Hi Daniel,

> Wir bauen eine kleine Webseite, auf der der User sein Tastatur
> Layout angibt, und dann einen vorgegebenen Text abtippt. Dabei
> werden ausnahmslos alle keyUp und keyDown events mit exaktem
> Timestamp getrackt und im Backend in einer Datenbank gespeichert.
> Wenn wir es schaffen, das viele User, viele Texte tippen bekommen
> wir eine große Datenbank auf die wir dann Analyseservices loslassen
> können. Dann können wir ganz genau sehen, bei welchen Kombinationen
> die User wie viel Zeit verlieren.

Prinzipiell sehr gute Idee. Ich denke die Daten könnten sehr nützliche
Informationen liefern. _Daneben_ sollte man aber nicht vergessen, dass
Zeit allein kein hinreichendes Indiz ist, ob etwas angenehmer /
ergonomischer ist. Speziell wenn man mit "Unsinnstexten" die Layouts
vergleicht muss man aufpassen, dass nicht solche Effekte, wie ",
"-Bigramme und ähnliche gewohnte bzw. nicht gewohnte Kombinationen die
Ergebnisse beeinflussen und man das evtl. übersieht und dann falsche
Schlüsse zieht.

Für sehr wichtig halte ich daher die menschliche Komponente:

Man könnte die Auswertung mit einer subjektiven Beurteilung ergänzen.
Ein Nutzer tippt verschiedene kurze Sequenzen der einzelnen Layouts
(erster Vorschlag, wie bereits beschrieben: 5x die die die die die und
dann 5x sok sok sok sok sok oder was auch immer. Dann muss der Nutzer
eine Note geben, wie schwer / leicht die Fingerkombinationen für ihn
"geflossen" sind. Damit die Ergebnisse vergleichbar werden, gibt man
dazu z. B. zwei Beispiele vor. Eines, welches echte Fingerakrobatik
erfodert. Das wird z. B. mit der Note 6 bezeichnet. Dann nimmt man ein
zweites Beispiel, welches man sich _sehr_ gut überlegt hat und welches
nach bisherigem Kenntnissen sehr angenehm zu tippen ist. Dem gibt man
die Note 1. Dann soll der Proband eine Note geben.

In dem Zusammenhang sehr lesenswert, auch wenn es aus dem Bereich
"Image Quality" kommt:

Peter G. Engeldrum, Psychometric Scaling:Avoiding the Pitfalls and Hazards, 
IS&T's 2001 PICS Conference Proceedings, pp. 101-107
http://www.imcotek.com/pdf_temp/PICS-27.pdf

> Vielleicht vertrauen uns ein paar sogar soviel das sie sich einen
> Keylogger

Jaaaaa :) Keylogger wollte ich schon immer installiert bekommen ;-)

Nein, im Ernst. Ich glaube von der Begeisterung für Keylogger mal
abgesehen, dass das eher nicht so interessant wäre, da man nicht weiß,
was der Nutzer gerade macht. Tippt er konzentriert etwas ab oder muss
er nachdenken und Texte umformulieren oder steuert er irgendein
Programm über Tasten und / oder Maus ...?

Ganz uninteressant wären die Daten sicher nicht, aber ich befürchte,
dass die gewünschten Informationen im Rauschen verschwinden würden.

Wichtig ist in allen Fällen auch die Info, ob jemand konsequent mit 10
Fingern blind tippt oder weitestgehend oder ob er ein
Eigen-Such-System hat. Die Kategorisierung könnte man an Beispielen
kurz erklären und dann die Testperson bitten die entsprechende Rubrik
auszuwählen.

Viele Grüße
Peter


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