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n0name newsletter #121 Di., 11.12.2007 13:57 CET *Inhalt/Contents* 1. Ordner's Mo., 10.12.2007 21:38 2. Nick. _Roman_ (Fortsetzungsroman) Teil 81 3. Rezension von Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot_ 25 4. Kurzer Bericht ueber das Projekt "Polytechnic" 31 KB, ca. 11 DIN A4-Seiten ACHTUNG! Umlaute/Tippfehler ------------------------------------------------------------------------ 1. Ordner's Mo., 10.12.2007 21:38 | | [-]--http://maps.google.de/maps?f=q&hl=de&geocode=&time=&date=&ttype= | &q=Necker+Island&sll=51.124213,10.546875&sspn=10.556285,23.203125& | ie=UTF8&ll=23.579937,-164.698513&spn=0.015045,0.022659&z=16&om=1 | Necker Island | USA | "the only thing missing ... is you" | | | | | [-]--www.neckerisland.com | Sir Richard Branson's Private Islands | | | | | [-]--Richard Branson ("Business ist wie Rock n Roll") | | | | | Virgin | | | | | Mike Oldfield | _Tubular Bells_ | "ueber 5 Millionen Mal verkauft" | | [+]--http://www.google.com/corporate/execs.html#larry | Larry Page | [A big blue ball and a small yellow ball] | [+]--http://www.iicm.tugraz.at/iicm_papers/dangers_google.pdf | "Data Mining is becoming Extremely Powerful, but Dangerous" | Uaaah! | | [+]--"Suchmaschinen" [1996 !] | http://wwwcs.uni-paderborn.de/~winkler/suchm_d.html | | | ] - | - Susi Meyer ------------------------------------------------------------------------ 2. Nick. _Roman_ (Fortsetzungsroman) Teil 81 Die Wand war aber stark genug, um diesen animistischen Angriff zu ueberstehen. Manga, Mongo, Bingo! Teil 82 im n0name newsletter #122 ------------------------------------------------------------------------ 3. Rezension von Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot_ 25 Und in der Tat wiegt das Argument, dass nur dann produziert wird, egal ob geistig oder materiell, wenn bezahlt wird, schwerer -- oder ist netzwerkfaehiger ;) -- als das Gegenargument einer allgemeinen Kreativitaet, obwohl das Sabine Nuss vielleicht anders sieht. Die Verkehrsverhaeltnisse unter dem Regime der Kapitalien werden dem neuen technischen Standard einfach angepasst: "Die beschriebenen DRM-Technologien sollen hierbei dazu dienen, einen funktionierenden Markt für digi-tale Güter zu etablieren. Damit das Internet als Verkaufsmaschine12 bzw. als virtu-elles Warenhaus auch rechtlich funktioniert, ist es in dieser Lesart nicht nur legi- tim, Digital Rights Management Systeme einzusetzen, sondern auch praktikabel: „Was technisch verhindert wird oder einfach technisch nicht möglich ist, muss nicht mehr verboten und überwacht werden. (...) Rechtsgemäße Technikgestaltung kann Kontroll- und Überwachungsaufwand, Bußgeld- und Strafverfahren überflüssig machen" (Roßnagel 2003: 423). Nun ist auch den Eigentumsverfechtern klar, dass digitale Güter nicht verbraucht werden im Gebrauch, dass sie sich bei der Weitergabe sogar verdoppeln." Diese aber immer nur -- man kann es nicht oft genug wiederholen -- auf der produktions-ressourcen- und rohstoffressourcen-knappen Basis der Produktion der dafuer noetigen Maschinen. Die apodiktische Verdopplung des 'digitalen Guts' ist also mehr als relativ. Die Diskussion um ein "Anreizargument" ebenso, weil -- dieses wird im Kostenkalkuel des Unternehmers freilich nicht gesehen -- nur was Profit bringt als Ware besteht. Eine gesamte Auflistung toter Medien (vgl. http://www.deadmedia.org/modest-proposal.html[1]), d.h. bisher gestorbener Medien beweist, dass Anreiz und Potenz der medialen Maschinerien von diesem aussermedialen Grund abhaengen. "Das Anreizargument wird dadurch aber noch verstärkt: Da die Kosten für die Nach-ahmung niedriger seien als die Kosten für Innovation, würde langfristig kein Anreiz mehr bestehen, neues Wissen zu schaffen (vgl. dazu Liebig 2001: 7). Diese hier dargelegte Position, die sich maßgeblich auf das Anreizargument stützt, ist einer scharfen, öffentlichen Kritik ausgesetzt. Viele Autoren, die sich zur Frage des geistigen Eigentums an digitalen Gütern äußern, lehnen ihre bedin-gungslose Kommodifizierung ab und plädieren für einen möglichst niedrigschwel- ligen Zugang zu Informationen und Wissen im Zeitalter der elektronischen Da-tenverarbeitung. Das Internet ist bevölkert von sogenannten Netzaktivisten, die sich in verschiedensten Foren, Kampagnen, Aktionen, Konferenzen, Mailinglisten etc. organisieren, die Freie Software Bewegung ist davon nur ein - wenn auch großer - Teil. Daneben gibt es Argumentationshilfe von zahlreichen populärwis- senschaftlichen und wissenschaftlichen Abhandlungen und Untersuchungen. Dass hier ein wesentlich größerer „Output" mit vielfältigeren Argumentationssträngen erkennbar ist, lässt sich damit erklären, dass mit den neuen Technologien nicht nur die übliche Eigentumspraxis, sondern auch das herrschende Eigentums-paradigma in Frage gestellt wird. Mit dem Wissenschaftshistoriker Thomas Kuhn lassen sich Freie Software/Open Source und die Praxis des Filesharing auf den ersten Blick daher als „Anomalie"13 begreifen, welche in der Regel zu einem ge- _______________________________________________________________________ Urheberrechts an die neuen technischen Entwicklungen und somit an das digitale Zeit-alter. Durch die Anpassung soll höhere Rechtssicherheit und ein höheres Schutzniveau erreicht werden, um dadurch zu Wachstum und erhöhter Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie und des Kultursektors beizutragen" (Hoeren 2003: 398). 12 „A more favorable way to look at trusted systems is to compare them to vending machines" (Stefik in Grassmuck 2002a: 26)." Nicht zu vergessen das Netz als Produktionsort. Mitunter muss man unterscheiden in Web, Darknet und Intranetze plus die daran ('eigentlich' ist es umgekehrt) angeschlossenen Energienetze. "13 Kuhn betonte, dass die wissenschaftliche Entwicklung nicht einfach in einer Abfolge bestätigter oder falsifizierter Theorien besteht, sondern dass der Theoriebildung „Para- 95 häuften Ausstoß an Diskussionen und intellektueller Verarbeitung führt, wobei natürlich die Seite, die sich vom herrschenden Paradigma wegbewegt, sozusagen in der Bringschuld ist und in der Regel einen ausführlicheren Begründungs- und Legitimationsaufwand treiben muss. 3.3 Für das Allgemeinwohl II: Mit weniger Eigentum zu Bildung und Entfaltung der Individuen" Und nun zu Idealisten, Idealismus, Halbkritikern und Kreativisten sowie Regulatoren von unten (siehe hierzu auch Fussnote [1]) ...gibt es NGOs zum Thema Urheberrechte?: "Eine der Grundthesen der Gegner von restriktiver Eigentumssicherung im Internet ist, dass die immaterielle Welt anderen Regeln gehorche als die materielle Welt. Immaterielles, wie Ideen, Informationen, Wissen usw. würde im Gegensatz zu materiellen Dingen nicht verloren gehen, wenn es weitergegeben wird. Da imma-terielle Güter nicht knapp sind, sei es moralisch geboten, solcherart Dinge auch weiterzugeben.14 Ergebnisse geistiger Schöpfung müssen allen Menschen zugute kommen, damit sie sich weiterbilden, entfalten und entwickeln können (vgl. auch Heinrich-Böll-Stiftung 2003). Häufig wird in diesem Argumentationszusammen-hang ein bestimmtes Zitat von Thomas Jefferson angeführt: „If nature has made any one thing less susceptible than all others of exclusive property, it is the action of the thinking power called an idea, which an individual may exclusively possess as long as he keeps it to himself but the moment it is divulged, it forces itself into the possession of everyone, and the receiver cannot dispossess himself of it (...). He who receives an idea from me, receives instructions himself without lessening mine as he who lights his taper at mine, receives light without darkening me. That ideas should be spread from one to another over the globe, for the moral and mutual instruction of man, and improvement of his condition, seems to have been peculiarly and benevolently designed by nature (...)