Hallo, 

> das Konzept von Steno … aufs Tippen übertragen … Also etwa u=und, i=ist, 
> d=der/die/das usw.
> Autovervollständigung zwingt dich, erst zu schauen, was der Rechner vorschlägt

man muss hier, denke ich, zwei Dinge unterscheiden: Einerseits 
Autovervollständigung, wo ich den Vorschlag der Software bestätigen oder aus 
einer Liste auswählen oder bei Bedarf korrigieren muss – genau, das kostet oft 
mehr Zeit, als es einspart. 

Andererseits AutoKorrektur (so jedenfalls die Bezeichnung in Office): In Office 
sind hier vor allem Tippfehler-Korrekturen voreingestellt (udn -> und), aber 
man kann die Auto"Korrektur" hervorragend nutzen, um vordefinierte Kürzel durch 
eine Langform ersetzen zu lassen, sobald man das folgende Leer- oder 
Satzzeichen tippt – so wird aus "sgdh" die Langform "Sehr geehrte Damen und 
Herren", sobald man das Komma tippt. 

Diese AutoKorrektur nutze ich seit Jahren ausgiebig zum Abkürzen häufiger 
Wörter, und das geht auch im schnellen Tippen problemlos. Mittlerweile sind so, 
wenn man die flektierten Formen mitzählt, einige Tausend Kürzel entstanden, und 
das durchaus von Steno inspiriert, z.B. d = das, f = für, gg = gegen, st = 
selbst, stl = selbstverständlich etc. (das sind Original-Steno-Kürzel, es geht 
aber nur begrenzt, u.a. weil Steno einen ganz anderen "Zeichenvorrat" hat und 
z. B. eigene Zeichen für "ch", "sch", "zw", "mpf" etc. hat). Aber solche ersten 
Kürzel kann man erweitern (dsb = dasselbe, fea = füreinander, vea = 
voneinander, ggü = gegenüber, sst = sich selbst), um eigene Kürzel ergänzen (bs 
= besonders, bt = bestimmt, nü = natürlich, psl = persönlich, srl = sicherlich, 
vd = verschieden) und systematisch Endungen dranhängen (vde = verschiedene, vdm 
= verschiedenem, …n, …r, …s). 

Per Textanalyse längerer Texte – z. B. selbstgeschriebene Dokumente oder 
E-Mails – finden sich schnell Begriffe, für die sich weitere Kürzel lohnen. Das 
Ganze mache ich mit einer Excel-Tabelle und einem Utility (C#), nicht im 
winzigen Office-AutoKorrektur-Options-Fenster. Insgesamt lassen sich so je nach 
Text ca. 1/3 der Tastenanschläge einsparen, und nebenbei muss man nur einmal 
(bei der Definition) sicherstellen, dass man keinen Tippfehler gemacht hat. 

Im Englischen geht die Sache noch viel besser, weil man von einem "Verbstamm" 
(mng = manage) nur 3 Formen ableiten muss (mngs = manages, mngd = managed, mngg 
= managing), schon sind alle Verbformen abgedeckt. Je nachdem lassen sich dann 
Substantive und Adjektive ergänzen (mngr = manager, mngm = management, mngl = 
managerial, mngb = manageable, mngbt = manageability, mngbn = manageableness) – 
das klappt mit den immer gleichen Endungs-Abkürzungs-Buchstaben wie am 
Schnürchen. Die Kunst ist hier, kollisionsfreie, aber einprägsame Verbstämme zu 
finden. 

> Wer Klavier spielt, wird sich nicht vorstellen können, dass man nur spielen 
> könne, wenn man alle Töne sequentiell anschlägt.

Auch als Klavierspieler bin ich ziemlich skeptisch, ob man mit mehreren 
gleichzeitig angeschlagenen Tasten tatsächlich höhere Geschwindigkeit erreichen 
könnte, jedenfalls im Verhältnis zum Aufwand: In Mozarts Sonate Nr. 8 a-moll, 
1. Satz erreiche ich rechts problemlos 8–9 "Anschläge" pro Sekunde – weil das 
Sechzehntelläufe sind, in denen die Töne "seriell" hintereinander gespielt 
werden. Aber z. B. einen Terzenlauf, wo dieselbe Hand jeweils zwei Töne 
anschlägt? Viel schwieriger, viel fehleranfälliger und nur mit viel, viel Üben 
in brauchbarem Tempo hinzukriegen. Dann lieber den "seriellen" Lauf so lange 
langsam und gleichmäßig(!) üben, bis er auch im hohen Tempo richtig "perlt"! 
Gelegentliche Gleichzeitigkeit beider Hände ist (wie in der Sonate) durch Shift 
oder andere Modifier auch beim normalen Tippen gegeben. 

Viele Grüße
Jörg-Michael  

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