Die grundlegende Idee des Replikators in StarTrek: ein digitales Verzeichnis aller möglichen Strukturen, die von einem Mechanismus als Objekte im Realraum manifestiert werden. Wie er funktioniert, ist Nebensache. 3D Drucker sind ja bereits bekannt, der Focus der Entwicklung liegt nun auf dem Entwurfsprozess - von der Grundlage eines Entwurfs bis zum Drucken des fertigen Modells. Ein Hersteller, 3D Systems, ein Hersteller aus Rock Hill, South Carolina, nennt es "3D lifestyle" und hat die zugehörigen Produkte (Hard + Software) auf der diesjährigen CES in Las Vegas vorgestellt. Im Unterschied zu anderen 3D-Printer-Herstellern hat er sich darauf konzentriert, 3D-Druck-Hochtechnologie für den Consumermarkt zu adaptieren und somit günstiger zu machen. Denn für Profis gibt es 3D-Drucker ja schon lange, etwa im Prototypen-Entwurf oder in der Zahnmedizin. Die neuen Consumer-Maschinen bewegen sich aber typischerweise bei Preisen "unter 10.000 US$", sie haben aber die Präzision von Profimaschinen, also Schichten im Mikrometerbereich ohne sichtbare Oberflächenrauheit, die erst nachbehandelt werden müsste. Die Geräte drucken mit allen möglichen Materialen, die Verbrauchsmaterialien kommen in einfach zu wechselnden Patronen, wie bei Tinten- oder Tonerdruckern. Hardwaremäßig also keine Diskussion mehr. Die Revolution muss also in der Software ihre Fortsetzung finden, ähnlich wie es Apple für beispielsweise die Musikindustrie vorexerziert hat. Die Vision der Industrie ist die individuelle Fertigung, ein für den Kunden personalisiertes Produkt. Im Automobilmarkt wird das seit langem praktiziert, mit den neuen 3D-Druckmöglichkeiten breitet sich die digitale Herangehensweise auf immer mehr Sparten aus:
Der Ansatz beim Entwurf eines 3D-Designs ist es, von einer Liste an Grundformen auszugehen und diese zu kombinieren oder zu variieren, zu personalisieren. Das Vorgehen lässt sich auf alle Arten von Produkten anwenden. Was einmal Handwerk war reduziert sich so zunehmend auf das Verarbeiten digitaler Daten. Was ein geschütztes Muster war, wird künftig ein Listeneintrag bei einem der großen Musteranbieter sein. Die Schnittstelle für den Consumer wird künftig - ähnlich wie bei Kopierern - vermutlich der Copyshop sein, der die Geräte beherbergt und wartet. Bei entsprechendem Volumen oder Finanzkraft steht so ein Gerät auch im eigenen Heim oder Laden, wie es Anfangs bei Farbdruckern auch der Fall war. Die Druckvorbereitung erfolgt in der Regel durch den Endkunden zu Hause auf dem eigenen Computer, die Software kommt vom Druckerhersteller und spannt den Raum mit seinem Gesetzen auf, innerhalb dessen man kreativ denken darf. Das Ziel ist es, den Entwurfsprozess zu kontrollieren und das funktioniert bereits erstaunlich effektiv. Szenario #1: In einem Einkaufszentrum steht ein futuristisches Hüttl. Es ist ein Fotoautomat - man setzt sich hinein, ein im Spiegel eingelassener Screen zählt einen Countdown, das Foto ist fertig. Das Bild erscheint - haarlos und als von allen Seiten besehbares Kopfmodell - außen auf einem Touchscreen. Durch Auswahl kann man den eigenen Kopf auf einer von zahlreichen Star-Trek-Figuren montieren. In weiteren Schritten wählt man dazu passendes Haar, die gewünschte Uniform (und den Rang), die Pose und gibt den Druck in Auftrag. Das Gerät - und die zugehörige Demo-Software "StarTrek" heisst 3D Foto Booth. Keine Angaben über den Preis gefunden. Szenario #2: Ich möchte ein 3D-Objekt mit meinen Händen modellieren. Dazu nehme ich die 3D-Maus, eine Art Modellierwerkzeug, das an einem Arm montiert ist. Ein Tonblock ist am Bildschirm sichtbar und dazu eine virtuelle Repräsentanz des realen Modellierwerkzeugs. Die Bewegungen vollführe ich zwar in der Luft, aber ich spüre den Widerstand des Tons, sehe, wie Material abgetragen und verschoben wird. Touch 3D Mouse ist nach Angaben von 3D Systems die erste hochpräzise, haptische 3D-Maus für den Consumer-Markt. Wenn ich es richtig gehört habe unter US$ 500. Szenario #3: Eine Pâtisserie bietet als spezielles Service individuellen Zuckerguß an: Das Brautpaar wird kurz im Shop mit dem Handy in Alltagsgewand abgelichtet und steht schon bald als Zuckerfiguren im Brautkleid und Anzug in Farbe auf der Hochzeitstorte. Die Maschine heisst ChefJet, ist lebensmittelsicher, druckt additiv mit Feinkristallzucker und Wasser, wahlweise auch mit Schokolade. Szenario #4: Seltene Lego-Bausteine sind jedem kreativen Kind ein Graus. Man muss sich ein bestimmtes Lego-Modell schenken lassen, nur um an den einen Baustein zu kommen, der sonst nicht erhältlich ist. Lego wird künftig vermutlich nur mehr eine Basis-Library im 3D-Drucker sein. Wenn dem Kind danach ist, erzeugt es einen neuen Baustein - die Kreativität wird "nur" von den Einschränkungen limitiert, die der Hersteller vorgibt und die (abgesehen vom Musterschutz) vornehmlich dazu dienen, die Kompatibilität der Steine zueinander sicher zu stellen. Und natürlich, um nach Hause zu melden, was die Leute denn so entwerfen - vielleicht ergibt sich daraus ein begehrtes Produkt, das man vorgefertigt in den Handel bringen kann - weil zeitraubend ist individueller Druck ja immer noch. Diese Geräte werfen Fragen und Themenkomplexe auf, die ich noch nicht einmal überschauen kann. Faszinierend sind die Produkte jedenfalls. fra link: http://www.youtube.com/watch?v=UWnmzn1rl8A (CES-Show, 55 min, sehenswert) http://cubify.com/ (das Objekt-Verzeichnis von 3D Systems) http://www.3dsystems.com/ces (Pressemeldungen von der CES) http://sploid.gizmodo.com/beautiful-3d-printed-candies-look-like-delicious-modern-1498068442 _______________________________________________ bagasch mailing list bagasch@lists.monochrom.at http://monochrom.at/mailman/listinfo/bagasch