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NABU - P R E S S E D I E N S T  ----  NR. 9/12 ---- 19.1.2012 
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NABU fordert komplettes Schwerölverbot für Kreuzfahrtschiffe
NABU-Experten mit Ortskenntnis empfehlen Lehren aus
„Concordia“-Unglück
Berlin – Der NABU-Meeresbiologe Dr. Kim Detloff, der drei Jahre im
Unglücksgebiet forschte, sieht große Gefahren für das Naturparadies
vor der Insel Giglio, vor allem durch die 2400 Tonnen Schwer- und
Dieselöl, die in den Tanks des verunglückten Kreuzfahrtschiffes
gebunkert sind. „Schweröl ist eine hochgiftige, teerartige Substanz, die
schwer abzupumpen ist. Wenn das Schweröl ausläuft, sinkt es auf den
Meeresboden ab und überdeckt dort alles. Damit würden weite Areale unter
Wasser unweigerlich zum Friedhof für alle Lebewesen.“ So ist das
Schweröl im Rumpf der „Concordia“ eine tödliche Gefahr für
Zehntausende von Meerestieren, die in dem 1996 gegründeten Nationalpark
Toskanischer Archipel mit seiner besonders großen Artenvielfalt leben.
„Das Gebiet um Giglio ist ein Naturparadies mit bunten
Korallenwänden, in dem große Schwärme von Barrakudas, Lippfischen-
und Meerbrassen vorkommen. Zudem gehören die Gewässer zu einem wichtigen
Walschutzgebiet, in dem Pott- und Finwale und verschiedene Delfine
leben. Die Insel ist Rastplatz für viele Zugvögel, auch kommen hier die
seltenen Sturmtaucher und die Korallenmöwe vor“, erklärt NABU-Experte
Detloff.
Zudem ist Schweröl besonders schwer zu bekämpfen: „Die bisherigen
Schiffskatastrophen zeigen leider, dass es praktisch unmöglich ist,
alles austretende Öl abzufangen.“ Noch dazu ist nicht ausgeschlossen,
dass die Gifte des Schweröls auch in die Nahrungskette gelangen, erklärt
der NABU-Meeresbiologe: „Falls Öl austritt, wird es von Kleinlebewesen
aufgenommen und gelangt so zwangsläufig in den Körper von Fischen, die
womöglich am Ende auf unserem Mittagstisch landen. Aber diese
Zusammenhänge sind bisher erst ansatzweise erforscht. Man sollte hier
nicht unnötig dramatisieren.“
Der NABU dringt auf politische Konsequenzen aus dem Unglück. „Der NABU
fordert, das Kreuzfahrtschiffe, die Naturschutzgebiete und sensible
ökologische Meeres- und Küstenräume befahren, komplett auf Schweröl
verzichten müssen", sagt der Leiter der NABU-Verkehrspolitik Dietmar
Oeliger Oeliger. „In Europa dürfen Schiffe bislang nur in der Nord- und
Ostsee nicht mit Schweröl angetrieben werden. In der Antarktis dagegen
ist es seit kurzem verboten Schweröl mitzuführen. Es ist völlig
unverständlich, warum diese Regelung nicht auch für das stark
befahrene Mittelmeer gilt.“
„Angetrieben mit Schweröl stoßen allein die 15 größten Seeschiffe jedes
Jahr mehr schädliche Luftschadstoffe wie Schwefeldioxid und Rußpartikel
aus, als alle Autos weltweit. Und die gigantischen Abgaswolken in Häfen
und vor den Küsten belasten Mensch und Umwelt. Eine Studie des dänischen
Center for Center for Energy, Environment and Health zufolge kosten
diese Schadstoffe jedes Jahr bis zu 50 000 Menschen vorzeitig das Leben,
die zum Beispiel an Krebs erkranken und vorzeitig sterben“, erklärt
NABU-Experte Oeliger. Die Schiffsabgase zu reinigen wie bei Diesel-Pkws
funktioniert mit Schweröl nicht. „Deshalb fordern wir seit Jahren den
Umstieg, denn das teurere Dieselöl enthält viel weniger
Schadstoffanteile. Zudem kann man beim Einsatz von Schiffsdiesel
Rußfilter installieren und so einen großen Teil der
Schadstoffemissionen verhindern.“ 
Die NABU-Experten betonen: „Auch ein Unfall mit Dieselöl ist
verheerend, aber die Folgen sind einfacher zu bekämpfen, denn Dieselöl
ist leichter und schwimmt an der Wasseroberfläche. So kann es besser
bekämpft werden und verursacht nicht die chronische Verseuchung des
Wassers und des Meeresbodens.“
Für Rückfragen:
Dr. Kim Detloff, NABU-Meeresschutzexperte, Telefon 030
 284984 1626
Dietmar Oeliger, Leiter NABU-Verkehrspolitik, Telefon mobil 0172 920
1823
Weitere Informationen im Internet unter:
http://www.nabu.de/themen/meere/lebensraum/oelpest/, 
Link zur NABU-Kampagne „Mir stinkt’s! Kreuzfahrtschiffe sauber
machen!“: http://www.nabu.de/themen/verkehr/schifffahrt/mirstinkts/
Link zur NABU-Aktion gegen die Müllkippe Meer und dem Pilotprojekt
“Fishing for Litter“:
http://www.nabu.de/themen/meere/plastik/fishingforlitter/index.html
Link zur NABU-Studie zur Müllentsorgung in Häfen:
http://www.nabu.de/themen/meere/plastik/14279.html
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NABU-Pressestelle, Telefon: 0 30.28 49 84-1510, -1722, 
Telefax: 0 30.28 49 84-2500, E-Mail: pre...@nabu.de
Redaktion: Karin Deckenbach, Britta Hennigs, Jasmin Singgih
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