, Manager Public Sector Sales für Deutschland, Österreich und
die Schweiz, gegen die Vertragsbedingungen.
Red Hat stellt seine Kunden vor die Entscheidung, Red Hat Enterprise Linux oder
Fedora zu wählen. Wer Support benötigt, muss zur Enterprise-Version greifen.
Kritiker meinen, dieses Vorgehen unterbinde ein freies Kopieren des Betriebssystems
und verstoße gegen die GPL (General GNU Public Licence). Es sei doch gerade die GPL,
die Red Hat zu den mit der Enterprise-Version verbundenen Vertragsbedingungen zwinge,
entgegnet Riek. Denn nicht nur Linux selbst, sondern auch Patches und Updates für das
System unterliegen der GNU-Lizenz. Demnach dürfen sie, einmal heruntergeladen, wie das
Betriebssystem frei weiterverteilt werden. Das ermögliche es aber, mit dem Kauf eines
einzigen Linux-Pakets beliebig viele Rechner zu betreiben und zu pflegen. Aus diesem
Grund habe Red Hat die Weiterentwicklung der kleinen Distribution aufgegeben. Da
weder die freie Verteilung des Betriebssystems noch der Patches eingeschränkt werden
darf, setzt der Anbieter beim Support an. Wer einen Wartungsvertrag - von
Support-Lizenzen spricht Riek in diesem Zusammenhang nicht gerne - abschließen will,
muss alle Rechner im Red Hat Network anmelden und damit für alle
Rechner die Wartung bezahlen, auf denen Red Hat Enterprise Linux läuft.
Mit der GPL kollidiere das nicht. Schließlich dürfe auch die Enterprise-Version auf
beliebig vielen Rechnern installiert werden, solange kein Support von Red Hat in
Anspruch genommen wird.
Anwender, die auch künftig eine Linux-Distribution ohne Einschränkung auf beliebig
vielen Rechner installieren wollen, verweist Riek an das von Red Hat unterstützte
Open-Source-Projekt Fedora, das Anfang November sein erstes Linux-Paket zum Download
bereit gestellt hat (Computerwoche online berichtete).
Wie viele Anwender auf Fedora umsteigen werden, ist nicht abzusehen. Für das System
liefert Red Hat keinen Support. Auf der anderen Seite dürften mit Red Hats Enterprise
Linux insbesondere Betreiber von Clustern im Regen stehen. Laut Riek gibt es bislang
kein Preismodell für den Support der Rechnerverbünde. Das heiße jedoch nicht, dass man
die