." (hier in Samuelson 1991: o. S.; aber ebenso Quah 2003a: 14; Lessig 2001: 235; 2004; Bollier 2002: 119; Lutterbeck 2003: 1). _______________________________________________________________________ digmen" zugrunde liegen, Muster, nach denen Theorien überhaupt gebildet werden und in denen sich eine bestimmte Weltsicht niederschlägt. Paradigmen können durch Erfahrung nicht ohne weiteres widerlegt werden, da sie die Verarbeitung von Erfahrun-gen ganz wesentlich organisieren. Eine „Anomalie" ist ein Phänomen, das sich der üblichen Verarbeitung entzieht, es passt nicht so richtig in das herrschende Paradigma hinein (Kuhn 1962, 1973). 14 Exemplarisch schreibt der Präsident der Freien Software Stiftung Europa, Georg Greve: „Das älteste mir bekannte Zitat geht zurück auf Aurelius Augustinus, der in seinem `De doctrina christiana' schreibt: `omnis enim res, quae dando non deficit, dum habetur et non datur, nondum habetur, quomodo habenda est.' Dieses Zitat zur Frage der Wissensvermittlung, das sich frei etwa mit Denn jede Sache die durch Weitergabe an andere nicht verliert, besitzt man nicht, wie man soll, solange sie nur besessen und nicht an andere weitergegeben wird' übersetzen lässt, wurde bereits im Jahre 397 unse-rer Zeitrechnung geschrieben" (in Grassmuck 2002b: 14). 96 Eine Variante dieser Denkfigur ist das Motto der Freien Software- Bewegung: „In-formation wants to be free"15 (vgl. Stallman 1994). Die mittels des technologi-schen Fortschritts höchst vereinfachte Verbreitung von Daten soll in dieser Les-art nicht entgegen der technischen Potentiale wieder eingeschränkt werden. Kri-tisiert wird, dass dennoch die Eigentumsinstitutionen der materiellen, knappen Welt darauf angewendet werden.16 Nicht nur der Umstand, dass in einer immateriellen Welt keine Knappheit herrsche, erfordere eine ganz andere Umgangsweise damit, sondern auch der Umstand, dass die geistige Arbeit die Eigenschaft habe, nur im Kollektiv effizient entwickelt werden zu können: Ein „Schöpfer steht auf den Köpfen Tausender anderer Schöpfer" (Kreutzer 2002: 18). Grassmuck verweist als Beleg auf den „Wissenskommunismus" (Robert Merton zitiert nach Grassmuck 2002b: 178), der in Forschung und Lehre vorherrsche.17 Offenheit von Wissen, der Zugang zu kreativ-geistiger Schöpfung als „Rohmaterial" für die Erzeugung neuen Wissens wird in dieser Lesart als Voraussetzungsbedingung für seine Fortentwicklung be-trachtet. Daraus wird schließlich ein Argument konstruiert, das dem Anreiz-argument der konservativen Position diametral entgegengesetzt ist. Ist dort ein _______________ 15 Geprägt von Stewart Brand, auf der ersten Hackers' Conference im Herbst 1984 mit folgendem Zitat: „Einerseits will Information teuer sein, da sie so wertvoll ist. Die richtige Information am richtigen Ort verändert Ihr Leben. Andererseits will Information frei sein, da die Kosten sie zu verbreiten ständig geringer werden. Und so streiten sich diese beiden Seiten miteinander" (zitiert aus Grassmuck 2002b: 36). 16 „Wie kann also dieser Shift von Atomen zu Bits in unserer bestehenden Ökonomie und ihrem Rechtssystem aufgefangen werden? Möglicherweise gar nicht. Dennoch brauchen wir Übergänge. Das bisherige Vorgehen besteht in einer radikalen Unterord-nung des Neuen unter das Alte - Vertragsrecht, Eigentumsbegriff, Strafrecht." (Coy 2003: 47), oder: „The rights that were necessary to protect the interests of publishers and broadcasters may no longer be justifiable. Copyright reform should not focus an translating copyright concepts to cover new technological means. Instead, it should identify the opportunities and threats to knowledge and learning in cyberspace" (Elkin-Koren 1996: o. S.). 