NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 64/17 | 1. JUNI 2017
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Umwelt/Meere
NABU: Gaspipeline Nord Stream 2  bedroht Ostsee
Miller: Projekt gefährdet Klimaziele und zerstört Schutzgebiete
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Berlin – Am 31. Mai hat er NABU eine umfangreiche Stellungnahme zum
geplanten Bau der Gaspipeline Nord Stream 2 abgegeben. Die Pipeline soll
auf mehr als 1200 Kilometer Länge durch die gesamte Ostsee gebaut
werden, um russisches Erdgas nach Deutschland zu transportieren. Der
NABU ist sicher: Das Vorhaben gefährdet Klimaziele, es steht in krassem
Widerspruch zu geltendem Energie- und Umweltrecht und zerstört
Schutzgebiete in der Ostsee.
 
„Der Bau einer zusätzlichen Pipeline ist völliger Irrsinn. Wir brauchen
weniger und nicht mehr fossile Energie, um die Pariser Klimaziele zu
erreichen. Statt Investitionen in fossile Infrastruktur zu versenken,
muss in Energiesparen, Energieeffizienz und naturverträgliche
erneuerbare Energien investiert werden“, so NABU-Bundesgeschäftsführer
Leif Miller, der auch dem Argument der Brückentechnologie nichts
abgewinnen kann: „Erdgas ist eine Brückentechnologie, aber diese Brücke
führt ins Nichts. Auch wenn beim Verbrennen weniger direkte
Treibhausgase ausgestoßen werden als bei Öl oder Kohle –  schon
geringste Mengen Erdgas, die bei der Förderung, Transport oder Nutzung
entweichen, machen diesen Vorteil zu Nichte, denn Erdgas selbst ist sehr
viel klimaschädlicher als CO2.“
 
Die Pipeline ist für die Gasversorgung Deutschlands nicht erforderlich,
so dass ihr Bau überhaupt nicht gerechtfertigt ist. Damit widerspricht
der Bau dem Bundesnaturschutzgesetz, das klar festlegt: „Erhebliche
Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft sind vom Verursacher
vorrangig zu vermeiden“ (Paragraph 13). Trotzdem schafft die Nord Stream
2 AG heute bereits Fakten und setzt Entscheidungsträger damit unter
Druck. Obwohl eine Genehmigung des Vorhabens noch nicht absehbar ist,
rollen die Pipelinerohre schon Richtung Ostsee.
 
„Für das sensible Ökosystem Ostsee wäre das Vorhaben eine Katastrophe.
Die Ostsee ist durch Fischerei, Sand- und Kiesabbau, Schiffahrt und
massive Nährstoffeinträge bereits extrem belastet. Für das Projekt Nord
Stream wird der Meeresboden aufgebaggert und dadurch weitere
Nährstoffmassen freigesetzt. Allein im Greifswalder Bodden sind es 15
Tonnen Phosphor. Beim Bau werden Seetaucher und Meeresenten gestört und
durch den Lärm die extrem bedrohten Schweinswale vertrieben – und das
alles im Schutzgebiet“, so NABU-Meeresschutzexpertin Anne
Böhnke-Henrichs. In den deutschen Meeresgewässern verläuft die Trasse
vollständig durch NATURA 2000-Gebiete, die für den Schutz von z.B.
Seevögeln, Riffen oder Seegraswiesen eingerichtet wurden. Der
geplante Bau der Gaspipeline  würde die  Zielvorgaben gleich mehrerer
EU-Umweltrichtlinien, nämlich  der Wasserrahmenrichtlinie,
Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL), Fauna-Flora-Habitat Richtlinie
(FFH-RL) und Vogelschutzrichtlinie (VRL) konterkarieren und bestehende
Schutzgebiete entwerten. Dabei läuft gegen Deutschland  bereits ein
Vertragsverletzungsverfahren der Europäischen Kommission. Grund: Eine
unzureichende Umsetzung des Schutzgebietsnetzwerks Natura 2000.
 
Weitere Informationen und Link zur NABU-Stellungnahme:
https://mecklenburg-vorpommern.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/gesellschaft-und-politik/beteiligungen-und-klagen/22533.html

 
Für Rückfragen:
Anne Böhnke-Henrichs, NABU-Referentin Meeresschutz, Tel. 030
284984-1638, E-Mail: anne.boeh...@nabu.de  
 
Sebastian Scholz, Teamleiter Klima- und Energiepolitik, Tel. 030
284984-1617.
E-Mail: sebastian.sch...@nabu.de 
 
 
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