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DRM light soll digitaler Kontrolltechnik den Stachel ziehen

   [31.01.2004 11:35]

   Forscher der Fraunhofer-Gesellschaft haben unter Federführung des Erlanger
   Fraunhofer-Instituts für integrierte Schaltungen (IIS)[1] ein neuartiges System fürs
   digitale Rechtemanagement (DRM) entwickelt. Es soll bestehende Freiräume der Nutzer 
in
   puncto Kopieren erhalten, während es gleichzeitig eine Handhabe liefert, um zu 
verhindern,
   dass über Tauschbörsen großflächig Urheberrechte verletzt werden. Christian 
Neubauer vom
   IIS erläuterte das bereits auf der letztjährigen Popkomm in Köln vorgestellte 
Konzept am
   gestrigen Freitag auf dem Symposium "DRM und Alternativen"[2], das der Berliner
   Wissenschaftler Volker Grassmuck gemeinsam mit dem Stiftungs-Verbundkolleg der
   Alcatel-SEL-Stiftung organisierte.

   Mit ihrem so genannten Light Weight Digital Rights Management[3] (LWDRM) wollen die
   Forscher zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Auf der einen Seite geht es ihnen 
darum,
   dem von Kritikern auch als "Digital Restrictions Management"[4] bezeichneten 
klassischen
   DRM den Stachel zu ziehen und die Gängelungen der Nutzer aufzuheben. Andererseits 
ist es
   ihr Ziel, die Sümpfe der gängigen Peer-to-Peer-Netzwerke (P2P) trocken zu legen. 
"Bei
   Missbrauch werden wir die Nachverfolgbarkeit ermöglichen", so Neubauer.

   LWDRM stellt viele Prinzipien herkömmlicher DRM-Konzepte auf den Kopf. 
Normalerweise sehe
   eine DRM-Kontrolltechnik "den Nutzer als Feind an", so Rüdiger Grimm[5], Professor 
am
   Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft der TU Ilmenau, der die Idee des
   "freundlichen" DRM mit konzipiert hat. Klassischerweise[6] sollen mit 
Lizenzschutztechnik
   ausgestattete Geräte "die Interessen eines anderen gegen mich durchsetzen", so 
Grimm, "was
   in der Sicherheitswelt niemals funktioniert". LWDRM wahrt dagegen Nutzerinteressen 
wie das
   Erstellen von Privatkopien oder die Weitergabe von Dateien an Freunde. Der einzige 
Preis,
   den der Anwender zu zahlen hat: Er muss die digitalen Güter elektronisch signieren. 
Damit
   akzeptiert er, dass sie leicht verfolgbar und etwa in Tauschbörsen identifizierbar 
sind.

   Die sanfte Überwachungstechnik basiert auf dem Standard MPEG-4. Die so codierten 
Inhalte
   werden für den Transport gemäß den Vorgaben der "Intellectual Property Management 
and
   Protection"-Architektur[7] (IPMP) verschlüsselt. Dabei kommen die Algorithmen RSA, 
AES und
   ISMACryp, das ist der Kryptomechanismus der Internet Streaming Media Alliance[8], 
zum
   Einsatz. Als zweiter Schutzwall gegen das Abgreifen von Inhalten über analoge
   Rechnerausgänge dienen digitale Wasserzeichen. Dabei gehe es "um den Schutz vor 
Missbrauch
   im großen Stil", nicht um Kopierschutz, betonte Christian Neubauer.

   Das System stützt sich zudem auf zwei neue Formate. Da ist zum einen das Local Media
   Format (LMF), das den aus dem Netz gefischten Content zunächst an den 
Download-Rechner
   bindet. Erst wenn sich der Nutzer bei der Zertifizierungsstelle für das
   Verschlüsselungssystem registriert und eine heruntergeladene Datei signiert hat, 
wird
   diese "frei" geschaltet. Danach kann sie - theoretisch ohne Beschränkungen - kopiert
   werden. Ein so im Signed Media Format (SMF) kodierter Song, Text oder Filmstreifen 
ist
   über die Signatur an ein Pseudonym und die von der Zertifizierungsstelle aufdeckbare
   Person gekoppelt. Er soll sich auch auf einen externen Player übertragen lassen, 
der aber
   das LWDRM unterstützen muss.

   Die LWDRM-Entwickler gehen davon aus, dass Nutzer die derart gekennzeichneten 
Inhalte aus
   Angst vor Sanktionen tunlichst nicht in Tauschbörsen anbieten. Zudem könnten
   Knotenbetreiber in P2P-Netzen dergleichen Dateien, die nicht für die
   Online-Kopiermaschinen gedacht sind, leicht herausnehmen - das meint jedenfalls 
Neubauer.
   Das System ermöglicht seiner Ansicht nach "die großflächige Einführung von 
gesichertem
   Inhalt und gewöhnt die Nutzer an DRM." Erste Gespräche über Praxistests seien etwa 
mit der
   GEMA[9] bereits positiv verlaufen.

   Mit größerem Gewöhnungsbedarf bei den Content-Anbietern rechnet man dagegen im
   Zusammenhang mit dem zusätzlichen Vorschlag, die Bezahlung von digitalen Gütern an 
ein
   Anreizsystem zu koppeln. Ein entsprechendes alternatives Vertriebssystem für 
Inhalte auf
   Basis des Graswurzelprinzips haben Fraunhofer-Forscher und das Ilmenauer
   Startup-Unternehmen For Friends Only[10] unter dem Titel Potato-System[11] 
entwickelt.
   Kopieren und downloaden ist damit unbeschränkt möglich. Aber nur wer ein Werk 
kauft, kann
   beim weiteren bezahlten Vertrieb des Stücks Provisionen kassieren.

   Das liberale DRM-System ist indes noch keineswegs frei von offenen Fragen. So 
müssten
   Haftungsaspekte wohl dezidiert ausgeschlossen werden, sagte Grimm. Dass etwa ein 
Hacker
   sich einen privaten Schlüssel ergaunern und damit "fremd" signierte Dateien per P2P
   verbreiten könne, sei theoretisch nicht auszuschließen. Kein Gegenargument ist für 
den
   Techniker, dass für das Abspielen der LWDRM-Inhalte eine neue Gerätegeneration
   erforderlich ist: "Die Industrie arbeitet eh an einem Systemwechsel mit hartem 
DRM". Da
   sei es besser, wenn über das Signaturkonzept eine Öffnung der virtuellen 
Daumenschrauben
   vollzogen werde. (Stefan Krempl) /
   (psz[12]/c't)

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     http://www.heise.de/newsticker/meldung/44210

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     [2] http://waste.informatik.hu-berlin.de/Grassmuck/drm/
     [3] http://www.lwdrm.com/ger/
     [4] http://www.heise.de/newsticker/meldung/print/33904
     [5] http://www.stud.tu-ilmenau.de/~rgrimm/
     [6] http://www.heise.de/newsticker/meldung/24411
     [7] http://www.ipmp-ra.org/ipmp/ipmpweb.nsf/home1
     [8] http://www.isma.tv/
     [9] http://www.gema.de/
     [10] http://www.4fo.de/
     [11] http://www.potatosystem.com/info/ger/
     [12] mailto:[EMAIL PROTECTED]

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Tschuess, Tim.

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Nutzloses Wissen, #52:
Eine Katze hat 32 Muskeln in jedem Ohr.


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