17 „Aus erkenntnisphilosophischen und methodologischen Gründen müssen Forschungs-ergebnisse veröffentlicht werden, damit die Gemeinschaft der Fachleute sie überprü-fen, replizieren, kritisieren und fortschreiben kann. (...) Wissen als Gemeingut der Forschungsgemeinschaft kann von Kollegen frei nachvollzogen, überprüft und weiter-entwickelt werden und in der Lehre frei der Reproduktion der Wissensträger in der nächsten Generation dienen. Durch diese fruchtbaren Bedingungen im `Sondermilieu' der Wissenschaften können die parallelen, kollektiven Bemühungen Ergebnisse her-vorbringen, die kein Einzelner und kein einzelnes Team produzieren könnten" (Grass-muck 2002b: 47). 97 Anreiz, neues zu schaffen, nur bei privaten Eigentumsrechten gegeben, ist in der Kritik an dieser These neue Schöpfung überhaupt erst möglich, wenn der Zugang offen und eben nicht privat-exklusiv bleibt (Litman 2001: 15). Als Umkehrschluss wird mitunter die „Tragedy of the Anticommons" genannt. Sie besagt, dass Ressour-cen zur Unternutzung neigen, wenn viele Eigentümer das Recht haben, andere von der Nutzung knapper Ressourcen auszuschließen (Heller 1998). Wissen ver-lange auf Grund seiner natürlichen Beschaffenheit geradezu danach, als Gemein-gut behandelt und von vornherein als Resultat gesamtgesellschaftlicher Arbeit betrachtet zu werden (Gorz in Coy 2003: 49). Die Privatkopieschranke dient dem-zufolge dem Interesse an „Kommunikation, kultureller Teilhabe und Weiterent-wicklung in kreativen Prozessen" (privatkopie.net, et al. 2004: 3; Lessig 2001: 240). Die Verwertungsrechte der Einzelnen an digitalen Gütern, die, wie anhand des Filesharings gezeigt, mittels der verschiedenen technologischen, staatlichen und ideologischen Maßnahmen einklagbar und durchsetzbar gemacht werden, emp-finden Kritiker als nicht legitimen Eingriff in das bislang noch unangetastete Refugium des unkontrollierten Informationsflusses, so wie er in der nicht-elektro- nischen, „analogen" Welt möglich ist. Es wird entsprechend beklagt, dass die Urheberrechtsreform deutlich zu Gunsten der Privatinteressen ginge (Coy 2003: 48), dass damit das Urheberrecht von einem Kulturrecht zu einem Industrierecht absinken würde (Kreutzer 2002: 18).18 Kritisiert werden hier nicht die unabhängi-gen Künstler, Wissensproduzenten und Kreativen, sondern jene Konzerne, wel-che die Werke dieser Menschen verwerten (Nitschke 2004: o. S.). Es sei die „Content-Industrie"19, welche die Inwertsetzung des digitalen Freiraums zu ver-antworten habe. Das `Urheberrecht' diene nur noch dazu „Disney, Warner und Co. vor unerlaubter, unbezahlter Nutzung zu schützen" (Kreutzer 2004: 1; vgl. auch Lessig 2004; Halbert 1999: 157; Fücks/Poltermann 2002: 10), wobei der Einfluss der „Players" im Gegensatz zum Einfluss der Öffentlichkeit ungleich größer sei, sie habe nämlich keine organisierte Interessenvertretung im Kräfteringen „um __________ 18 Auch bezüglich der Dauer der Schutzfristen käme dies zum Ausdruck: „Tatsächlich zeigt die kontinuierliche Ausweitung der Schutzfrist in Deutschland und den USA auf 70 Jahre nach Tod des Autors, dass es nicht um die Interessen der Autorinnen oder der Öffentlichkeit geht, sondern um diejenigen der Rechteindustrie. Sie ist Teil einer gene-rellen Tendenz der Verschiebung des Urheberrechts/ Copyrights als einer Interessens-abwägung der verschiedenen beteiligten Parteien hin zu einem Investitionsschutz" (Grassmuck 2002b: 71; so auch Bollier 2002: 125). 