Re: [Talk-de] Entscheidungsstruktur bei OSM

2011-02-16 Diskussionsfäden Frederik Ramm

Hallo,

On 02/16/2011 11:21 AM, Markus wrote:

2. Wenn eine Entscheidung notwendig ist, dann trifft diese Entscheidung
die OSM Foundation, vertreten durch ihren demokratisch gewaehlten
Vorstand.


Das ist mir neu.


[...]


Wenn mich beispielsweise jemand nach dem "Chef von OSM" gefragt, oder um
einer Unterschrift für einen Vertrag gebeten hatte, war meine Antwort:
"ich kann gern unterschreiben - aber ich bin nur einer von 350'000
OSMern, und habe keine darüber hinausgehende Legitimation".


Das finde ich auch gut so.


Und für Fälle wo das nicht reichte, ist der FOSSGIS eingesprungen (der
zwar ebenfalls keine Legitimation hat, aber zumindest schon mal ein
"e.V" ist und nicht "nur" eine Privatperson ;-) ).


Das ist auch so gedacht.

Die OSMF ist halt Betreiberin der Server. Ganz knallhart juristisch 
gesagt, wenn irgendjemand eine Tonne Copyright-Daten von Dritten in OSM 
reinkippt, dann ist es der Vorstand der OSMF, bei dem das Einschreiben 
vom Anwalt ankommt[*], und der sich u.U. strafbar macht, wenn er nicht 
handelt. (Und es reicht nicht, zu sagen "das war aber der User Markus, 
von dem wir leider ausser dieser IP-Nummer und dieser E-Mail-Adresse 
nichts wissen"). Der Vorstand der OSMF verwaltet auch die Gelder und 
entscheidet, fuer welche Server das OSMF-Geld ausgegeben wird und fuer 
welche nicht. Der Vorstand der OSMF hat das letzte Wort, was saemtliche 
unter openstreetmap.org abrufbare Inhalte betrifft.


In der Praxis ist diese theoretische Machtposition aber erstens durch 
meinen Grundsatz 1 eingeschraenkt, den die OSMF-Vorstandsmitglieder 
weitgehend teilen (die OSMF muss schon einen ganz triftigen Grund haben, 
wenn sie irgendwelche Vorschriften erlassen will), und auch dadurch, 
dass die OSMF keine Angestellten hat, die sie herumkommandieren kann. 
Das bedeutet zum Beispiel gerade in Hardwarefragen, dass die OSMF sich 
im wesentlichen an die Empfehlungen der TWG (Technical Working Group = 
das Admin-Team) haelt, denn wenn das Admin-Team sagen wuerde "unter 
diesen Bedingungen koennen wir nicht weiter arbeiten", dann haette die 
OSMF ein Problem.


Wenn Du es auf die Spitze treiben wolltest, dann koennte die OSMF auch 
beschliessen, dass sie auf den von ihr betriebenen Rechnern ab jetzt nur 
noch highway=path, cycleway=designated statt highway=cycleway haben will 
und dass ausserdem man_made=tower auf der Mapnik-Karte erscheinen muss. 
Aber aus sowas haelt sich die OSMF wohlweisslich raus, denn das waere 
nicht im Geiste des Projekts.


Bye
Frederik

[*] Das ist nicht hypothetisch gemeint. Sowas passiert bei OSM wirklich.

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Re: [Talk-de] Entscheidungsstruktur bei OSM

2011-02-16 Diskussionsfäden Markus

Hallo Frederik,


Demokratie in OSM:

1. Ueberall da, wo man auch ohne eine Entscheidung "von oben"
leben kann, sollte man auf eine solche Entscheidung verzichten.


Ok.


2. Wenn eine Entscheidung notwendig ist, dann trifft diese Entscheidung
die OSM Foundation, vertreten durch ihren demokratisch gewaehlten
Vorstand.


Das ist mir neu.

Bisher habe ich unsere Entscheidungsstruktur so verstanden:
- "Entscheidungen" gibt es nicht
- es gibt keine legitimierte Gremien
- es gibt keine demokratische oder sonstwie legalisierte Prozesse

sondern:
- OSM funktioniert als "Crowdsourcing"
- da wo sich die "Masse" hinbewegt ist es "richtig"
- allenfalls gibt es Technokratie (Entwickler, HW-Betreiber)
- oder die Macht der Geschwindigkeit/Menge der Edits
- ansonsten gilt: was gefällt ist gut

Die Aufgabe der OSMF habe ich so verstanden:
- sie unterstützen OSM (finanziell, ideell, organisatorisch)
- sie hat keine darüber hinausgehenden Funktionen

So habe ich es bisher auch nach aussen vertreten.
Wenn mich beispielsweise jemand nach dem "Chef von OSM" gefragt, oder um 
einer Unterschrift für einen Vertrag gebeten hatte, war meine Antwort: 
"ich kann gern unterschreiben - aber ich bin nur einer von 350'000 
OSMern, und habe keine darüber hinausgehende Legitimation".


Und für Fälle wo das nicht reichte, ist der FOSSGIS eingesprungen (der 
zwar ebenfalls keine Legitimation hat, aber zumindest schon mal ein 
"e.V" ist und nicht "nur" eine Privatperson ;-) ).



Das demokratische Beschliessen von Richtlinien klingt nett, wuerde aber
dazu fuehren, dass ein Haufen Leute sich statt mit Mapping mit dem
Richtliniendesign beschaeftigen


Das sehe ich genauso.

Zwar sind mir so "ungeregelte unplanbare unstrukturierte" Haufen 
fachlich ein Greuel (passt so gar nicht zu ISO 9000) - aber unser 
"System" hat zugegebenermassen Charme und seeehr viele Vorteile!

(und ich schätze diese Vorteile auch in anderen Bereichen sehr!)

Gruss, Markus

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