Hallo Frederik,

und alle die etwas von dem "Hickhack" mitbekommen oder die einfach Lust 
haben auf eine freie Seekarte:

> "besser" oder "schlechter"

Ja, ich habe den Eindruck, dass hier viel unsinnige Konkurrenz im Spiel 
ist. Freundschaftlicher Wettbewerb ist zwar manchmal beflügelnd, aber 
ich ziehe synergetische Kooperation vor. Verbissene Konkurrenz empfinde 
ich immer als schlecht.

> Ich faende es toll, wenn alle Beteiligten sich einigen koennten und 
> gemeinsam was gutes auf die Beine stellen. 

Genau das ist und war unser Ziel.

_Die Geschichte_
Die Idee, OSM als Seekarte zu nutzen hatte ich gleich, als ich OSM 
kennenlernte. Damals waren die ganzen "blauen Flecken" auf der Welt noch 
richtig "weisse Flecken". Und das sind immerhin 71 % de Weltoberfläche.

Ich habe Dich dann gefragt, wie man sowas in OSM macht und Du hattest 
mir im vergangenen Sommer ausführlich erklärt, wie man da vorgehen 
müsste. Aber als OSM-Neuling war ich damit total überfordert.
(inzwischen bin ich etwas weiter :-) )

Auf der Entwicklerkonferenz in Essen habe ich einige meiner Ideen 
vorgestellt. Und wie das halt meistens im Leben so ist: wenn eine Idee 
reif ist, dann kommen auch die Lösungen. Beim Klön abends lernte ich 
Olaf kennen, ein ebenso begeisterter und erfahrener Seemann - aber im 
Unterschied zu mir auch ein kompetenter und erfahrener Programmierer.
Wir beide sind ein richtig gutes und effizientes Team, mit viel 
gemeinsamem persönlichen, fachlichen und einander bestens ergänzenden 
Interessen, Kenntnissen und Erfahrungen.
Die Zusammenarbeit macht mir sehr viel Spass!

Im März habe ich nach Nürnberg zu einem dreitägigen Entwicklertreffen 
eingeladen. Damit sich die Beteiligten auch persönlich kennenlernen.
Das Treffen war ein voller Erfolg. Wir hatten danach nicht nur ein 
klares Konzept (Ziele, Methoden, Editor, zentrale Meta-DB, Trennung 
Front-/Backend, viele Ideen für künftige Entwicklungen), sondern auch 
bereits ein fertiges Attributierungsschema.

Eine der wichtigsten Entscheidungen war, für OpenSeaMap das weltweit und 
einheitlich in der gesamten See- und Binenschifffahrt gültige 
Daten-Modell IHO-S-57 zu verwenden.

Dieses ist aber sehr komplex, wesentlich schwieriger zu verstehen als 
das bisher verwendete Datenschema von OSM. Das ist aber auch nicht 
weiter schlimm (die Seeleute kennen es meist gar nicht, und nutzen 
dennoch weltweit alle dieselben Seekarten!), denn man kann es einfach 
ins Backend verbannen, und dem Benutzer stattdessen eine verständliche 
Benutzerschnittstelle zur Verfügung stellen.

Genau daran arbeiten wir mit Hochdruck, mit einem zunehmend wachsenden 
Taem mit unterschiedlichsten und einander bestens ergänzenden 
Fähigkeiten und Fertigkeiten.

Erste Ergebnisse liegen ja bereits vor: www.OpenSeaMap.org

Nun zu Freietonne:
Jan Jesse hat mir im Januar sein Projekt mit den Binnen-Wasserzeichen 
vorgestellt und gefragt, ob ich ihm helfen könne.

Ich antwortete ihm:
 > Was genau ist Dein Wunsch?
 > Wenn Du beispielsweise Dein Programm zum Erfassen von Punkten
 > im Gelände veröffentlichst, dann werden sich Dir möglicherweise
 > schnell Render-KnowHow und Rechenkapazitäten erschliessen
 > (so ging es mir bei den Luftbildern).
 > Bei der Nutzung des OSM-Wiki kann ich Dich gern unterstützen.

Wir hatten dann ein langes (und nettes) Telefongespräch, in dem er mir 
sein Projekt erklärte, das ich sehr gut fand und viele 
Kooperationsmöglichkeiten sah. Da schlummerten eine Menge Synergien!

Auf die Wirren und Mühen die daraus entstanden will ich hier nicht 
weiter eingehen. Sondern lieber auf die Chancen.

Jan sagte mal, dass er gar nicht so viel Lust hat FT alleine 
weiterzuentwickeln, sondern dass er eigentlich am liebsten alles ganz in 
OSM integrieren möchte.

Eine solche Integration wäre problemlos möglich.

Jan sammelt Daten über Binnenschiffahrtszeichen, erst in der Gegend von 
Berlin, jetzt in ganz Deutschland und darüber hinaus.

Binnenschiffahrtszeichen auf Binnenschifffahrtsstrassen sind identisch 
mit den Seezeichen auf den Seeschifffahrtsstrassen. Sie werden 
international im selben Datenformat erfasst und sie werden im selben 
Format auf den Seekarten und den Binnenschiffahrtskarten dargestellt.

OpenSeaMap macht keinen Unterschied zwischen See und Binnen.

Jan hat ein paar pfiffige Tools, die man fast 1:1 übernehmen könnte.
Beispielsweise einen Editor für Garmin und einen USB-Editor.
Diesen das Datenschema beizubringen ist wahrscheinlich gut möglich.
Er hat im Binnenbereich Daten, die man mit wenig Aufwand so aufbereiten 
kann, dass sie in einem integrierten System gut verwendet werden können.

Jan hat bereits seine Lizenz so umgestellt, das das möglich ist.

Wir von OpenSeaMap würden uns über eine solche Integration sehr freuen.

Wir haben schon sehr viel Zeit in diese Zusammenarbeit investiert, und 
fänden es schade, wenn die Integration scheitern würde. Nicht zuletz 
auch wegen der vielen Zeit und Energie die wir sonst dadurch verloren 
hätten. Denn so wie es jetzt ist ist es zunehmend ein Problem.

Eine gelingende Integration würde aber bedeuten, dass Jan etwas mehr 
Geduld bräuchte (oder wir noch viel mehr Entwicklerkapazität). Denn wir 
brauchen /erst/ den Editor, /bevor/ wir Daten importieren. Und dass Jan 
die vereinbarten Lösungen auch sauber umsetzt. Also beispielsweise /vor/ 
einem Import, diesen auf dev prüft, und erst wenn /wirklich/ alles passt 
auf "Start" klickt (und ja, das ist ein Haufen Arbeit!)

Mit herzlichem Gruss,
Markus

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