19 „As a legal witness, I became conscious of the contradiction between the romantic conception of authorship - the notion of the creative individual - that underlies copyright and the fact that most work in the entertainment industry is corporate rat-her than individual" (Rose 1993: viii). 98 die juristische, wirtschaftliche und technische Neuordnung des Wissens nach seinem Eintritt in den Cyberspace" (Grassmuck 2002b: 85; so auch Hoeren 2000). Das Land des Wissens werde demnach zwar „von Urhebern und Rezipienten bevöl-kert - regiert wird es jedoch von den Datenherren" (Grassmuck 2002b: 82). Häufig wird auch auf die historischen Wurzeln des geistigen Eigentums (oder auf das, was dafür gehalten wird) rekurriert. Es wird immer wieder darauf verwie-sen, welche Ursprungsidee dem Copyright zugrunde lag.20 Die Auflösung des Druckermonopols durch die Obrigkeit (siehe Kapitel 9.4) hatte in dieser Lesart zuvorderst den Zweck, die Menschen zum Lernen zu befähigen. Exemplarisch schreibt Lunney in seinem Text über den Digital Millenium Copyright Act: „In its Preamble to the statute of Anne, the english Parliament summarized these changes by boldly proclaiming a new purpose for protecting creative works: `the encouragement of learning"` (Lunney 2001: 817). Patterson und Lindberg insistieren vor diesem Hintergrund ebenfalls darauf, dass der Schutz der geistigen Schöpfung ursprünglich dazu gedacht war, der Öffent-lichkeit bzw. der Allgemeinheit zu dienen und nicht Partikularinteressen und betonen, dass dies heutzutage nicht mehr präsent sei. Mit dem Digital Millenium Copyright Act in den Vereinigten Staaten als wegweisendem Gesetz im Rahmen der weltweiten legislativen Reaktion auf die neuen Technologien sei das Copy-right aufgegeben worden (Lunney 2001: 815; Kuhlen 2000: 13). Diese Entwick- lung leiste der Gefahr Vorschub, dass Wissen zu einer Ware werde, zu welcher der Zugang dann höchst kontrolliert sei (vgl. u.a. Patterson/ Lindberg 1991; Litman 2001; Halbert 1999; Bollier 2002). Einig ist man sich hier, dass die Schranken des Urheberrechts, insbesondere die Privatkopie, dem Allgemeinwohl diene und dies mit dem Individualinteresse ins Gleichgewicht gebracht werden müsse (Grassmuck 2002b: 32; Halbert 1999: 158; Lessig 2001: 231; Stiglitz 2005).21 _______________ 20 „At the same time they (die Verfechter der Freiheit im Internet, SN) rely upon another popular story of law that of the original purpose of the founders, whereby copyright law seems have lost touch with its base of creativity and innovation. The founders here are the `founding fathers' of the U.S. Constitution, and in particular amongst them Jefferson, who it is also said is the founder of `our' tradition of copyright which we are in danger of losing today. The story is all bound together at a subterranean level the founding fathers of the constitution, the founding fathers of copyright, and the founding fathers of Unix all have been in one way or another betrayed by corporate greed" (Hardie o J.: 4). 21 Der Kommentar im Gesetzesblatt gibt ihnen Recht: „Dabei hat der Gesetzgeber nicht nur die Individualbelange des Urhebers zu sichern, sondern ihm ist auch aufgetragen, den individuellen Berechtigungen und Befugnissen die im Interesse des Gemeinwohls erforderlichen Grenzen zu ziehen; er muss den verfassungsrechtlich garantierten An- 99" Die Beschraenkung der Kritik auf den einen, neuen Schluesselsektor IT; die moeglicherweise Ueberschaetzung des Datenraums, wie sie -- man erinnert sich -- 1997 u.a. schon von Gert Lovink als Unbehagen an der "amerikanischen" und "kalifornische[n] Ideologie" zum Ausdruck kommt.