Am 06.09.2010 14:55, schrieb Wolfgang:

Das Problem ist, dass die meisten Menschen es sich nicht leisten können, neben
dem Familienauto (und ggf. dem des Partners) noch einen Wagen zu unterhalten.
Letzten Endes ist es zumindest jetzt teurer, einen Zweitwagen für die Stadt zu
unterhalten, als das vorhandene Fahrzeug zu nutzen, auch wenn es für den
Einsatz in der Stadt oft überdimensioniert ist.
Ich spreche nicht nur von einem Kleinwagen für die kleinen Einkäufe sondern davon dass der Elektroantrieb auch für das einzige Familienauto geeignet ist - nur dass man damit eben nicht out of the box 1000km am Stück fahren kann. Vielleicht gibt es dafür dann Langstrecken-Anhänger für Zusatzbatterien die man an den Autobahnauffahrten mieten kann...
Ich sehe es dagegen anderst, begründet auf folgenden Stichpunkten:
- Die meisten Autos stehen die meiste Zeit vom Tag nur rum
     Die wenigsten haben mehr als 1-2Betriebstunden am Tag und fahren
mehr als 100km am Stück.
- Mit steigender Verbreitung von Wind- u Sonnenenergie steigt
gleichzeitig der Bedarf an "Stromspeicher".
- Der Tages bzw. Lastabhängige Stromtarif wird daher kommen
- Keiner kann oder möchte wirklich seine Mobilität von obigen abhängig
machen.
D.h. es entsteht der Bedarf das Fahrzeug im Stand stetig im Stromnetzt
zu haben um es tarifgesteuert günstig
Aufladen zu können und gegebenfalls auch zu den teuren Tarifzeiten
wieder einen Teil des Stromes zurückzuspeisen.
Supermärkte und andere Geschäfte werden den Strom als Werbemittel
entdecken - so etwa "Bei uns bekommen Sie
den Strom für die Anfahrt zurück"..
Da hast du eine ganz bestimmte Autofahrerschicht im Blick, die entweder einen
relativ kurzen Weg zur Arbeit haben oder Hausfrauen/männner sind. Für die
könnte es so kommen.
Die Durschnittsjahresleistung der Privat-PKWs in Deutschland soll bei ca 11.000km bis12000km liegen.
Ich habe mal für 40.000km Jahresleistung hochgerechnet:
Bei 50km/h Durschnittsgeschwindigkeit sind das ca. 2h täglich die das Fahrzeug bewegt wird. Man hat also 22h um das Fahrzeug wieder aufzuladen - dafür würde etwa ein Anschluss mit durschnittlich 1kW reichen.
Es gibt aber auch Pendler, die am Tag größere Strecken fahren müssen,
Wochenendpendler, die am Stück 800 km fahren,  Vertreter,
Außendienstmitarbeiter etc. Ich bin selbst oft genug über Baustellen geturnt,
die eine Anfahrt von im Schnitt 400 km erforderten und am A**** der Welt
lagen. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kommt man in der Fläche nirgends
Ich sage ja nicht dass das Elektroauto das Allheilmittel sofort für alle ist - aber dass die heute möglichen Fahrleistung für die meisten Autofahrer ausreichen wenn man die Urlaubsfahrten aussen vor lässt.
akzeptabel hin oder weg. Außerdem hat man häufig Gepäck dabei, das man vor Ort
braucht.

Für den Urlaub ist mit dem Kleinwagen sowieso Schicht. Du kannst ja mal das
Urlaubsgepäck einer 4-köpfigen Famile verstauen helfen...
Ich habe selbst Familie, die Problematik ist mir bekannt und ich spreche daher auch nicht nur vom Kleinwagen.
Mit 240V und 16A (mehr ist momentan für mobile Geräte nicht zulässig) kann man
Nach welcher Vorschrift? Und wie ist ein mobiles Gerät definiert? Während des Ladevorgangs würde ich
ein Auto ehr als stationäres Gerät betrachten.

