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N A B U - P R E S S E D I E N S T  ---- 29.10.2012 
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Meeresschützer empört:
Deutschland wird zum Totengräber des Schweinswalschutzes – Entwurf für
dringend notwendigen Rettungsplan demontiert 
 
Berlin– Nach mehrtägigem Feilschen um einen Rettungsplan für die stark
bedrohten Schweinswale hat sich Deutschland durch Abschwächen eines
neuen „Schutzplans für die westliche Ostsee und Kattegat“ gemeinsam mit
Dänemark und Schweden zum Handlanger der Fischereilobby gemacht“,
kommentieren die deutschen Umweltverbände die Ergebnisse des Treffens
des Kleinwalschutzabkommens ASCOBANS im britischen Brighton vergangene
Woche. Die Schweinswalpopulation in der westlichen Ostsee ist in den
letzten Jahren nach Expertengutachten um 60 Prozent zurückgegangen.
Hauptgrund dafür ist das Ersticken der Tiere in den Stellnetzen der
Fischerei. Der Entwurf des Rettungsplans sah vor, den Beifang von Walen
„gegen Null“ zu reduzieren. Stattdessen lautet nun der  faule
Kompromiss dass „so wenig wie möglich“ Schweinswale mitgefangen werden
sollten – wer bestimmt, was „möglich“ ist bleibt offen. Notwendige
Maßnahmen wie fischereifreie Schutzgebiete oder Stellnetzverbote
wurden nicht vereinbart.   
Diese Entscheidung, welche von der deutschen Delegation des
Umweltministeriums mitgetragen wurde, wirft auch einen tiefen Schatten
auf die ausstehende Entscheidung zu konkreten Schutzmaßnahmen in den
deutschen Meeresschutzgebieten in Nord-und Ostsee: Seit 20 Monaten
blockieren Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner und Umweltminister
Peter Altmaier die Verabschiedung konkreter Maßnahmen für die deutschen
Meeresschutzgebiete und ignorieren damit europäische Verpflichtungen. 
Dabei geht es vor allem um die Fischerei in den Schutzgebieten.
Grundschleppnetze zerstören die empfindlichen Lebensgemeinschaften am
Meeresboden und Jahr für Jahr sterben zehntausende Meerestiere als
ungewollter Beifang in den Fischernetzen. Nicht nur die Schweinswale in
der zentralen Ostsee sind inzwischen vom Aussterben bedroht, auch die
Bestände von Eis- und Eiderenten gehen dramatisch zurück. Um die
Fischerei in den Schutzgebieten naturverträglicher zu gestalten, hatte
eine gemeinsame Facharbeitsgruppe des Bundesamtes für Naturschutz (BfN)
und des Johann Heinrich von Thünen-Instituts (vTI)  im Auftrag ihrer
beiden Ministerien Maßnahmen erarbeitet und im April 2011 vorgelegt. Ihr
Vorschlag sollte das Herzstück für verbindliche Fischereiregelungen in
den Meeresschutzgebieten werden. Deutschland kann entsprechende
Maßnahmen dabei nicht eigenständig umsetzen, sondern muss diese  zur
Abstimmung an die Europäische Union melden. Die Zeit läuft den
verantwortlichen Ministerien nun davon. Bis Ende nächsten Jahres müssen
konkrete Schutzmaßnahmen für die seit 2007 anerkannten
Meeresschutzgebiete erlassen werden,  ansonsten riskiert Deutschland ein
Vertragsverletzungsverfahren.
 
Doch statt die von den eigenen Fachleuten vorgeschlagenen Maßnahmen
anzuerkennen und an die EU-Kommission weiterzuleiten, reagieren
Fachminister und Kanzlerin mit Blockade: Bereits im Sommer 2011 hatten
nationale und internationale Anhörungen zu den Vorschlägen
stattgefunden. Seitdem wird das Problem ausgesessen, Briefwechsel und
Gespräche der Verbände mit Ministerin Aigner und Minister Altmaier
blieben bisher ohne Ergebnis. 
Nach der Enttäuschung um den ASCOBANS-Schutzplan fordern die deutschen
Umweltschutzverbände die verantwortlichen Bundesminister und
Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, jetzt zumindest für die
Meeresschutzgebiete in Nord- und Ostsee effektive Maßnahmen zu
verabschieden. Hierzu gehört ein Verbot zerstörerischer
Grundschleppnetze in Schutzgebieten, damit diese tatsächlich zu Schutz
und Regeneration bedrohter Arten beitragen. Zudem müssen Stellnetze
ausge
schlossen und durch alternative umweltschonendere Fischfangmethoden
ersetzt werden, deren Weiterentwicklung von der Bundesregierung
verstärkt gefördert werden muss. Die akustische Vertreibung von
Schweinswalen über sogenannte „Pinger“ an den Stellnetzen, wie vom vTI
vorgeschlagen, ist dabei nach Meinung der Verbände keine Option, sondern
verstößt sogar gegen geltendes EU-Umweltrecht.
Wenn sich die Bundesregierung weiterhin nicht einigen kann,
Fischereimaßnahmen schnellstmöglich umzusetzen, werden die deutschen
Meeresschutzgebiete auch künftig nur auf dem Papier bestehen, während
tausende Wale und Vögel zugrunde gehen.
 
Für Rückfragen:
Dr. Kim Cornelius Detloff, NABU-Meeresschutzexperte, Tel. 030
284984-1626, mobil: 0152 09202205
Jochen Lamp, Leiter WWF-Ostseebüro, Tel. 03831 297018, mobil: 0151
18854927
Dr. Nina Wolff, DUH-Projektleiterin Meeresnaturschutz, Tel. 030
240086784, mobil: 0170 8127346
Thilo Maack, Greenpeace-Meeresbiologe, Tel. 040 30618 359, mobil: 0171
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