Re: [Talk-de] Datenschutz bei OSM - Schweiz

2017-06-13 Diskussionsfäden Simon Poole

Die von Frederik angestossene Diskussion bezog sich den Schutz von OSM
Beitragenden, dass hat zwar auch mit Geodaten zu tun, aber es ging nicht
primär um die Datenschutzproblematik der von uns gesammelten Daten für
Dritte was eher interessant wäre für den Datenschutz.

Letzteres ist, wie Stefan schon darauf hingewiesen hat, eher ein
Frustthema für die Datenschutzbeauftragten da sie seit Jahren im
wesentlichen ignoriert werden, und zwar von allen Markteilnehmern,
inklusive den jeweiligen Staaten. Stichworte: hochauflösende Luftbilder
(d.h. besser als 2m/pixel), Katasterinformationen, Adressen etc..

SImon



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Re: [Talk-de] Datenschutz bei OSM - Schweiz

2017-06-13 Diskussionsfäden Martin Koppenhoefer
Am 13. Juni 2017 um 11:11 schrieb Stephan Knauss :

> Das was wir erfassen sind reine Geodaten ohne Personenbezug. Somit nicht
> zutreffend.
>
> Bleiben die Metadaten. Die sind aber nicht an eine Person gekoppelt,
> sondern an ein Pseudonym. Du hast weder eine technische, noch eine
> rechtliche Möglichkeit herauszufinden welcher Person ein Pseudonym
> zuzuordnen ist.
>


Ich würde auch so argumentieren, allerdings gibt es ein allerdings.

Der Personenbezug kann dadurch entstehen, dass Du durch Dein individuelles
Mapping-muster (Aktivitätszeit und Ort, Art der Edits (z.B. welche tags,
welche Art von Objekten, welche Art changesets zu machen, Sprache bei
freien Texten wie description, note, changeset comments, etc.)) vermutlich
erkennbar bzw. "klassifizierbar" bist, vor allem, wenn Du "mittel" oder
mehr aktiv bist oder eine besondere Vorliebe / Interessengebiet hast
(mittel deshalb, weil bei geringer Aktivität die Daten nicht ausreichen
dürften).

Damit kann in vielen Fällen (vermutlich mehr in dünn besiedelten Gebieten
als in konzentrierten Räumen) wahrscheinlich eine individuelle Zuordnung zu
einer realen Person erfolgen, allerdings nur, wenn man schon zuvor (aus
anderer Quelle) viel weiss über diese Person, und wenn derjenige nicht
versucht, seine Identität zu verschleiern.

Eine rechtliche Möglichkeit gibt es sicherlich (für die Behörden), über
Email-adresse, login und IP Vorratsdaten in fast allen Fällen an echte
Personendaten zu kommen. Für den einfachen Mapper empfiehlt sich "social
engineering" ;-)

Ich denke aber nicht, dass Datenschutz für uns ein Problem werden wird,
zumindest kein größeres, als wir jetzt schon haben (Leute, die aus Furcht
nicht mitmachen wollen). Da wird schon die Industrie dafür sorgen, dass
Datenreichtum auch in Zukunft möglich sein wird. Vielleicht muss man den
Text bei der Anmeldung noch expliziter machen, oder die CT ergänzen, so
dass es jedem klar wird, dass jeder sehen kann, welches Pseudonym wann was
gemacht hat.

Alternativ fände ich auch eine technische Lösung spannend:
user sind kryptographisch geschützt, es gibt "Gruppen" (oder "Stämme",
etc.), denen man sich anschließen kann, und die nach Themen, Interessen
oder räumlich oder beides organisiert sein könnten (z.B. Fahrradfahrer in
Karlsruhe, Eisenbahnfans in Deutschland), Mehrfache Mitgliedschaft wäre
ggf. üblich. Bei Gruppen an denen man teilnimmt kann man sehen, welches
Pseudonym was gemacht hat (bzw. aus welcher "Untergruppe" der user kommt,
falls es sehr große Gruppen sind), wer nicht der Gruppe angehört kann als
Bearbeiter nur den Gruppennamen sehen (und Kontakt mit der gesamten Gruppe
bzw. einem Moderator aus der Gruppe aufnehmen). Vielleicht könnte man das
sogar (technisch/kryptographisch) so machen, dass man die einzelnen User
entweder sehen kann, wenn man räumlich in der Nähe verortet ist, oder wenn
man in dem Themengebiet "Renommé" hat. Die Gruppen könnte jeder gründen,
sie können auch ganz klein sein, und sie können auch Leute rauswerfen, die
unangenehm aufgefallen sind. So was würde die DWG entlasten, das System
würde viel besser skalieren, weil es sich anpasst und "Macht" (über die
eigene Gruppe) an die lokalen Communities gehen würde. Es könnte Gruppen
mit erfahrenen Members geben, ggf. bräuchte man eine Einladung von einem
Gruppenmember um beizutreten, etc.

Gruß,
Martin
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Re: [Talk-de] Datenschutz bei OSM - Schweiz

2017-06-13 Diskussionsfäden Stephan Knauss
Hallo Markus, 

das von dir zitierte Dokument scheint auf OSM nur sehr begrenzt zuzutreffen. 