in 1h maximal 240 x 16 / 1000 ->  3,8 kwh laden. Wenn ein herkömmliches
Fahrzeug einen Verbrauch von 5l Benzin/100km im Schnitt hat, bedeutet das für
Strom 5 x 0,75 x 11 ->  ~40 kwh. Zum Nachladen brauche ich damit ca 10h.
Verlustleistung und Gewinn durch Stromerzeugung beim Bremsen lasse ich mal
außen vor. Nach dieser Rechnung kann ich im Haushalt Strom für maximal 200 km
Für ein Elektrofahrzeug sind ehr 20 als 40kWh anzusetzen - Wirkungsgrad!
laden, dann muss ich wieder am Netz sein. Das reicht für viele Autos für die
meisten Tage, aber man kommt am Wochenende nicht mal bis zum Nordseestrand,
und auf günstige Tarife kann man bei einer solchen Nutzung keine Rücksicht
Auch wenn es für viele selbstverständlich ist (da schliesse ich micht nicht aus!) - ein gewisser Luxus ist es
schon mal eben einen 200km Ausflug mit eigenem Auto machen zu können..
mehr nehmen.

Für alle diese Fahrten sind Aufladestationen unterwegs, bei denen es schnell
geht, einfach notwendig. Möglicherweise wird das ganze auch durch den
Austausch von Akkus gelöst, aber auch die müssen geladen werden. Ob ich einen
Akku in 10 Minuten vollhaue oder mir dazu wegen des günstigeren und geringeren
Ladestroms 24 Stunden Zeit nehme, beeinflusst den Anlagenanschluss der Tanke
nicht, da dann eine entsprechend größere Anzahl gleichzeitig geladen werden
müsste. Dafür werden mehr Akkuanschlüsse und damit mehr Fläche gebraucht, was
die Kosten auch erhöht.
Die Stromversorger haben jetzt schon das Problem wirtschaftlich die Spitzenlasten abzudecken und
neue Spitzenlastkraftwerke zu installieren (Stichwort Hornbergbecken II).
Wie soll das dann werden wenn plötzlich alle zu den Hauptverkehrszeiten ihren Akku in 10Minuten geladen
haben wollen?
Wenn diese Tanken aber sowieso unverzichtbar sind, werden auch die Kleinwagen
mit den Akkus ausgerüstet und müssen diese eben nicht so oft wechseln.
Natürlich kann man wenig bewegte Fahrzeuge zu hause nachladen, aber eben nur
Wieso nur zu Hause? Das kann überall geschehen wo Fahrzeuge abgestellt werden: Am Arbeitsplatz, am Einkaufszentrum,
am Nordsee-Parkplatz...

diese, und auch nur solange, bis der Finanzminister die Kraftfahrstromsteuer
entdeckt hat.
Die wird in dieser Form nicht kommen weil man Strom im Gegensatz zu Diesel bzw. Heizöl nicht einfärben kann (auch wenn manche meinen dasss es grünen oder gelben Strom gibt :-)) Diese Steuer wird über die gefahrenen Kilometer
abgerechnet werden.


Hast Du auch den Wirkungsgrad berücksichtigt? Der ist beim
Elektroantrieb um  ca. Faktor 3 besser.
D.h. Du musst nur ein drittel der Energie im Vergleich zum Benziner
aufnehmen.
Dafür hast du hier die Verlustleistungen nicht berücksichtigt. Im Moment
müssen Akkus mit mehr Strom geladen werden, als rechnerisch hineingeht. Mit
mindestens 10% Verlust muss man rechnen (vergl Wikipedia, Akku,
Bei ca. 30% Wirkungsgrad von einem Verbrenner und 90% bei einem Elektroantrieb sind 10%
Ladeverlust zu verschmerzen..
Ladewirkungsgrad). Dazu kommt der Transportverlust bei Strom, der viel höher
ist als der von flüssigen Stoffen.
Übergabepunkt und Abrechnungsstelle ist für den Autofahrer die Zapfsäule - die Geschichte davor würde hier zu weit führen (Strom kann auch lokal erzeugt werden, Öl kommt nicht selten aus Krisengebieten)
Selbst wenn wir den Energiebedarf um Faktor 10 reduzieren würden, kommt immer
noch viel mehr zustande, als im Haushalt machbar ist.

