Hallo zusammen.

Dass die Diskussion über "was will Google" und "was wenn Google böse wird" ist 
offensichtlich eine recht interessante, sie ist aber auch schon recht alt.
http://video.google.com/videoplay?docid=-7704588734655107458
Wenn man vergleicht was vor drei Jahren als böse Datensammelei aufgeführt wurde 
und was heute kommentarlos zum Alltag gehört hat sich die Gesellschaft schon 
sehr verändert.

Mehr zu "was wenn Google böse wird" nach meiner Meinung zu den jüngsten 
Ereignissen, ich will diese nur nicht unnötig länger aufschieben.


Zur aktuellen Situation.

Dieser Hamburgische Dateschutzmensch hat einige Kritikpunkte am aktuellen 
Google Analytics, Google dagegen stellt sich auf den Standpunkt, hier sei schon 
alles in Ordnung. Insbesondere wird die rechtliche Situation und die Tatsache 
angesprochen, dass nicht Google als Analysedienstanbieter sondern der einzelne 
Webseitenbetreiber dafür verantwortlich ist (wohl, weil in erster Linie er die 
Daten seiner Kunden weiterreicht, was aber ebenfalls keine große Rolle spielt). 
Und genau dieser Punkt sollte für uns hier heruasgehoben werden. Ob oder ob 
nicht der Google-Dienst "Analytics" zulässig ist brauchen wir eigentlich nicht 
weiter zu erörtern, das wird Herr Caspar vermutlich letztendlich im Rahmen 
einer richterlichen Entscheidung feststellen lassen. Insofern bleibt uns hier 
aktuell nur eine Risikobewertung (werden wir oder werden wir nicht 
Opfer/Teilnehmer enes einer angestrebten Musterprozesses). Hier die gleiche 
Diskussion zu führen die Herr Caspar mit Google führt wird uns jedenfalls einer 
Lösung nicht näher bringen wie sich Google und Caspar bereits gekommen sind.

Aus unterschiedlichen Quellen liest man unterschiedliche Punkte. Nachdem ich 
die Situation zur Zeit noch teilweise ähnlich sehe wie Lars (die Aussagen von 
Herrn Caspar sind wohl nicht völlig aus der Luft gegriffen, aber eben auch 
keine Neuigkeit) hab ich die unterschiedlichen Quellen teils nur überflogen. 
Den großen Reim drauf kann ich mir auch machen, ohne dass 20 Redakteure die 
Aussage eines engagierten Datenschützers bewerten und kommentieren.

Die Kritikpunkte (die ich zumindest rechtlich nachvollziehen, wenn auch selbst 
nicht ganz befürworten kann) sind meines Wissens:
* Es haben zu wenige Menschen die reale Möglichkeit auf ein Opt-Out 
(Browserspezialisierung bei OptOut-Buttons)
* IP-Adressen werden nicht zwingend verkürzt übertragen
* Die Daten gehen grundsätzlich in die USA
* Google möchte mit seinen Kunden keine ADV treffen wie sich Herr Caspar 
vorstellt dass der gesetzliche Rahmen in Deutschland fordert

Einen OptOut-Button halte ich persönlich für minestens fragwürdig. Natürlich 
muss den Gesetzgeber nicht interessieren, wie eine per Vorschrift erzwungen 
Lösung tatsächlich realisiert ist. Ich stelle mir nur vor: Ich will nicht, dass 
meine Daten via Google Analytics getrackt werden. Meine IP ändert sich 
mindestens täglich. Heißt das, dass ich zwingend den Google-Tracking-Cookie 
erlauben muss und ein Google-Konto besitzen durch deren Verknüpfung die Google 
Analytics-Datenbank dann ermittelt, dass ausgerechnet mein Klick nicht 
gespeichert werden soll? Insbesondere stelle ich mir dann auch die Frage, ob 
sich ein bewusstes Out-Out aus dem Google-Analytics-Netz (generell: 
Benutzerprofilierung und dadurch zielgerichtete Werbung, was bei durchgeführter 
Nichtteilnahme wohl statistisch geringere Werbeeinnahmen durch mich bedeutet) 
auf die Qualität meiner Suchtreffer auswirkt. Nachdem Google meine 
Suchergebnisse auch inhaltlich personalisiert (Google weiß ja, was ich in den 
letzten Jahren gesucht habe) muss Google nicht mal bewusst böse werden um eine 
schlechtere Qualität der Suchergebnisse zu produzieren, es könnte schlichtes 
Resultat der technischen Gegebenheiten sein.