[2] "Im Kreuzfeuer der Kritik an der Kommodifizierung des digitalen Raums steht die Technologie des Digital Rights Managments. Zum einen natürlich, weil DRM das Mittel ist, eigentumsrechtliche Strukturen ins Internet zu ziehen, was zu einer Einteilung der Individuen in die „Information Haves und Have nots" (Kuhlen 2000: 16) führe. Zum anderen aber auch - und dies ist die andere Seite dieser Medaille -, weil damit automatisch personenbezogene Daten erfasst werden müssen, um den privateigentumsrechtlichen Grundsatz der Zuordenbarkeit und Abrechen- barkeit erfüllen zu können. Damit aber wird der „gläserne Bürger" befürchtet (vgl. exemplarisch Nitschke 2004). DRM wird als „invasives Überwachungsinstrument" bezeichnet (privatkopie.net, et al. 2004: 6-7), daneben sei es außerdem mit Funk-tionseinschränkungen von Medienprodukten verbunden; es führe zu Markt-konzentrationen von monopolähnlichen Konzernen, die sich im Gegensatz zu Kleinanbietern die teure DRM-Technologie leisten können und zu einer Einschrän- kung des Allzweckcomputers als Universalmaschine, das heißt, zu einer Behinde-rung technologischer Entwicklung.22 Vor diesem Hintergrund und auch auf Grund der Kriminalisierung einzelner Nutzer wird das Plädoyer für das Allgemeininteresse häufig auch zu einem Plädoyer für Kundenfreundlichkeit. Der Kunde werde von der Industrie behandelt wie ihr ärgster Feind, so die Kritik. Stallman rät in seinem sprachkritischen Essay, statt Digital Rights Management lieber von Digital Restric-tion Management zu reden.23 Für Empörung sorgt das neu festgeschriebene Ver- _______________________________________________________________________ spruch auf eine angemessene Nutzung der schöpferischen Leistung und die schutz-würdigen Interessen der Allgemeinheit in einen gerechten Ausgleich und ein ausgewo-genes Verhältnis bringen" (Hillig 2003a: XIV). 22 „`DRM' wird in der Presse, aber auch von der Branche selbst, gern mit „Kopierschutz" übersetzt. Das ist eine Verniedlichung. Suggeriert es doch einen Mechanismus im je-weiligen digitalen Objekt und vielleicht noch ein Gegenstück in der Darstellungs-Soft- ware, also eine lokale, auf den urheberrechtlichen Schutzgegenstand beschränkte Lö-sung. Tatsächlich zielt DRM auf einen globalen Umbau der digitalen Infrastruktur. Hard- und Software von Rechner und Netz sollen, wenn es nach dem Großprojekt DRM geht, systemweit, flächendeckend und lückenlos auf die partikularen Interessen der Rechteindustrie ausgerichtet werden. In letzter Konsequenz zielt es auf das Verbot des Altzweck-Computers. Privates Kopieren und Tauschbörsen werden stigmatisiert, um drastische Maßnahmen zu rechtfertigen: immer neue Kontroll- und Überwa-chungstechnologien bis hin zu Viren und anderen Mitteln, PCs zu schädigen, das gesetzliche Verbot, sich dagegen zur Wehr zu setzen, und umgekehrt gar eine gesetzli-che Erlaubnis, private PCs zu hacken. In der Presse ist bereits von einem `Cyberwar' die Rede, von einem `Bürgerkrieg der Industrie gegen ihre Kunden"` (Grassmuck 2002a: o. S.; siehe auch privatkopie.net, et al. 2004: 6-7). 23 „The use of the word 'rights' in this term is propaganda, designed to lead you unawares into seeing the issue from the viewpoint of the few that impose the restrictions, while 100 bot von Programmen oder Anleitungen, mit denen Systeme zum Schutz von Urheberrechten umgangen oder beeinträchtigt werden könnten: „Das ist - etwas polemisch formuliert - etwa so, als würde der Handel mit Brecheisen verboten und nicht nur deren Gebrauch zum unerlaubten Aufbrechen fremder Türen" (Rosenthal 2001). Die Kritik an einer restriktiven Eigentumssicherung digitaler Güter stützt sich nun nicht nur auf eine Reihe von einzelnen Argumenten, son-dern bedient sich mit der Rede von den Commons oder aber der öffentlichen Güter auch eines populären Gegenkonzepts." Und nun zu Informationsoekologen: "3.3.1 Öffentliche Güter, Commons und Gemeineigentum - Gegenkonzepte Der Diskurs gegen