Lieber Philipp, liebe Bagasch,

ich finde, Du hast ein recht plattes Weltbild. Du unterstellst
Kritikern Grüner Gentechnik, dass sie einfach nur dagegen sind,
Beißreflexe ausüben, nicht offen sind, sich nicht mit dem Thema
auseinandersetzen. Dies sind leider nur Behauptungen, die aus meiner
Erfahrung selten etwas mit der Realität zu tun haben. Ich stimme zwar
zu, dass die öffentliche Debatte oft auf sehr schlechtem Niveau
geführt wird ("Ich ess nix mit Genen drin!"), aber diejenigen wie ich,
die sich seit längerem mit der Thematik auseinandersetzen, und an
Bündnissen gegen Grüne Gentechnik beteiligt sind (ich bin z.B. an der
Erstellung eines gentechnikfrei EinkaufenFührers in meiner Stadt und
diversen Informationsveranstaltungen beteiligt), kann man i.d.R. nicht
Plattheit, Beißreflexe und Unwissen vorwerfen. Man kann mit uns gerne
diskutieren und ich bin der erste zuzugeben, dass bei dieser
schwierigen Thematik noch vieles ungeklärt ist (ein Grund aus meiner
Sicht für zumindest ein Moratorium) und dass ich viele
wissenschaftliche Details noch nicht durchdrungen habe.

Deine Argumentation entzieht sich zudem im Folgenden den Gesetzen der Logik:

> machen, sondern, weil sie so ihre Machtbasis halten. Und der ewige "Es gibt
> eh genug essen, man muss es nur besser verteilen"-Schmafu ist auch schon
> kälter als der Kaffee von letztem Jahr - wer glaubt, das Problem so einfach
> lösen zu können, möge sich nach erfolgreicher Umsetzung doch bitte den extra
> dafür eingeführten Nobelpreis für Logistik abholen. Aber huch, das würde ja

Ich habe ja nicht argumentiert, dass die Welternährungsproblematik
einfach gelöst werden kann, sondern ist habe versucht folgendes
auszudrücken:

(1) [Essenmenge für Weltbevölkerung vorhanden] wahr (nach Ziegler)
(2) [Essenmenge für Weltbevölkerung vorhanden -> alle kriegen etwas]
falsch (siehe Deine Tageszeitung)
(3) [größere Essensmenge als jetzt -> alle kriegen etwas] zweifelhaft
aufgrund von (1) und (2)

D.h. ich habe versucht nahezulegen, dass der Ansatz der
GenTech-Industrie an einer gar nicht so wichtigen, d.h. eher der
falschen Stelle ansetzt.

Scheinbar bin ich mit dem hier geäußerten nicht genug ins Detail
gegangen, s.d. der Eindruck entstand ich würde nicht fundiert
argumentieren. Oft ist es ja leider so, dass wenn man eine extreme
Meinung auf dem Meinungsspektrum vertritt, dass diese dann fundamental
und nicht fundiert ist. Dies ist leider aber nicht logisch, denn auch
noch eingehender Prüfung eines Themas kann man zu einer eindeutigen
Pro- oder Kontra-Meinung kommen. Bei diesem Thema ging es mir so, dass
ich anfangs die GenTech-Industrie versprechen erstmal in sich logisch
und nachvollziehbar fand, dass ich aber je mehr ich mich mit dem Thema
und praktischen Beispielen und Auswirkungen beschäftigt haben,
feststellte, dass Grüne Gentechnik im Freiland, die sich über die Luft
verbreiten kann, vorerst abzulehnen ist.

Insofern konkreter und ehrlicher Bedarf besteht, dass ich einige
meiner Thesen und Argumente fundiere oder gegen die Thesen des
Artikels im Details etwas schreibe oder Quellen poste, dann tue ich
dies gerne.

> P.S.: Ich will jetzt gar nicht GM, oder irgendetwas, loben oder als sinnvoll
> bekunden - ich bin kein Landwirt und kein Biologe. Mich kotzt nur dieser
> ewige linke Beissreflex hier in der Bagasch an.

Mir scheint also, dass hier eher Du den Beißreflex ausübst.

Lars

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