Die Verkürzung der IP-Adressen ist gleichermaßen Fluch und Segen. In diesem 
Zusammenhang steht die geolokalisierung der Besucheranzeige im Analysetool. Die 
letzten beiden Zifferngruppen zu entfernen (so meines Wissens die von Google 
implementierte Variante) bedeutet effektiv, dass sich nicht einmal das 
Bundesland meiner Besucher sinnvoll ermitteln lässt. Wer zielgerichtet Inhalte 
veröffentlicht und anhand der erfolgten Suchergebnisse seine zukünftigen 
Veröffentlichungen so plant dass er möglichst genau seine Zielgruppe erreicht, 
wird die fehlende oder nicht mehr zuverläsige Geolokalisierung sicher 
vermissen. Herr Caspar kritisiert, dass der Webseitenbetreiber die Verkürzung 
bewusst aktivieren muss und häufig weder von der Möglichkeit noch von der 
Notwendigkeit weiß. Hier stimme ich ihm zu: Wenn es ein entsprechendes
Gesetz gibt, könnte Google dem auch völlig ohne Nutzerzutun Folge leisten und 
grundsätzlich alle IPs verkürzt speichern, die in Deutschland beheimatet sind.


Zum Schluss möchte ich noch kurz die Idee kommentieren, eine lokale eigene 
Alternative zu Google Analytics auf einem eigenen Server zu betreiben.

Grundsätzlich ist man natürlich verpflichtet, die gleichen rechtlichen 
Rahmenbedingungen zu erfüllen wie es auch Google muss. Wenn die Speicherung von 
IP-Adressen nur in reduzierter Form zulässig ist dann muss ich das auch tun. 
Das betrifft sowohl Apache-Access-Log als auch ggf. zusätzlich verwendete 
Analysesoftware. Wenn das erreicht ist: Warum nicht.

Allerdings muss man sich auch die nicht unerheblichen Möglichkeiten vor Augen 
halten, die Google mit Analytics bietet. Es stellt schon eine nicht zu 
unterschätzende SEO-Aufgabe dar, den eigenen Google-Analytics-Account 
entsprechend sinnvoll zu konfigurieren, die Konfiguration aktuell zu halten und 
die eigene Seite ständig so zu verändern, dass die Analyse dadurch möglichst 
die gewünschten Informationen liefert. Wenn ich beispielsweise wissen möchte, 
wie viele meiner Newsletteranmeldungen im letzten Jahr durch den kreisrunden 
Button auf meiner Startseite erfolgt sind, wie viele durch den Link in der 
Lightbox der Kontaktseite und wie viele durch die unauffällige Fußnote auf 
jeder Seite, wenn mir also zur Auswertung einer bestimmten Benutzeraktion der 
Bewegungsverlauf des Benutzers auf der Webseite wichtig ist (nicht weil ich 
meine Benutzer verfolgen möchte sondern weil mir nur so unterschiedlich 
erfolgreiche Marketingmöglichkeiten für das selbe Ziel auffallen) tu ich mich 
schon recht schwer, das selbst zu implementieren. Klar *kann* man das mit 
endlichem Aufwand machen. Google Analytics hat da aber sicherlich einige 
tausend Softwaredesigner- und -entwicklertage Vorsprung. Auf die Schnelle wird 
man da keine brauchbare Eigenlösung auf die Beine stellen können.
Es gibt in der Hinsicht zwar halbwegs brauchbare Alternativen. Piwik wurde ja 
schon angesprochen. Aber realistisch: Nach Analytics kommt erst einmal ganz 
lange nichts, alle mir bekannten Alternative sind keine ernsthafte Konkurrenz 
zu Google Analytics.