ausschließende Verwertungsstrategien von digitalen Inhalten ist geprägt von einer Terminologie, die das Allgemeingut gegenüber dem Privat-eigentum stark machen möchte. So schreibt beispielsweise Attac-Aktivist Mol-denhauer: „Die Auseinandersetzung um die Ausweitung der Wissensallmende, des Gemeineigentums an Wissen, wird eine zentrale Aufgabe der sozialen Bewegun-gen der nächsten Jahrzehnte sein" (Moldenhauer 2004: 30; vgl. auch Schmid/Wirth 2004). Mitunter wird explizit von „Internet Commons" gesprochen (unter Bezug auf Lessig, Lutterbeck 2003: 10) oder von „Information Commons" (Bollier 2002) oder „Information as a Common-pool Resource" (Ostrom /Hess 2001) oder allgemeiner von Wissen als öffentlichem Gut (Grassmuck 2002b: 32). Der Begriff der Allmende oder Commons bedeutete ursprünglich soviel wie Gemeindeland oder Nutzergemeinschaft. Wissen, öffentliche Bibliotheken und Museen werden in diesem Sinne als Allmende bezeichnet. In Anlehnung an den ökologischen Diskurs, aus dem auch die Commonsdebatte stammt (s.u.), wird für „Informati-on" entsprechend eine Umweltbewegung gefordert (Moldenhauer 2004: 29; zu dem Gedanken des Wissensschutzes in Anlehnung an den Umweltschutz siehe vor allem Boyle 2001). Im Begriff der öffentlichen Güter oder der Commons hat sich diese Sprech-weise ein Konzept geschaffen, welches gegen die umstandslose Durchsetzung privater Verwertungsinteressen in Anschlag gebracht wird und auch bezogen auf den Konflikt um das Urheberrecht immer wieder genannt wird. Die dahinter-stehenden Konzepte sollen im Folgenden kurz skizziert werden." _____ [1] Die Webseite ist beinahe ein _toter Inhalt_ in einem prosperierenden Medium oder Mediensystem voller halbtoter Protokolle: "Growth and innovation on the Internet depends on the continued availability of IP address space. The remaining pool of unallocated IPv4 address space is likely to be fully allocated within two to four years. IPv6 provides the necessary address space for future growth. We therefore need to facilitate the wider deployment of IPv6 addresses. [...]" (http://www.ipv6forum.com , 12.12.2007). Und diese politischen Protokolle und Statements der Knappheit (sic!), die vor den neuen maschinellen Protokollen stehen, stehen kontraer zum Ideal der frei flottierenden koerperlosen Idee. Denn sie, um beim Bild zu bleiben, protokollieren den geltenden Zwang, die Netze, allen voran die 'oeffentichen' wie das Web, einer staendigen Ausweitung der Nachfrage wegen und der Maerkteerweiterung wegen zu unterziehen. [2] Gert Lovink. "Datenraum II" im Katalog zu _transmedia '97 - 10. VideoFest_ S. 84. Das damalige Festival wurde uebrigens mitgesponsort von der Europaeischen Kommission in Bruessel. Matze Schmidt Auf dieses OCR wie immer keine Gewaehr. Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot: Aneignungskonflikte um geistiges Eigentum im informationellen Kapitalismus_. Muenster: Westfaelisches Dampfboot, 2006. 269 S. - EURO 19,90. Erschienen: Oktober 2006 ------------------------------------------------------------------------ buergerliches Recht <-------------------- Copyright? / Urheberrecht ^ ^ | | | | | | Kapital privates __________________ |__________________| <--------------------> Eigentum*) ____________ | | geistiges | Arbeit / | Warenproduktion |____________| *) privates und geistiges Eigentum sind i.d. kapitalist. Warenproduktion dasselbe ------------------------------------------------------------------------ 4. Kurzer Bericht ueber das Projekt "Polytechnic" Skills und Netzwerke - wer will das noch hoeren? Kann man sich selber coachen und wenn ja, fuer welche Gesellschaft sollte man sich fit machen? Der top e.V. veranstaltet noch bis Ende Januar 2008 eine Reihe von Werkstaetten und Treffs in Berlin-Wedding, in denen ein kleines Publikum und Mitmacher um Fragen der Selbstorganisation in Praxis und Theorie kreisen. Was ist da noch moeglich? Was sind falsche (Selbst)Versprechungen? Im September 2007 kam im Forum-Soldiner Kiez das "Biro" aus Belgrad zu Wort und Bild, bei dem in einem schnellen Karikaturworkshop billige (und "preiswerte") Moeglichkeiten der Parodie und Satire an (kultur)politischen Verhaeltnissen vorgestellt wurden. 