Karl-Heinz Ohlig

Eine Revolution der Koran-Philologie

Zum Buch von Christoph Luxenberg, Die syro-aramäische Lesart des
Koran. Ein Beitrag zur Entschlüsselung der Koransprache. Berlin (Das
arabische Buch) 2000, 311 S.


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Vor einigen Wochen erschien das Buch eines offensichtlich pseudonymen
Autors, gerade noch rechtzeitig, dass ich vor der Endredaktion eines
eigenen Buchs (Weltreligion Islam. Eine Einführung, Mainz, Luzern
2000, 381 S.) noch kurz darauf eingehen konnte.

Der Autor geht davon aus, dass ein "in weiten Teilen ... philologisch
nicht geklärter Text" (1) erst richtig verstanden werden kann, wenn
man die syro- aramäische Sprache heranzieht, in deren Umfeld der Koran
als erstes arabisches Buch entstanden ist. Dann könnten die bisher als
dunkel bezeichneten Stellen des Koran - manche sprechen von bis zu
einem Viertel des Textes - in ihrer Aussage entschlüsselt werden,
darüber hinaus aber auch eine Reihe ursprünglich arabischer Begriffe
neu gelesen werden. Grundlage dieses Vorgehens ist zum einen die enge
Verwandtschaft der beiden Sprachen Syro-aramäisch und Arabisch, die
viele gemeinsame Wortstämme besitzen, aber in den jeweiligen Sprachen
oft Bedeutungsvarianten kennen, zum anderen die Schreibweise des
Arabisch: Die Buchstabenzeichen für die Konsonanten - Vokale wurden
zunächst nicht geschrieben - sind nicht eindeutig; einige Zeichen
können bis zu fünf verschiedene Konsonanten bezeichnen. In der
späteren Zeit und im heutigen Arabisch werden die Zeichen durch
diakritische Punkte über oder unter ihnen eindeutig den einzelnen
Konsonanten zugeordnet. Die ältesten Koranhandschriften aber kannten
keine diakritischen Punkte und auch keine Vokalzeichen, so dass der
Text mehrdeutig war. Die These des Autors ist nun, dass die
Redaktoren, die in den folgenden Jahrhunderten den Text festlegten,
dies von einem arabischen Sprachverständnis her versuchten, wobei sie
nicht mehr wußten, dass die Verfasser des Koran eine Reihe von
syrischen Worten in arabischer mehrdeutiger Schrift niedergeschrieben
hatten. Der Autor schreibt zur Anwendung seiner Methode: "Im Ergebnis
wird sich zeigen, dass möglicherweise noch mehr Stellen im Koran
mißverstanden wurden als die, deren Unklarheit von den bisherigen
Korankommentatoren und -über setzern zugestanden wurde. Darüber hinaus
wird die Analyse teilweise erhebliche Defizite bei der bisherigen
Interpretation mancher Aspekte der syntaktischen Struktur der
Koransprache enthüllen" (9).

Das Buch ist nicht leicht zu lesen, weil die untersuchten Texte in
arabischer und syrischer Schrift wiedergegeben werden und die
philologische Diskussion den Nichtfachmann oft überfordert. Was aber
jeder Leser leicht sehe n wird: Die neuen Bedeutungsvorschläge ergeben
auf einmal einen klaren Sinn und passen besser in den Kontext des
Koran. Alle einzelnen Schritte sind durch Rückgriff auf klassische
arabische und syrische Lexika belegt; der
 Autor verzichtet darauf, Vorschläge zu machen, die nicht überprüfbar
 sind.
Aus der Fülle der neuen Einsichten sollen nur einige vorgestellt
werden. So zeigt z.B. der Autor, dass der Koran - der Begriff
bezeichnet ein Lektionar der syrisch-christlichen Liturgie - sich
selbst als Teil und Bestätig ung des Alten und Neuen Testaments
versteht (57-83):

"Damit besteht er zum einen aus »getreuen« Auszügen aus der
»Urschrift«, d.h. der »kanonischen Schrift«, zum anderen aus mit der
Urschrift »vergleichbaren«, etwa apokryphen und sonstigen Schriften
entnommenen Teilen" (83) .

Er geht auf zahlreiche einzelne Verse und Begriffe ein. Für den Leser
am wichtigsten bietet er neue Bedeutungen unter der Überschrift
"Verlesung und Mißdeutung thematischer Inhalte" (221-269) und "Analyse
einzelner Suren"
 (269-285). Beispiel für eine Fehllesung von Inhalten im Koran sind
 für ihn die Passagen über Huris oder Paradiesjungfrauen und die
 Jünglinge im Paradies. Er zeigt auf, dass der Begriff Huri ("die
 weißen", Adjektiv fem. P
lural) keineswegs weiße (Jungfrauen) bezeichnet, die den Männern im
Paradies zur Verfügung stehen, sondern "weiße (Trauben)" meinen, ein
Anklang an Trauben und Wein, die im christlichen Paradies zur
(symbolischen) Ausstat tung gehören und die der christliche Theologe
Ephräm der Syrer in Hymnen, die damals im Umlauf waren, besungen hat;
ähnliches gilt für die angeblichen Jünglinge. "Die koranische Aussage
ist eigentlich klar und schließt je de Phantasievorstellung aus. Mehr
als Essen und Trinken gibt es im Paradies nicht" (247). Er hält es für
"eine gute Portion Dreistigkeit ..., bei einer heiligen Schrift, die
ja der Koran ist, sich überhaupt so etwas auszu denken und dies dem
Koran zu unterstellen" (249). Bei seiner Untersuchung ganzer Suren,
die er auf syro-aramäische Weise liest, geht er auf S. 108 und 96 ein.
S. 108, die in der bisher vermuteten Bedeutung mehr als dunkel war,
erschließt sich als ein Anklang an 1 Petr 5, 8.9 sowie einen Hymnus
der christlichen komplet; S. 96, die als älteste Sure gilt, ist ein
durch und durch christlicher Text, der mit der Aufforderung endet:
"nimm an der Abendmahlliturgie teil" (296); auf eine vergleichb are
Aussage verweist er für S. 5,114, die als jüngste Sure gilt. Vor daher
erhärtet er die bisher unbewiesene Hypothese Günter Lülings, dass es
einen vorkoranischen Grundstock von Hymnen aus der
christlich-syrischen Litur gie gibt, die in den Koran eingeflossen
sind.

Das Buch erschließt ganz neue Einsichten in den jetzt plausiblen
Korantext sowie in die enge Verwobenheit des Koran mit dem syrischen
Christentum; Islamwissenschaft und auch Religionswissenschaft müssen
in einer Reihe von
 Punkten umdenken. Der Autor schreibt im Vorwort: "Mit dieser Arbeit
 wird ein Bruchteil umfangreicherer Untersuchungen zur Sprache des
 Koran der Öffentlichkeit vorgelegt" (VII). Man darf also erwarten,
 dass er noch weiter
e Ergebnisse seiner Forschungen vorlegen wird.


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