Mir fällt -- auch wenn das jetzt nicht hier hin gehört -- ein Spruch von Hagen 
Rether ein, der zum Thema Glühbirnen und Energiesparlampen sinngemäß sagt: Den 
Dreck kauft doch keiner. Doch, wir verbieten einfach die alten. Piwik zu 
Analytics ist fü rmich wie Energiesparlampen von vor 10 Jahren zu Glühbirnen: 
Leuchten auch, aber eben keine ernsthafte Alternative. Kann sich aber mit der 
Zeit ändern, insbesondere wenn man den gesetzlichen Druck erhöht.


Zum Schluss noch wie angekündigt meine Haltung zur Frage, ob Google böse ist.

Ich hate Google für ein äußerst zielstrebiges und inovatives Unternehmen. 
Google macht Geld in erster Linie mit Werbung und ist darin deshalb so 
erfolgreich, weil es seine Besucher kennt. Die Benutzerprofilierung ist, könnte 
man sagen, das Kapital. "Das Internet downloaden kann jeder mit genügend viel 
Netzwerk". Google hat aber mit den recht exakten Benutzerdaten deutlich mehr in 
der Hand als nur eine Kopie aller im Internet veröffentlichten Informationen: 
Nämlich auch eine Menge Informationen, die nicht direkt veröffentlicht sind 
sondern die sich erst durch Verknüpfung von Fakten ergeben.

Das wohl letzte das Google will dürfte sein, dieses Kapital aus der Hand zu 
geben. Ich halte es für ziemlich unwahrscheinlich, dass Google seine Daten 
veröffentlicht. Dazu sind die einfach zu wertvoll.

Ein weiterer Aspekt von Googles Erfolg ist aber auch, dass ihm alle Welt 
vertraut. Image. Wenn bekannt würde, dass Google mit diversen Regierungen 
zusammenarbeitet und detailierte Informationen über einzelne Benutzer 
veröffentlicht wäre dieser Rufrecht schnell im Eimer, und kurz danach die 
Werbeplattform. Deshalb gehe ich davon aus, dass Google auch aus dieser Sicht 
ein wirtschaftliches Interesse daran hat, dass meine Daten geheim bleiben.

Viel gefährlicher finde ich in der Hinsicht die Google-Konkurrenz die 
sicherlich ähnliche Informationen erhebt, die aber nicht so präsent sind wie 
Google. United Internet wurde hier schon angesprochen. Im Vergleich mit 
Googlemail hat der GMX-Maildienst exakt die gleichen Möglichkeiten und auch 
andere Suchdienstanbieter betreiben Werbenetzwerke. Dass die Google-Konkurrenz 
mit ähnlichen Möglichkeiten wie Google diese nicht nutzen würde glaubt wohl 
niemand.


Grüße,




Stephan Schuler
Web-Entwickler

Telefon: +49 (911) 539909 - 0
E-Mail: stephan.schu...@netlogix.de
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Persönlich haftende Gesellschafterin: netlogix Verwaltungs GmbH (HRB 20634)
Umsatzsteuer-Identifikationsnummer: DE 233472254
Geschäftsführer: Stefan Buchta, Matthias Schmidt

-----Ursprüngliche Nachricht-----


Von: typo3-german-boun...@lists.typo3.org 
[mailto:typo3-german-boun...@lists.typo3.org] Im Auftrag von Kay Strobach
Gesendet: Donnerstag, 13. Januar 2011 15:24
An: typo3-german@lists.typo3.org
Betreff: [TYPO3-german] Re: Google Analytics im Visier der Datenschützer

Hi,

> das ist mir alles bekannt, danke für die Hinweise. Glaube mir, ich kenne mich 
> sehr gut mit der Technik und den Zusammenhängen aus. Es geht doch aber um 
> etwas Anderes. Was um Himmels Willen kann ich mit der Information anfangen, 
> dass User XY mit der IP XX GMail nutzt?
>
> Setzen wir das mal in die Praxis um:
> Der User Max Mustermann geht von der Uni mit der IP 123.123.123.123 ins Netz 
> und bemüht seinen GMail-Account. Nun geht er auf eine Seite mit GA. Google 
> weiß nun, dass der User Max Mustermann auf Seite XY war.
> Hier greift die Eigenverantwortung des Nutzers. Soll er eben keinen 
> GMail-Account nehmen, dann wird es die direkte Verknüpfung zu Google, seiner 
> Person und seiner Adresse nicht geben können.

Problem bei Google ist die Zusammenführung der Dienste.

Grüße
Kay
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