'Comickritisches Publizieren' hiesz, Koepfe und Positionen in Seilschaften zu kritisieren und die eigenen Mittel zu kritisieren, z.B. die Grenzen der Personalisierung: Reicht es, sich ueber den Chef lustig zu machen? Ein Vortrag mit anschlieszender lockerer Diskussion ueber die Buchpublikation _re-reader_ (http://birobeograd.info/re-reader.pdf) brachte Einblicke in den internationalen Aktivismus einer Kultur- und Polit-Szene in Serbien. Die weiteren Veranstaltungen fanden im OKK/Raum 29 statt, einer fuer den Wedding typischen Mischung aus Studio und Galerie. In der Prinzenallee 29 kann man hoffentlich auch weiterhin Ausstellungen besuchen -- die Finanzierung ist nicht nur hier prekaer. Beim "Videobeamerbau" im Oktober mit Eike Starkmann wurde endlich mal (zumindest in Ansaetzen) deutlich, wie die Optik in solchen Geraeten funktioniert und, dass man das in relativer Kleinkonkurrenz zum Markt- und Markenprodukt selber machen kann. Dass ein solcher Herstellungsprozess mit dem noetigen Massengut allerdings in Qualitaet und Ausstosz und nicht mithalten kann, war klar. Der improvisierte Workshop zu "Videoschnitt und Videokunst" mit Thomas Mueller Ende Oktober half, die Verfahren beim alltaeglichen Dreh und der Digitalisierung bis zur Bearbeitung des Bild- und Tonmaterials besser zu verstehen. Der materielle Aufwand dabei ist immens -- weil PC und Kamera sich ergaenzen -- aber nicht voellig unerschwinglich. Die oekonomischen Barrieren sind aber beinah unangefochten vorhanden, trotz Offener Kanaele. Denn es geht ja um Realisierungen im nicht-institutionellen Kreis. Die gesamte Dokumentation des Projekts wird uebrigens auch in Form von Videoclips ins Netz gestellt. Sascha Pogacars Coachingbeispiele Anfang Dezember konnten keine individuelle Beratung sein, hatten aber mehrere Highlights. Unter anderem die sogenannte Disney-Methode, die pragmatisch den Traeumer, den Planer und den Kritiker/Optimierer auseinanderhaelt und somit mental etwas mehr Durchblick verschafft, wenn es um die Umsetzung von Zielen geht. Hierarchien lassen sich damit "nicht wirklich" abbauen, aber man kann sie besser hantieren. Die naechsten Werkstaetten sind: "Wie produziert man Musik / Pop / Klang?" mp3-Manipulation, Komposition und live spielen Sa., 12.01.2008 18:00-23:00 Uhr Dominik Eggermann & various euro, Superstolk (Torstn Kauke & Joerg Ritter) und Miss le Bomb Werkstatt, Konzert und Jamsession "Mapping-Methoden" Globalisierung - Nationaloekonomie - Weltmarkt So., 27.01.2008 16:00-20:00 Uhr Sebastian Stegner und Gudrun Horstman Videoprojektion + Diskussion Alle im OKK/Raum 29, Prinzenallee 29, 13359 Berlin (Wedding). Der Eintritt ist frei. www.n0name.de/polytechnic http://polytechnic.modukit.com Matze Schmidt ======================================================================== Sie erhalten den n0name newsletter, weil sie da sind!/You get the n0name newsletter, because you are there! *Bitte weiterleiten!/Please forward!* (c) 1999-2007 n0name, die Autorinnen & Autoren und die Maschinen Unterstuetzt von XPECT MEDIA http://www.xpect-media.de Sponsored by FONDS Dank an >top e.V. ------------------- Ende des n0name newsletter #121 -------------------- -- Psssst! Schon vom neuen GMX MultiMessenger gehört? Der kann`s mit allen: http://www.gmx.net/de/go/multimessenger
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