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N A B U - P R E S S E D I E N S T  ----  NR. 104/12 ---- 7.9.2012 
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Umwelt/Vögel
NABU: 300.000 Amseln fielen Usutu-Virus 2011 zum Opfer 
Miller: Risiko für Amseln groß, aber nicht bestandsgefährdend
 
Berlin – Vogelexperten des NABU haben erstmals berechnet, wie sich das
Usutu-Virus in Deutschland auf den Amselbestand ausgewirkt hat. Zu
diesem Zweck wurden Daten seit dem Jahr 2006 aus Deutschlands größten
Vogelzählaktionen „Stunde der Gartenvögel“ und „Stunde der Wintervögel“
ausgewertet. Danach fielen dem Virus im vergangenen Jahr rund 300.000
Amseln zum Opfer. „Die Zahlen zeigen, dass das Risiko für Amseln in
bestimmten Regionen groß, aber bundesweit nicht bestandsgefährdend ist“,
sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Bei den
NABU-Vogelzählaktionen, die jährlich im Januar und Mai stattfinden,
gehen jeweils Vogelerfassungen aus mehr als 30.000 Gärten und Parks ein.

Noch ist unklar, wie sich das Vogelsterben und die Amselbestände in
Zukunft entwickeln werden. Allerdings belegen die NABU-Daten erstmalig
den negativen Einfluss des Virus auf regionale Amselpopulationen. Das
Ausbruchsgebiet hat sich im Sommer 2012 leicht ausgebreitet und umfasst
nun die Rheinebene von Freiburg im Breisgau bis Köln und das Maintal
aufwärts bis Frankfurt am Main und Hanau. „Die Ausbreitung des Virus
sollte allerdings kein Grund zur Panik sein. Wir können davon
auszugehen, dass die Amseln zunehmend resistent gegen den Erreger
werden. In den befallenen Regionen sollten ähnliche Massensterben von
Jahr zu Jahr weniger extrem ausfallen“, so NABU-Vogelexperte Lars
Lachmann. 
Erstmals ausgebrochen war das tropische Virus im Sommer 2011 am
nördlichen Oberrhein im Grenzgebiet von Hessen, Rheinland-Pfalz und
Baden-Württemberg. Hier hatte es zu einem regelrechten Massensterben
geführt. Nach Berechnungen des NABU ist in den 21 betroffenen
Landkreisen der Amselbestand innerhalb eines Jahres um rund ein Drittel
im Vergleich zum Mittel der Vorjahre gesunken. In den Landkreisen, in
denen das Virus nicht nachgewiesen wurde, ging der Bestand lediglich um
zwölf Prozent zurück. Daraus ergibt sich die Zahl der insgesamt 300.000
am Virus verendeten Amseln. 
Ähnlich stellt sich die Situation bei der Winterpopulation im Januar
dar: Hier war der Rückgang der Amseln in den vom Usutu-Virus befallenen
Landkreisen um 15 Prozent stärker als im Rest Deutschlands. Während das
Virus nach Augenzeugenberichten in manchen Gegenden zwischenzeitlich zum
völligen Verschwinden von Amseln geführt hat, ist dies auf
Landkreisebene bislang nicht der Fall. Um die weitere Entwicklung des
Virus zu beobachten und zu bewerten, ruft der NABU dazu auf,
möglicherweise am Usutu-Virus erkrankte oder gestorbene Amseln zu
melden. Dies ist über ein Online-Formular möglich auf
www.nabu.de/amselmeldebogen
Frisch tote verdächtige Vögel können zudem zur Untersuchung an das
Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI) geschickt werden.
Das Usutu-Virus stammt ursprünglich aus Südafrika und trat 2011 zum
ersten Mal in Deutschland auf. Infizierte Vögel wirken apathisch und
unkoordiniert und weisen häufig auch kahle Stellen im Kopf- und
Halsgefieder auf. Das Virus wird von der heimischen Nördlichen Hausmücke
übertragen, wie Experten der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur
Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) in Zusammenarbeit mit der
Universität Heidelberg und dem Bernhard-Nocht-Institut nachweisen
konnten. Das Virus überwintert in den Mückenweibchen und wird nur direkt
von ihnen übertragen. Es kann weder von Vogel zu Vogel noch vom Vogel
zum Menschen übertragen werden. Obwohl auch andere Vogelarten mit dem
Usutu-Virus infiziert werden, ist es bislang unklar, warum ihm
hauptsächlich Amseln zum Opfer fallen. 
Amseln sind mit 13 Prozent die am weitesten verbreitete Vogelart in
Deu
tschland. Nach Schätzungen leben etwa acht bis 16 Millionen Brutpaare
in Deutschland, nach der Brutzeit im Sommer etwa 50 bis 60 Millionen
Individuen. 
Fotos von infizierten Amseln kostenfrei zum Abdruck unter Nennung NABU:
http://www.nabu.de/presse/fotos/
 
Für Rückfragen:
Lars Lachmann, NABU-Vogelexperte, Tel. 030-284984-1620, mobil
0172-9108275
 
Im Internet zu finden unter www.NABU.de 
 
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