Es bezieht sich ja ausdrücklich auf GIS die personenbezogenen Daten sichtbar 
machen sollen. Als Beispiel ist eine Anwendung aufgeführt, die Alter und 
Einkommen der Bewohner eines Quartiers auswertet. 

Also so etwas wie das Geoscoring, das der Schufa nachgesagt wurde. 

Das was wir erfassen sind reine Geodaten ohne Personenbezug. Somit nicht 
zutreffend. 

Bleiben die Metadaten. Die sind aber nicht an eine Person gekoppelt, sondern an 
ein Pseudonym. Du hast weder eine technische, noch eine rechtliche Möglichkeit 
herauszufinden welcher Person ein Pseudonym zuzuordnen ist. 

Dass es Ausnahmen gibt in denen eine Person freiwillig eine Beziehung zu ihrem 
Pseudonym herstellt ist bei der großen Masse die Ausnahme und somit auch nicht 
relevant. 

Was sicher nützlich ist wäre ein deutlicher Hinweis bei der Anmeldung dass die 
Metadaten essentiell für das Funktionieren der Community sind und einsehbar 
sind. 

OSM ist aber bei weitem unkritischer als Internet Foren, bei denen ja auch das 
Datum und Uhrzeit angezeigt wird. Oder noch schlimmer Facebook, bei dem durch 
Einbeziehung der Freunde eine Person in der Regel identifizierbar ist. 

Stephan 



On June 13, 2017 6:20:22 AM GMT+02:00, Markus  wrote:
>Hallo Frederik,
>
>> Fürsorgepflicht gegenüber unseren Mappern 
>> vor möglichem Datenmissbrauch schützen
>
>Zufällig stosse ich auf ein Gutachten des Eidgenössischen Datenschutz
>und Öffentlichkeitsbeauftagten der Schweiz.
>https://www.edoeb.admin.ch/datenschutz/00628/00665/00681/index.html?lang=de
>
>Ich vermute, das hat tiefgreifende Auswirkungen auf unsere Arbeit...
>
>Der entscheidende Punkt:
>*die Verknüpfung mit Personendaten begrenzen oder verunmöglichen*
>
>"begrenzen" meint:
>"Frederik arbeitet mit" oder
>"Frederik hat 2016 ##-tausend Punkte eingetragen" ist möglicherweise
>ok,
>"Frederik hat folgende Daten eingetragen" ist ohne seine explizite
>Zustimmung nicht ok.
>
>> Jeder, der unser Planetfile runterlädt und verarbeitet, wird
>> unwillkürlich zum Verarbeiter persönlicher Daten
>
>Ja, das Planetfile darf m.E. nur anonymisiert verbreitet werden.
>
>> * Wer sich drum kümmert, kann heute schon seine Daten in OSM
>schützen,
>> und die, denen das wichtig ist, die wissen meist auch, was sie machen
>> müssen.
>
>Das ist nicht ausreichend.
>
>Erforderlich ist ein Opt-In-Verfahren, also eine ausdrückliche
>qualifizierte Zustimmung zur nicht anonymisierten Datenerfassung,
>bzw. der automatischen Ablehnung einer Nicht-Anonymisierung, wenn nicht
>explizit zugestimmt wird.
>
>Ich vermute, eine solche Zustimmung würden nur wenige erteilen.
>Es ist aus datenschutzrechtlicher Sicht sinnvoll, die Daten
>grundsätzlich zu anonymisieren.
>
>Ein Zugriff auf die Verknüpfungstabelle wäre dann ausschliesslich der
>DWG gestattet. Die Möglichkeit für Dritte muss technisch ausgeschlossen
>sein.
>
>> * Egal, was wir tun oder nicht tun, wir sollten eventuell dafür
>sorgen,
>> dass neue Benutzer ganz genau wissen, was sie tun und was über sie
>> später ermittelbar ist. 
>
>Das ist sowohl für Daten in DE als auch in CH zwingend.
>
>> im deutschen Recht, der Datenschutz stärker als das Urherber- 
>> oder Datenbankschutzrecht oder irgendwelche Lizenztexte.
>
>Gilt auch für CH.
>
>Mit herzlichem Gruss,
>Markus
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Re: [Talk-de] Datenschutz bei OSM - Schweiz

2017-06-13 Diskussionsfäden Stefan Keller
Sehe ich ähnlich wie Christoph.

Einige Schweizer Datenschutzbeauftragte behaupteten damals gar, dass
sämtliche räumlichen Datensätze (z.B. Froschlaichplätze) unter
Personendatenschutz(!) fallen, denn sie lassen sich räumlich mit den
Grundstückseigentümern verknüpfen...

Nach 2004 kam dann das sog. Geo-Informationsgesetz des Bundes (2008)
und bis heute sind die Kantone dran.

Und das alles betrifft v.a. die Behörden-Daten!

