Hallo,

ich kann die Info von Holger bestätigen.
Wir liefern laufend unserer Ortungs-Lösungen nach Afrika und hatten auch 
längere Zeit einen Entwickler in Yaounde sitzen. 
Dort ist es nicht möglich, dem Kollegen etwas mit einem Paketdienst ins Haus zu 
schicken weil es keine Adressen gibt.
Statt dessen wird der Empfänger angerufen und muss dann das Paket in einem 
Depot abholen. Die Adresse wird also durch eine Telefonnummer ersetzt und ist 
daher die wichtigste Angabe im Adressfeld des Pakets.
Auch Bing und Google haben dort kaum Strassennamen oder gar Hausnummern und in 
OSM war bis zum Import auch nur wenig erfasst, wohl auch weil Yaounde fast 
immer unter Wolken liegt und daher Satellitenbilder unvollständig sind. Und die 
vorhandenen Straßennamen sind oft Strassen-Nummern, also nichts Gewachsenes, 
von der Bevölkerung Verinnerlichtes.

Auch aus anderer Sicht ist der Import, an dem ich in keiner Weise beteiligt 
war, begrüßenswert:
Yaounde war bis in die 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts Kolonie, erst 
deutsch, später französisch. Aus dieser Zeit gibt es ganz gute Karten.
Nach der Unabhängigkeit haben dort Leute regiert, die an der Unterdrückung der 
Bevölkerung interessiert waren und dazu gehört auch eine mangelnde Information 
über Infrastruktur inkl. Karten.
Das hat dazu geführt, dass die letzten vernünftigen Karten erstellt wurden als 
Yaounde 10x kleiner war als es heute ist. 
In sofern ist das, was kürzlich für Yaounde von offizieller Stelle zur 
Verfügung gestellt wurde, sehr begrüßenswert und konkret hilfreich und trägt 
nebenbei zu einer weiteren Demokratisierung bei weil jede zusätzlich für 
Jedermann verfügbare Information in Verbindung mit immer besser ausgebildeten 
Menschen dabei hilft, problematische Regierungen zu verdrängen und die 
Lebensqualität vor Ort zu verbessern.

In der Tat ist allerdings eine aktive OSM Community vor Ort wichtig, um nun die 
Qualität der Daten zu sichern und um die nur lokal erfassbaren Informationen zu 
ergänzen, z.B. die Landmarken, an denen sich die Leute dort defacto 
orientieren. Ein guter Anfang ist gemacht: 
http://wiki.openstreetmap.org/wiki/WikiProject_Cameroon 

Cheers
Markus





-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Holger Jeromin [mailto:mailgm...@katur.de] 
Gesendet: Donnerstag, 30. Mai 2013 23:22
An: talk-de@openstreetmap.org
Betreff: Re: [Talk-de] Dicht gemappte Gebiete

Walter Nordmann schrieb am 24.05.2013 17:22:
> Pascal Neis wrote
>> in keinem einzigen Layer ist auch nur ein Contributor zu sehen :-(
> Häuser, Bäume und 99% Straßen ohne Namen. Reiner Datenmüll - toll :(

Ah, eine europazentrierte Diskussion :)

Die Hauptstadt "profitiert" in der Statistik vor allem von den sehr
kleinen und daher extrem zahlreichen Buildings.

Ich war in Yaounde mit einem Kameruner unterwegs (und habe da vor ein
paar Jahren ein paar POIs beigetragen).
In Kamerun gibt es wenig Straßennamen! Und selbst die kennt und nutzt
keiner vor Ort.
Ein Taxifahrer sagt man: "ich will zur Ecke, da wo die und die
Tankstelle ist".

Wo keine Straßennamen, da gibts natürlich erst recht keine Hausnummern...

Für die Leute vor Ort finden ihre Hauptstadt daher wahrscheinlich sehr
vollständig.

-- 
Grüße
Holger


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