Hallo,
ich war in der vergangenen Woche von Montag bis Donnerstag auf der
"Intergeo" in Nuernberg.
Montag mittag bis Dienstag mittag war das "OSM-Camp", eine Veranstaltung
ohne vorher festgelegte Themen. In der Praxis drehte sich die Diskussion
dort - mit insgesamt rund 40 Teilnehmern - stark um die Frage(n), wie
amtliche Daten und OSM-Daten einander ergaenzen, ersetzen oder
befruchten koennen. Dabei zeigte sich auch, dass es eine ganze Anzahl
Missverstaendnisse ueber OSM gibt.
Nicht wenige scheinen OSM vor allem als ein "Kartenportal" wahrzunehmen
und fragen dann, ob man nicht amtliche Daten irgendwie als
"zusaetzlichen Layer" bei OSM anbieten koennte. Andere suchen geradezu
nach Schwaechen bei OSM und werten das Vorhandensein von 20.000
verschiedenen Keys im Datenbestand als einen "Beweis" mangelnder
Qualitaet. In den Koepfen ist schon sehr stark der Gedanke verankert,
dass es einen idealen "Feature-Katalog" gibt, und wenn alle Daten
vollstaendig mit maximaler Praezision nach diesem Feature-Katalog
erfasst sind, dann ist man "fertig" und hat den "idealen, korrekten
Datenbestand".
Zugleich weht in amtlichen Stellen immer oefter ein "Open Data"-Wind -
meistens kommt das von oben, irgendein Minister spricht irgendwelche
Worte nach, ohne genau zu wissen, was das bedeutet, aber irgendwie muss
man schon "Open Data" machen. Das grosse Fragezeichen im Raum ist fuer
viele, ob OSM jetzt eigentlich "Open Data" ist oder ob man mit OSM "Open
Data" machen kann oder oder oder. Da gibt es sicher keine 100%ige
Definition - in meinen Augen ist "Open Data" eher die Oeffnung bereits
vorhandener Datenbestaende und weniger auf den
Selbermach-Crowdsource-Ansatz gemuenzt, den wir haben.
In eine aehnliche Kerbe schlaegt das Thema "Inspire", eine europaeische
Richtlinie zu Geodaten, die fordert, dass alle bereits elektronisch
vorliegenden Geodaten katalogisiert und elektronisch verfuegbar gemacht
werden muessen (allerdings nicht notwendigerweise frei). Auf Bundes- und
Landesebene ist das mittlerweile - unter Aufwendung von Millionen von
Euro natuerlich - weitgehend eingetuetet, aber grundaetzlich trifft
Inspire auch die kleine Kommune, und es stand ein bisschen die Frage im
Raum: Kann man seinen Verpflichtungen nach Inspire eigentlich
nachkommen, indem man einfach seine Daten "zu OSM hochlaedt"? - Ganz so
einfach ist das bestimmt nicht, und wir wollen ja auch nicht, dass
jemand einfach "Daten hochlaedt", aber ein interessanter Gedanke ist es
schon.
Dienstag frueh haben Pascal und ich schnell Poster auf unserem
Messestand aufgehaengt. Der "OSGeo-Park", an dem OSM traditionell als
Projekt vertreten ist, war dieses Mal so grosszuegig wie noch nie, und
wir hatten ausreichend Plakatwand und Sitzgelegenheiten. (Fotos:
http://twitpic.com/6ranfo, http://twitpic.com/6rang4) Dienstag mittag
haben wir dann einen Rechner aufgebaut und eine Diashow ablaufen lassen,
vornehmlich mit den "Images of the Week" der vergangenen Jahre, aber
auch mit einigen Beitraegen von Euch.
Im Eingangsbereich der Messe haben wir einen grossen Stadtplan von
Nuernberg mit einem "Besuchen Sie uns in Halle ...."-Aufkleber an die
Wand gehaengt - der sah aus, als ob er da hingehoerte, und daher hat
auch niemand an dieser "Guerilla-Standwerbung" Anstoss genommen.
Am Stand waren wir ganz gut besetzt, mit Pascal, Joachim (Kast), Anke,
Markus (Marqqs), Tobias (Tordanik) und mir, und wir konnten eigentlich
die meisten Anfragen gut beantworten. Wir haben bestimmt 1500 Flyer
verteilt an den 3 Tagen. Das Interesse der Leute reichte von "was ist
das hier eigentlich alles" ueber "wie kann ich eine Fahrradkarte auf
meinem Garmin XYZ installieren" bis hin zu "warum erscheint eigentlich
immer ALDI, wenn ich im Nominatim nach dieser Strasse suche". Es gab
auch eine Menge Leute, die konkret wissen wollten, wie sie ihre Daten in
OSM einbringen koennen - gestandene Vermesser in Altersteilzeit,
Universitaetsprofessoren mit Landnutzungsdaten aus Afrika, oder
jemanden, der beruflich unterirdische Stromkabel einmisst und sich
dachte, das interessiert vielleicht noch andere.
Ein paar altbekannte OSMer waren zwar nicht unter dem Standpersonal,
kamen aber so mal vorbei, so z.B. Dirk Stoecker, der JOSM-Maintainer,
der am Stand seines Arbeitgebers auf der Messe war, und Ulf Lamping aus
Nuernberg.
Dem OSGeo-Park war auch ein kleines "Forum" angeschlossen, 30
Sitzplaetze mit Leinwand, und dort habe ich drei kleine Vortraege ueber
verschiedene Aspekte von OSM gehalten, die jeweils recht gut besucht waren.
Auf dem OSGeo-Park waren auch einige Firmen vertreten, die Dienste auf
Basis von OSM anboten, z.B Omniscale, Wheregroup und die Leute von
digitaler-lageplan.de. Ich hatte mit der Geofabrik keinen eigenen Stand,
durfte als Sponsor aber ein Geofabrik-Werbeplakat aufhaengen. Auch
ausserhalb des OSGeo-Parks stiess man allenthalben auf OSM-Ausdrucke,
mal mit richtiger Attribution, mal ohne ;)
Parallel zur Messe fand ein Kongress mit Vortraegen statt, auf dem
Jochen eine OSM-Praesentation gemacht hat. Ausserdem gab es in einer
anderen Halle einen separaten OpenSeaMap-Stand mit markantem Leuchtturm
als Erkennungszeichen.
Soviel mal als Bericht. Vielen Dank an alle, die mitgeholfen haben, auch
die, die ich aufgrund eigener Trotteligkeit oben zu erwaehnen vergessen
habe ;)
Bye
Frederik
--
Frederik Ramm ## eMail frede...@remote.org ## N49°00'09" E008°23'33"
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