:Stefan

Am 13. Juni 2017 um 09:50 schrieb Christoph Hormann :
> On Tuesday 13 June 2017, Markus wrote:
>>
>> Zufällig stosse ich auf ein Gutachten des Eidgenössischen Datenschutz
>> und Öffentlichkeitsbeauftagten der Schweiz.
>> https://www.edoeb.admin.ch/datenschutz/00628/00665/00681/index.html?l
>>ang=de
>>
>> [...]
>
> Bevor jetzt wieder irgendjemand Panik schiebt - der verlinkte Text
> zitiert keinerlei Rechtsgrundlagen und kann wohl im Wesentlichen als
> Wunschliste des Datenschutzbeauftragten von vor 13 Jahren verstanden
> werden, wie die Dinge damals seiner Meinung nach zu seien hatten.
>
> Also bevor Leute jetzt irgendeine Laien-Interpretation so eines Textes
> als Quasi-Gesetz bringen und darauf aufbauend behaupten, was bei OSM
> wie sein muss bitte erst einmal auf die Gesetzeslage und die
> Rechtsprechung schauen.  Auch in der Schweiz muss jede Vorschrift eine
> Rechtsgrundlage haben und daneben kommt es meist auch stark auf die
> etablierte Interpretation der Begriffe an.
>
> --
> Christoph Hormann
> http://www.imagico.de/
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Re: [Talk-de] Datenschutz bei OSM - Schweiz

2017-06-13 Diskussionsfäden Christoph Hormann
On Tuesday 13 June 2017, Markus wrote:
>
> Zufällig stosse ich auf ein Gutachten des Eidgenössischen Datenschutz
> und Öffentlichkeitsbeauftagten der Schweiz.
> https://www.edoeb.admin.ch/datenschutz/00628/00665/00681/index.html?l
>ang=de
>
> [...]

Bevor jetzt wieder irgendjemand Panik schiebt - der verlinkte Text 
zitiert keinerlei Rechtsgrundlagen und kann wohl im Wesentlichen als 
Wunschliste des Datenschutzbeauftragten von vor 13 Jahren verstanden 
werden, wie die Dinge damals seiner Meinung nach zu seien hatten.

Also bevor Leute jetzt irgendeine Laien-Interpretation so eines Textes 
als Quasi-Gesetz bringen und darauf aufbauend behaupten, was bei OSM 
wie sein muss bitte erst einmal auf die Gesetzeslage und die 
Rechtsprechung schauen.  Auch in der Schweiz muss jede Vorschrift eine 
Rechtsgrundlage haben und daneben kommt es meist auch stark auf die 
etablierte Interpretation der Begriffe an.

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Re: [Talk-de] Datenschutz bei OSM - Schweiz

2017-06-12 Diskussionsfäden Markus
Hallo Frederik,

> Fürsorgepflicht gegenüber unseren Mappern 
> vor möglichem Datenmissbrauch schützen

Zufällig stosse ich auf ein Gutachten des Eidgenössischen Datenschutz
und Öffentlichkeitsbeauftagten der Schweiz.
https://www.edoeb.admin.ch/datenschutz/00628/00665/00681/index.html?lang=de

Ich vermute, das hat tiefgreifende Auswirkungen auf unsere Arbeit...

Der entscheidende Punkt:
*die Verknüpfung mit Personendaten begrenzen oder verunmöglichen*

"begrenzen" meint:
"Frederik arbeitet mit" oder
"Frederik hat 2016 ##-tausend Punkte eingetragen" ist möglicherweise ok,
"Frederik hat folgende Daten eingetragen" ist ohne seine explizite
Zustimmung nicht ok.

> Jeder, der unser Planetfile runterlädt und verarbeitet, wird
> unwillkürlich zum Verarbeiter persönlicher Daten

Ja, das Planetfile darf m.E. nur anonymisiert verbreitet werden.

> * Wer sich drum kümmert, kann heute schon seine Daten in OSM schützen,
> und die, denen das wichtig ist, die wissen meist auch, was sie machen
> müssen.

Das ist nicht ausreichend.

Erforderlich ist ein Opt-In-Verfahren, also eine ausdrückliche
qualifizierte Zustimmung zur nicht anonymisierten Datenerfassung,
bzw. der automatischen Ablehnung einer Nicht-Anonymisierung, wenn nicht
explizit zugestimmt wird.

Ich vermute, eine solche Zustimmung würden nur wenige erteilen.
Es ist aus datenschutzrechtlicher Sicht sinnvoll, die Daten
grundsätzlich zu anonymisieren.

Ein Zugriff auf die Verknüpfungstabelle wäre dann ausschliesslich der
DWG gestattet. Die Möglichkeit für Dritte muss technisch ausgeschlossen
sein.

> * Egal, was wir tun oder nicht tun, wir sollten eventuell dafür sorgen,
> dass neue Benutzer ganz genau wissen, was sie tun und was über sie
> später ermittelbar ist. 

Das ist sowohl für Daten in DE als auch in CH zwingend.

> im deutschen Recht, der Datenschutz stärker als das Urherber- 
> oder Datenbankschutzrecht oder irgendwelche Lizenztexte.

Gilt auch für CH.

Mit herzlichem Gruss,
Markus

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