Die hier geforderten Ladezeiten sind vorerst aus technischen Gründen
nicht sinnvoll umsetzbar - zum einen
weil es die vorhandene Akkutechnlogie (noch) nicht langlebig verkraftet,
zum anderen weil so hohe Ströme
wie Du selbst bemerkt hast nicht ganz unproblematisch sind.
Ich bestreite nicht, dass die Technik heute noch nicht so weit ist. Für die
Akzeptanz von reinen Elektrofahrzeugen als Allroundautos muss sie es aber
werden.
Oder wir müssen unsere Ansprüche etwas zurückschrauben - meist wäre das nicht mal mit echten Einschränkungen verbunden, es ist nur das lösen von "ich könnte aber wenn ich wollte (1000km am Stück mit
200km/h fahren)"...
Wir haben beide gerade festgestellt, dass auch Strom problematisch ist. Für
ein geringfügiges Nachladen gebe ich dir recht. Für längere Strecken dagegen
ist ein anderer Aufwand nötig, den kein Supermarkt treiben wird und kein
Privatmann treiben darf. Da braucht man für deinen Vergleich einen
Dazu passt Dein Zitat von Unten ("Um 1835 waren medizinische Fachkreise...") viel besser :-) Supermärkte werden das sofort machen wenn Sie damit Geld verdienen können und was der Privatmann hier darf ist reine Politik. Bis vor kurzem war es einem Privatmann auch verboten einen UKW-Radiosender (ich meine jetz nicht die Privaten Radiostationen, aber selbst da trifft es in einem etwas grösseren zeitlichen Rahmen zu)zu betreiben - heute kannst Du das problemlos im Zubehörmarkt für MP3-Player kaufen
damit Du Deine Musikkonserven drahtlos im normalen Radio hören kannst.
Internetanschluss für Provider wie z.B. die Telekom. Den bekommt auch der
Supermarkt nicht so einfach.

Übrigens, wenn die PKW massiv auf elektrischen Antrieb umgerüstet werden, wird
das Augenmerk auf den LKW-Verkehr fallen. Auch hier muss auf CO2-freie
Technologien gesetzt werden. Infrage kämen Wasserstoff oder Akku, wobei der
Wasserstoff wohl eher eine Brückentechnologie darstellt. Spätestens wenn der
erste LKW aus östlichen Gefilden, wo man den TÜV entspannter sieht, in einer
Innenstadt einen Krater hinterlassen hat, wird man auch hier nach Alternativen
suchen. Ob die Disponenten dann so flexibel sind, dass sie die LKW 20 Stunden
am Netz lassen und sich mit 200 km Radius begnügen... Selbst dafür bräuchten
sie um Dimensionen andere Ladestationen.
LKWs klammere ich hier jetzt mal bewusst aus, die haben ein ganz andere Verhältniss von Nutzlast zu Leergewicht gegenüber dem PKW, auch kann man hier leichter ein Austauschsystem für die Zugmaschinen installieren um auf Fernstrecken mit Verbrennungsmotor und in Ballungszentren elektrisch zu fahren ohne
jeweils die andere Antriebsart ungenutzt durch die Gegend zu fahren
Um 1835 waren medizinische Fachkreise der Meinung, der menschliche Körper hält
Wahninnsgeschwindigkeiten wie 30 km/h nicht aus. 2006 waren die Mapper der
Ansicht, niemand würde je auf die Idee verfallen, Bäume massenweise einzeln zu
mappen. 2010 meinen Mapper, Tankstellen würden niemals auch Strom
verkaufen.....

In einer anderen Antwort schreibst du: 'genau das wird die Masse der
"Elektrotankstellen" nicht sein. Das werden bzw. sind schon in der Regel
Steckdosen an ganz normalen Park-/Stellplätzen die nicht das
entfernteste mit einer herkömmlichen Tankstelle zu tun haben.'

Man beachte das Wort Masse. Wie wir wohl alle aus der Softwareentwicklung
wissen, reicht eine einzige Ausnahme, um diesen Fall implementieren zu müssen.
Diesen Fall kann man vorerst ausreichend damit abdecken in dem man an dieser Tankstelle dann eben beide Typen angibt - so wie man auch Bäckerei und Metzgerei in einem Gebäude unterbringen kann.
Passt eure Filter jetzt an die Subtags an. Dann passiert euch nicht das, was
jetzt mit den Subtags der Bäume läuft.
Ein Baum ist Baum der biologisch immer gleich aufgebaut ist und sich nur in der Bedeutung für den Betrachter Unterscheidet - Eine "Elektrotankstelle" ist dagegen ein Kunstwort dass den Begriff Tankstelle missbraucht und mit einer völlig anderen Energieform zu tun hat - Elektrotankstelle sollte man vielleicht mal als "Unwort des Jahres" vorschlagen :-).

Garry

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