NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 15/21 | 18. Februar 2021
________________________________________________________________
Umwelt/EU/Klagen
NABU: Deutschland erhält Quittung für Nichtstun
Neue Naturschutzklage der EU gegen Deutschland
________________________________________________________________
 
Brüssel/Berlin ᆳ– Die Europäische Kommission hat heute beim
Europäischen Gerichtshof (EuGH) gegen Deutschland wegen
unzureichender Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie Klage
eingereicht. Sie wirft Bund und Ländern vor, die als Natura-2000-Gebiete
ausgewiesenen FFH-Flächen unzureichend rechtlich zu sichern und keine
ausreichend konkreten Schutzziele zu formulieren. NABU-Präsident
Jörg-Andreas Krüger: „Offenbar haben Bund und Länder den genau vor
einem Jahr ergangenen Warnschuss, die sogenannte begründete
Stellungnahme, der EU-Kommission nicht gehört und die Missstände nicht
behoben. Jetzt drohen eine weitere Verurteilung durch die Richter in
Luxemburg und bei weiterem Nichtstun unter Umständen sogar
Strafzahlungen. Die Länder und der Bund müssen endlich tätig werden.“
 
Dass Deutschland bisher keine gebietsspezifischen Erhaltungsmaßnahmen
festgelegt und umgesetzt hat, ist der aus NABU-Sicht schwerwiegendste
Vorwurf. Raphael Weyland, NABU-EU-Umweltrechtsexperte: „Es ist ein
Unding, dass dies auch sieben Jahre nach Einleitung dieses
Vertragsverletzungsverfahrens und fast drei Jahrzehnte nach
Inkrafttreten der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie noch erstritten werden
muss. Dabei geht es hier um das Umsetzen von Vorgaben, zu denen sich
Deutschland bereits 1992 verpflichtet hat, und nicht etwa um das
Ausweisen neuer Schutzgebiete.“
 
Die Konsequenzen der mangelhaften Natura-2000-Umsetzung sind auch in
Nord- und Ostsee nicht zu übersehen. Zuletzt dokumentierten
Wissenschaftler einen Rückgang des streng geschützten Schweinswals in
seiner Kinderstube im Sylter Außenriff um jährlich fast vier Prozent in
den vergangenen zwei Jahrzehnten. „Weder in Schutzgebieten noch in
wichtigen Wanderkorridoren wird Deutschlands einziger heimischer Wal
wirksam vor den Auswirkungen von Fischerei, Schifffahrt oder
Offshorewind geschützt“, kritisiert NABU-Meeresschutzexperte Kim
Detloff.
 
Aus NABU-Sicht sind zunächst vor allem die Bundesländer am Zug. Sie
müssen die Vorgaben systematisch umsetzen. Die Bundesregierung muss
dies für die marinen Gebiete in der Ausschließlichen Wirtschaftszone von
Nord- und Ostsee tun. „Damit in den Gebieten aber tatsächlich Arten und
Lebensräume geschützt werden, ist eine ausreichende Finanzierung
notwendig. Wer nicht mit Verboten und Vorgaben arbeiten will, muss
Landwirten und Waldbesitzern attraktive Anreize für Naturschutzmaßnahmen
bieten“, so Weyland. Basierend auf Zahlen der Bundesregierung schätzt
der NABU, dass hierfür 1,4 Milliarden Euro im Jahr notwendig sind.
Weyland: „Diese müssen und können durch Umschichtung von bisher pauschal
fließenden Agrarzahlungen mobilisiert werden. Doch die derzeitigen Pläne
des Bundeslandwirtschaftsministeriums ignorieren dies völlig und
riskieren so weiter schmerzhafte Urteile des Europäischen
Gerichtshofs.“
 
Pressemitteilung der EU-Kommission:
https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/ip_21_412


NABU-Naturschätze.Retten-Blog vom 14.02.2020 zur begründeten
Stellungnahme in diesem Verfahren:
https://blogs.nabu.de/naturschaetze-retten/vertragsverletzungsverfahren-wegen-missachtung-von-natura-2000/
 
Für Rückfragen:
Raphael Weyland, NABU-EU-Umweltrechtsexperte, 
Mobil: 0032-487457191, E-Mail: raphael.weyl...@nabu.de
 
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------
NABU-Pressestelle
Julian Bethke | Britta Hennigs | Katrin Jetzlsperger | Silvia Teich 
Tel. +49 (0)30.28 49 84-1538 | -1722 | -1534 | -1588 
Fax: +49 (0)30.28 49 84-2000 | E-Mail: pre...@nabu.de
 
Sollten Sie keine Pressemeldungen mehr von uns erhalten wollen, können
Sie sich hier abmelden: www.NABU.de/presseabo-abbestellen
( http://www.nabu.de/presseabo-abbestellen) 
_______________________________________________
Pressemeldungen mailing list
Pressemeldungen@lists.wikimedia.org
https://lists.wikimedia.org/mailman/listinfo/pressemeldungen

Antwort per Email an