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N A B U - P R E S S E D I E N S T  ----  NR. 124/12 ---- 29.10.2012 
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Umwelt/Wolf
NABU für Wolf-Kompetenzzentrum in Deutschland 
Tschimpke: Expertise zum Wolfsschutz länderübergreifend bündeln
 
Berlin – Der NABU hat die Bemühungen zum Schutz der Wölfe in
Deutschland für insgesamt als gut bewertet, sieht aber bei der Bündelung
und Koordinierung der länderübergreifenden Aufgaben noch Nachholbedarf.
Wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der
Linken-Bundestagsfraktion an die Bundesregierung hervorgeht (Drucksache
17/10869), sieht die Bundesregierung „keine Notwendigkeit, ein
bundesweit oder länderübergreifend tätiges Wolf-Kompetenzzentrum
einzurichten, da die verfügbaren fachlichen Grundlagen und
organisatorischen Strukturen bereits zahlreiche Möglichkeiten für
abgestimmte Maßnahmen zum Wolfsmanagement in Deutschland bieten“.
„Tatsächlich agieren viele Bundesländer zum Wolfsschutz kooperativ,
eine langfristige Gewährleistung dafür sehen wir jedoch nicht. Daher ist
es erforderlich, dass eine feste Institution geschaffen wird, die als
bundesweite Kompetenz zentral ansprechbar ist und koordinierend wirkt.
Dies kann den zukünftig notwendigen nationalen wie internationalen
abgestimmten Umgang zum Wolfsschutz in Deutschland langfristig sichern“,
so NABU-Präsident Olaf Tschimpke. 
Neben Sachsen führe noch kein Land ein umfassendes Wolfsmanagement
durch, fünf Bundesländer sind derzeit teilweise im Wolfsmanagement aktiv
oder im Aufbau: Brandenburg befindet sich in der Konstituierung,
Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und
Schleswig-Holstein haben Grundlagen geschaffen, die durch geringe
Wolfszahlen noch keiner vollständigen Belastung eines umfassenden
Akzeptanz- und Konfliktmanagements unterliegen.
Nach einer Habitatanalyse des Bundesamtes für Naturschutz sei zukünftig
mit einer Wolfspräsenz in dreizehn Bundesländern zu rechnen. Aus
NABU-Sicht steht damit eine weitere Intensivierung des
Abstimmungsbedarfs im Wolfsmanagement bevor: So sollten künftig
Bestandsermittlung, Herdenschutz, Kompensationsregelungen und
Öffentlichkeitsarbeit länderübergreifend abgestimmt werden.
Das deutlich Defizite bei der Koordinierung des Wolfsschutzes
vorliegen, zeigt die Qualität der Antwort der Bundesregierung: Auf die
Frage nach der Anzahl illegal getöteter Wölfe in den vergangenen fünf
Jahren nennt sie zwei Fälle. Tatsächlich sind aus dem Zeitraum sieben
Fälle aktenkundig. „Der NABU hat diese ergänzt. Nun wird auch
deutlich, dass unzulässiges Vorgehen einzelner Personen gegen Wölfe
deutlich häufiger vorkommt und hinsichtlich einer unbekannten
Dunkelziffer durchaus mehr Beachtung finden sollte“, so
NABU-Wolfsexperte Markus Bathen. 
 
Für Rückfragen:
Markus Bathen, NABU-Wolfsexperte, mobil 0172-6453537
  
Fehlende Fälle illegaler Tötung in der Antwort der Bundesregierung auf
die Kleine Anfrage der Linken-Fraktion: 
1) 15.08.2007, weibl., Fundort Rochauer Heide bei Luckau (Brandenburg),
Täter unbekannt, geschossen (*)
2) 22.01.2009, Alter 8 Mon., weibl., Fundort südl. Tagebau Reichwalde
(Sachsen), Herkunft Nochtener Rudel / Wurf 2008, Täter unbekannt,
geschossen (*)
3) 02.05.2011, Alter Einjährig, weibl., Fundort nördl. von Kosel bei
Niesky (Sachsen), Herkunft Nochtener Rudel / Wurf 2010?, Täter
unbekannt, geschossen (*)
4) 02.12.2011, Alter Welpe, weibl., Fundort Waldweg südl. Driewitz
(Sachsen), Herkunft Milkeler Rudel / Wurf 2011, überfahren. Nach der
aufgenommen Spurenlage war davon auszugehen, dass es sich um eine
vorsätzliche Tötung mittels eines Kraftfahrzeugs handelte. Das Tier
wurde durch einen beiderseits gezäunten Waldwegs gehetzt und schließlich
überfahren. Die Staatsanwaltschaft Bautzen hat dahingehend ermittelt.
5) 15.12.2007, männli
ch, Fundort Gedelitz (Niedersachsen), min. drei
Schützen, Verfahren gegen einen Angeklagten laufend, geschossen
(*) Abschüsse erfolgten trotz strenger Unterschutzstellung der Art. Es
wurden Ermittlungsverfahren eingeleitet. Bei allen drei Fällen sind
diese inzwischen eingestellt worden, ohne dass Täter ermittelt wurden.
Quellen (1-4): Sächsisches Wolfsmanagement des Staatsministeriums für
Umwelt, Informationsplattform www.wolfsregion-lausitz.de 
Quelle (5): Staatsanwaltschaft Lüneburg, (Cs 3105 Js 32148/07)
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Redaktion: Kathrin Klinkusch, Britta Hennigs, Iris Barthel
 
Im Internet zu finden unter www.nabu.de/wolf
 
 
 
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